Der Tag verlief zunächst sehr ruhig. Nanno erledigte seine Arbeit und beobachtete, wie ein paar Fische sich im Seegras versteckten. Einen davon fing er und genoss den schmackhaften Snack. Am Abend wollte er wieder Charlie aufsuchen. Die letzte Nacht war wundervoll gewesen und er hoffte, dass so nun all seine Nächte aussehen würden.
Doch die Menschen wollten in die Steppe... Nanno hoffte, dass er Charlie davon überzeugen könnte, bei ihm zu bleiben. Aber wo sollte der Mensch wohnen? Nanno konnte ihn schlecht mit unter Wasser nehmen, auch wenn er sich wünschte, Charlie seine Wohnung und die schillernde Stadt aus silbernem Stein und Eis zu zeigen. Oder konnte er es doch?
Ob Charlie lange genug die Luft anhalten konnte, damit Nanno ihn dorthin bringen konnte?
Oder vielleicht würden sie sich ein kleines Haus am Fluss bauen?
Oder...
„Nanno?" Wilma kam angeschwommen. Es sah so aus, als käme erst ihr runder Bauch and danach Wilma auf ihn zu. Die schwangere Nixe klagte bereits darüber, wie ein Blauwal auszusehen. „Können wir kurz reden? Bist du mit der Arbeit fertig?"
„Oh!" Nanno lächelte nervös. Etwas an Wilmas Blick verriet ihm, dass sie nicht kam, um mit ihm zu plaudern. „Ja. Ich wollte gerade alles zu Hugo bringen."
Sie nickte. „Gut. Dann begleite ich dich."
„Ach ja?" Das gefiel ihm noch weniger.
„Ja. Es ist wichtig." Sie seufzte und strich sich ein paar gelbe Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Es geht um die Zukunft."
„Um die Zukunft? Warum?" Nanno hoffte sehr, dass Hugo ihm nur einen besseren Job anbieten wollte, oder Wilma ihn um seine kleine Wohnung für sich und ihr Kind bitten würde, doch er vermutlich war dies nicht das Gespräch, auf das es hinauslief... Hatten Elsa oder William den anderen von Charlie erzählt?
„Komm, Nanno", forderte Wilma ihn auf. Seufzend folgte er ihr bis zu Hugos kleinen Haus. Er wohnte am Rand der unterirdischen Stadt und erwartete die beiden bereits an seinem Hauseingang. Er und Wilma sahen sich sehr ähnlich. Wie Zwillinge. Beide hatten hellgelbes Haar, hellgrüne Augen und eine ebenso grüne Schwanzflosse (im Wasser).
„Nanno!" Hugos Blick war eisig. „Du kannst das Seegras und die Algen in der Küche ablegen. Dann kommst du bitte in das Wohnzimmer."
„Ok..." Nanno nickte nervös. Hugos Wohnzimmer war riesig. Dort fand eine große Gruppe von Nixen Platz. Nanno hörte bereits mehrere Stimmen aus dem Haus. Eine Versammlung?
Er brachte wie angewiesen das Seegras und die Algen in die kleine Küche und ging dann unruhig in das Wohnzimmer. Und tatsächlich, fand er dort eine große Versammlung vor. Da waren natürlich Hugo und Wilma. Neben ihnen saßen William, Linnea und Elsa. Und zu guter Letzt war der gesamte Rat der Nixen, die Herrscher ihrer kleinen Stadt, in dem Wohnzimmer versammelt. Das waren einmal der 390 Jahre alte Cyrille, der bereits seit 300 Jahren zum Rat gehörte und seine dreihundert Jahre alte Frau Coco, die seit einhundert Jahren zum Rat zählte. Außerdem saß dort Bastien. Die 350 Jahre alte Nixe gehörte nun seit zwanzig Jahren zum Rat. Und neben ihm saß jemand, auf den Nanno sich am wenigsten freute. Seine 200 Jahre alte Mutter Delphine gehörte seit gut zwei Jahren zum Rat.
Der Rat wurde alle fünfzig Jahre von einer per Los gezogener Gruppe von Nixen neu bestätigt. Dies diente dazu, dass wohlergehen aller Nixen zu sichern. Sollte einmal ein Rat schlecht über die Gemeinschaft herrschen, konnte diese gezogene Gruppe Neuwahlen fordern. Und nur dann, wurde ein neuer Rat gewählt. Sofern Nanno wusste, war dies das letzte Mal vor vierhundert Jahren geschehen.
Sobald ein Mitglied verstarb, wählten die verbliebenen Ratsmitglieder einen Nachfolger. So war seine Mutter vor zwei Jahren in den Rat gewählt worden, da sie vorher schon viel Einfluss in der Gemeinschaft hatte. Die Nixen respektierten ihre Meinung.
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NIXE - Zwischen Wasser und Wald (BL)
FantasyNanno lebt in einer unterirdischen Stadt. Charlie, sein Bruder und ihre Freunde sind auf der Flucht. Doch die Menschen verirren sich im Feenwald. Was passiert, wenn Mensch und Nixe aufeinandertreffen? (Dies ist ein weiterer Kurzroman zu den Hexe-Bü...