Kapitel 9

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Nanno

Nanno schwamm zufrieden durch den Fluss. Ab und an kam ihm eine andere Nixe entgegen, doch die meisten befanden sich in der Stadt in ihrer Höhle aus blühendem Eis. Er schwamm tagträumend zwischen dem Seegras her und rollte sich durch den Sand.

Charlie ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Ein Mensch, der sich mit einem Irrlicht anfreundete. Davon hatte er noch nie gehört. Feen nahmen sich gern den Verirrten an. Zumindest, solange sie nicht zu nah an ihrem Wasserfall waren... Dann betrachteten sie Menschen als Eindringlinge. Das hatte eine Nymphe ihm mal erzählt. Aber Irrlichter? Niemals.

Nanno schwamm an die Oberflüche. Er war ein gutes Stück von der Stadt entfernt. Hier war das Seegras dichter und die Bäume höher und undurchdringlich. Ehlin stand am Flussufer, umringt von Schilf und bunten Steinen. Er hatte Nanno bereits entdeckt und winkte ihm zu.

Fröhlich schwamm er zu der Sylphe. „Ehlin! Wie schön!"

Ehlin hielt seine Füße in das Wasser und winkte Nanno zu sich. Die Nixe folgte der Aufforderung und setzte sich zu der Sylphe auf die feuchte Erde. Doch seine Schwanzflosse ließ er im Wasser.

„Gibt es neuen Klatsch und Tratsch von den Feen?", fragte er seinen Freund fröhlich.

„Ich habe zwei der Menschen getroffen", sagte Ehlin leise. „Sie waren nett. Charlie und Joris."

„Du hast mit Charlie gesprochen?", fragte Nanno erfreut. „Worüber habt ihr gesprochen?"

„Dass sie sich hier verirrt haben..." Ehlin zuckte mit den Schultern. „Irrlichtmagie. Vermutlich finden sie niemals aus dem Wald heraus."

„Gut." Nanno lächelte. Doch gleichzeitig wunderte er sich, warum ihn das freute. „Und der andere Mensch? Jo... Joris?"

„Gutaussehend. Und etwas unbeholfen. Er war niedlich." Ehlin lächelte. „Süß. Ich war am Wasserfall und wollte dort mit ein paar Feen sprechen, doch keine kam. Das lag wohl an den sich nahenden Menschen. Und dein Charlie? Sehr freundlich. Die Magie eines Irrlichts haftet an ihm..."

„Müsste sie das nicht an allen? An ihnen haften? Wenn sie von einem verzaubert wurden?"

Ehlin schüttelte nachdenklich den Kopf. „Nein... Nicht so, wie bei Charlie... Die Magie haftet an ihm, wie eine freundliche Wolke. Das Irrlicht muss ihn mögen."

„Warte... Hast du MEIN Charlie gesagt?" Nanno errötete und ließ sich zurück in den Fluss gleiten. „Ehlin! Nein! Nein! Ich..."

Die Sylphe kicherte. „Du magst ihn."

„Und du magst Joris!" Nanno streckte seinem Freund die Zunge raus. Ehlin wollte Protestieren, doch die beiden wurden unterbrochen.

„Nanno? Ehlin?" Elsa tauchte an der Oberfläche auf. „Worüber redet ihr?" Die Nixe betrachtete Nanno skeptisch.

„Menschen", antwortete Ehlin und klang dabei nun beinahe gleichgültig. „Wie geht es dir? Nixe?" Ehlin konnte Elsa nicht besonders leiden. Sie war der Sylphe zu unfreundlich und zickig, wie Ehlin einmal Nanno erzählt hatte.

Elsa verzog das Gesicht und scheuchte eine Libelle fort, die sie neugierig betrachtete. „Menschen? Ich weiß von ihnen, ja. Doch sie konnten sich dem Gesang widersetzen. Jemand muss sie gewarnt haben..."

„Nun, Nixe! Ich habe mich mit den Menschen unterhalten. Nanno auch. Sie sind nett", schnaubte Ehlin. „Sei so gut, und lass uns jetzt in Ruhe!"

Doch anstatt fortzuschwimmen, starrte Elsa Nanno fassungslos an. „Du hast dich... Hast du uns verraten? Nanno! Menschen sind keine Spielzeuge! Sie sind Nahrung! Wir reden nicht mit unserem Essen! Hast du den Verstand verloren? Und du, Ehlin? Du solltest es auch besser wissen. Bist du nicht tausende von Jahren alt?"

Ehlin rollte nur mit den Augen.

„Nanno!" Elsa hielt ihn an den Schultern fest. „Nein. Friss sie, oder halte dich fern. Menschen sind böse. Die Feen sprechen darüber! Einige sind aus den Städten der Menschen zurück und erzählen furchtbare Dinge. Ich habe zwei Feen darüber reden gehört. Bevor ich sie gegessen habe... Menschen versklaven andere Völker! Und sie sind nicht freundlich zu anderer Spezies. Es ist besser, wir fressen sie auch! Wir tuen der Welt damit sogar einen Gefallen!"

Ehlin schnaubte aufgebracht und verschränkte die Arme. „Ich schätze es nicht, wenn man meine Freunde verspeist!"

Elsa verzog das Gesicht. „Freunde?"

Nanno schüttelte den Kopf. Sklaven? „Nein. Das kann nicht sein. Sklaverei? Warum? Wozu? Nein. Niemals! Charlie ist so nett." Nixen lebten sehr zurückgezogen. Anders als die Feen, wussten sie nicht, was in anderen Ländern vor sich ging. Es interessierte sie auch nicht. Normalerweise.

Elsa seufzte und umarmte ihn. „Du kennst ihre Namen... Ach Nanno. Sie sind Futter. Geh nicht mehr zu ihnen, ja? Für mich? Wir sind doch Freunde? Ich will nicht, dass dir etwas Böses geschieht!"


(c: sasi)


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Ehlin (KI-Kunst)

NIXE - Zwischen Wasser und Wald (BL)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt