Kapitel 6

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Nanno

William wirkte genervt.

Er saß in Nannos kleiner Wohnung und schmollte. Nervös betrachtete Nanno ihn. Offenbar war es ihm und den Mädels nicht gelungen, die Menschen in das Wasser zu locken. Und das gefiel ihm nicht. Er hatte Hunger.

„Sie konnten sich aus dem Bann befreien!", schnaubte er. „Sie müssen gewusst haben, dass wir in der Nähe sind. Sie haben mit uns gerechnet!"

„Es ist kein Geheimnis, dass wir hier leben", murmelte Nanno.

„Das wir in diesem Fluss leben, ja. Das unsere Stadt direkt unter ihrem kleinen Lager ist? Das wir genau hier sind? Nein! Davon können sie nicht wissen. Da war eine Frau bei ihnen. Sie sah sehr schmackhaft aus!"

Nanno verzog das Gesicht. „Willst du etwas Trockenfisch?"

„Ja", schnaubte sein Freund. „Und dann war da noch Wilma..."

„Wilma?" Nanno reichte seinem Freund etwas von dem Fisch, den er in einem kleinen Schrank aus Eis und Holz lagerte. „Linea sagte, sie hätte keine Zeit."

„Offenbar hatte sie doch Zeit. Und Hunger! Sie sagte die ganze Zeit, dass sie und ihr Kind die Menschen allein essen werden. Das wir es nicht wagen sollen, ihr das Essen wegzuessen. Und Elsa hat versucht mich zu küssen!"

„Ach?" Elsa war ein Jahr älter als William und hatte bereits mit fünf Jahren beschlossen, dass sie mit ihm eine Familie gründen wollte. Doch William mochte die Nixe mit den dunkelgrünen Haaren und den schwarzen Augen nicht.

„Wie kam es denn dazu?" Nanno schmunzelte.

„Sie hat behauptet, sie wollte mich aufheitern! Und dann... Ich musste sie von mir wegdrücken."

„Oh." Nanno verzog das Gesicht. „Nun, sie mag dich sehr. Aber... Vielleicht geht das ein wenig zu weit. Hast du mir ihr darüber gesprochen?"

„Nein. Sie ist beleidigt davongeschwommen. Sie hat mich damit überrascht. Weißt du... Und sie wollte nur meine Wange küssen, aber ich will keinen Kuss von ihr. Ich will einen Kuss von Linnea." Er seufzte. „Aber leider versucht Linnea nicht, mich mit einem Kuss zu trösten. Sie hätte ich nicht weggeschubst. Wie war die Arbeit?"

„Langweilig und eintönig." Nanno zuckte mit den Schultern. Das Linnea ihn nicht wollte frustrierte ihn noch immer. William wusste nichts von der kleinen Entdeckungsreise in Nannos Bett. Und er würde ihm auch sicher nicht davon erzählen. William wurde schnell eifersüchtig.

„Hast du Lust später mit mir Jagen zu gehen? Fische? Oder... Vielleicht fangen wir auch etwas anderes? Einen Frosch? Oder ein Irrlicht?" William leckte sich über die Lippen. „Ich habe schon lange kein Irrlicht mehr gegessen."

Nanno dachte an den Fremden und das Irrlicht. „Nein. Ich habe nachher was vor."

„Und was?"

„Geheim." Er wollte seinem Freund nicht sagen, dass er die Menschen vorgewarnt hatte. Wegen ihm war William hungrig zurückgeschwommen.

William ließ seinen Blick durch Nannos karg eingerichtete Wohnung wandern. „Du brauchst mehr Möbel", murmelte er.

„Ich bin erst vor kurzem eingezogen. So schnell geht das nicht. Und mir gefällts."

Einige Nixen machten Möbel aus Treibholz oder aus dem Eis, welches sich beständig in der Höhle bildete und abgetragen werden musste, damit es nicht ihre Stadt gefährdete.

„Wenn du meinst..." William rollte mit den Augen. „Wie geht es deinen Eltern?"

„Sie genießen es, ihre Wohnung für sich zu haben."

„Hast du noch Kontakt zu den Nixen, mit denen du zusammen warst?"

Nanno grinste. „Mit ein paar von ihnen. Vor ein paar Tagen waren sie zu Besuch."

„Hat dein geheimes Vorhaben etwas damit zu tun?" William zog die Augenbrauen hoch.

„Nein." Nanno grinste. „Vergiss es. Mein Vorhaben bleibt geheim!"

„Sag nicht.." Nun grinste William breit und gab Nanno einen freundschaftlichen stoß. „Du hast eine Nixe gefunden, die dir gefällt? Wer ist es? Elena? Candela? Carlos? Miguel? Iker? Oder jemand von deinen kürzlichen Bettgesellen?"

Nanno verzog das Gesicht. „Elena hat einen Freund, Candela steht nur auf Frauen, und Carlos hat eine gelbe Schwanzflosse. Ich mag kein Gelb."

„Und was ist mit Iker und Miguel?" William verschränkte die Arme. „Du hast dich früher oft mit den beiden getroffen."

„Und beide mögen nur Mädchen. Und wie dir vermutlich nicht entgangen ist, bin ich keines!"

„Also doch ein Bettgeselle?"

Nanno stöhnte. „Und du? Wann fragst du Linnea, ob sie mit dir ausgeht?" Mich wollte sie ja nicht...

„Netter versuch!" William streckte ihm die Zunge raus. „Also?"

„Niemand." Doch wieder fiel ihm der köstlich, nein, gutaussehende Mensch ein. Nanno beschloss, nachts noch einmal zur Oberfläche zu schwimmen.


(c: sasi)


Nanno (KI-Kunst

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Nanno (KI-Kunst.)

NIXE - Zwischen Wasser und Wald (BL)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt