Charlie
Es dauerte, bis sie alle Schlaf gefunden hatte. Feucht und kalt schliefen sie jedoch aneinander gekuschelt ein.
Charlie träumte von seinen Eltern und dem Haus, in dem er gelebt hatte. Er träumte von seiner Kindheit und von seinen alten Freunden. Er träumte, bis ein plätscherndes Geräusch ihn weckte.
Müde setzte er sich hin. Joris brummte beleidigt im Schlaf und drehte sich zu Lucas. Molly schnarchte leise. Glühwürmchen schwebten über dem Wasser des Flusses und auf dem gegenüberliegenden Ufer schwirrte ein Irrlicht hin und her. Er hörte eine süße Melodie.
„Netter Versuch, aber nein!", flüsterte er dem kleinen Wesen zu.
Die Melodie wurde lauter, verlockender. Charlie lachte. „Nein, danke."
Dann verstummte die Melodie. Das Irrlicht flog auf ihn zu und landete beleidigt und mit verschränkten Armen auf seinen Knien. Es schimpfte in einer ihm fremden Sprache.
„Habe ich dich beleidigt? Bitte verzeih mir. Aber ich werde dir nicht folgen." Charlie betrachtete das kleine Wesen. Er konnte nicht genau sagen, ob es ein Mädchen oder ein Junge war. Doch es erinnerte ihn etwas an eine Fee. Nur das es leuchtete.
Das Irrlicht schnaubte, streckte ihm die Zunge raus und meckerte weiter. Es zeigte auf den Fluss.
„Tut mir leid, aber ich habe nicht vor zu schwimmen! Ich kann nicht Schwimmen."
Nun blinzelte die leuchtende Gestalt und fragte etwas in der zwitschernden Sprache. Es sah ihn mit großen, fragenden Augen an.
Charlie lächelte. „Machst du dir Sorgen um mich? Vielen Dank. Das ist sehr nett von dir."
Dann hörte er wieder das Plätschern. „Hast du das auch gehört?"
Das Irrlicht nickte.
„Was war das?"
Es zeigte erneut zum Wasser. Nun bemerkte Charlie eine Gestalt im Wasser. „Ist das eine Nixe?", fragte er.
Das Irrlicht nickte und sagte irgendetwas. Dann setzte es sich auf seine Schulter. Charlie stand auf und ging vorsichtig zum Wasser. Zwei blaue Augen sahen ihn an, dann verschwand die Gestalt und er sah kurz eine schimmernde Schwanzflosse. Das Irrlicht rief etwas dann flog es zum Fluss und suchte das dieses ab. Suchte es nach der Nixe? Schließlich kam es zu ihm zurück und seufzte.
„Wir haben unseren Beobachter, oder unsere Beobachterin wohl verscheucht. Mach dir nichts draus."
Das Irrlicht nickte und setzte sich wieder auf seine Schultern. Wieder meckerte es.
Charlie gähnte und legte sich wieder zu seinem Bruder. Das Irrlicht machte es sich neben seinem Kopf gemütlich. „Gute Nacht kleiner Freund!", sagte er.
Das Irrlicht lächelte und schloss die Augen. Charlie seufzte. Er hatte eine Nixe gesehen und einen neuen Freund gewonnen. Was für ein seltsamer Wald.
Mollys wütende Stimme weckte ihn am nächsten Morgen.
„Kleine Biester! Hört auf an unserer Plane zu ziehen! Die gehört uns!"
Irritiert öffnete er die Augen und sah sich um. Das Irrlicht war verschwunden, doch dafür konnte er die Umrisse kleiner Feen über der Plane erkennen. Molly und Lucas hielten die Plane fest, doch die Feen zogen schimpfend und lachend daran.
„Versuchen gerade Feen unser Zuhause zu stehlen?", murmelte er noch Schlaftrunken, während Joris glückselig ein Schnarchorchester zum Besten gab.
„Allerdings. Sei so gut und weck deinen Bruder! Ihr könnt uns helfen die Feen zu vertreiben!", schnaubte Lucas.
Gähnend rüttelte Charlie an Joris. „Aufwachen. Wir werden angegriffen."
„Was?" Joris sprang auf und stieß mit dem Kopf gegen die Plane, woraufhin ein paar der Feen abgeschüttelt wurden. Schimpfend stürzten diese sich auf Joris. Sie zogen an seiner Kleidung und an seinen Haaren.
„He!" Er stolperte unter der Plane hervor. Charlie folgte ihm und half dann Molly und Lucas die Plane festzuhalten. Joris hingegen wedelte wild mit den Armen, um die kleinen, zarten Feen mit ihren schillernden Schmetterlingsflügeln loszuwerden.
Lachend hielt Charlie die Plane fest. Eine der Feen betrachtete ihn neugierig.
Charlie lächelte. „Wofür braucht ihr unsere Plane?", fragte er die kleine Gestalt.
Die Fee antwortete, doch er verstand kein Wort. Doch das kleine Wesen kicherte und streckte ihm die Zunge raus.
„Du bist ganz schön frech", antwortete Charlie. Die kleine Fee schnaubte. Nun gesellten sich zwei weitere Feen zu der kleinen Gestalt und begannen Charlie anzumeckern. „Ich verstehe euch leider nicht", sagte er.
„Frech?", schrie Joris nun. „Das sind Biester! Geht weg von mir!" Die Feen schimpften und zogen weiter an seiner Kleidung.
„Ich stimme Joris zu!", verkündete Lucas verärgert.
Doch irgendwann wurde das Spiel für die Feen langweilig und sie flogen davon. Erschöpft legten sich Molly und Joris unter die Plane.
„Ich hasse Feen", murmelte Molly.
Charlie musste an das Irrlicht denken. Am Ende war es nett gewesen. Freundlich.
Ob er es in der Nacht wiedersehen würde?
Und die Nixe?
(c: sasi)
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NIXE - Zwischen Wasser und Wald (BL)
FantasíaNanno lebt in einer unterirdischen Stadt. Charlie, sein Bruder und ihre Freunde sind auf der Flucht. Doch die Menschen verirren sich im Feenwald. Was passiert, wenn Mensch und Nixe aufeinandertreffen? (Dies ist ein weiterer Kurzroman zu den Hexe-Bü...