Kapitel 8

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Joris

Molly und Lucas versuchten eine Hasenfalle aufzustellen. Die beiden diskutierten dabei so laut, dass Joris fest davon überzeugt war, dass alle Hasen bereits das Weite gesucht hatten.

Außerdem war er sich nicht sicher, ob er einen Hasen aus dem Feenwald essen wollte. Die Hasen hier hatten kleine Geweihe auf dem Kopf. Er hatte sogar einen mit Flügeln gesehen. Doch er hatte Hunger.

Sein Bruder saß müde neben ihm und gähnte.

„Charlie? Warum bist du so müde? Konntest du nicht schlafen?", fragte Joris daher und betrachtete die dunklen Ringe unter Charlies Augen. Er sah aus wie ein muffeliger Panda.

„Ich hätte schlafen können, aber ich war beschäftigt...", murmelte Charlie und lehnte sich an Joris. Die beiden saßen an einem der Bäume. Joris flickte gerade eine seine Socken.

„Beschäftigt?" Er runzelte die Stirn. „Womit? Auf einen Baum klettern? Wir sind mitten im Nirgendwo. Was gibt es hier Interessantes, dass du nicht schläfst?"

„Nixen", murmelte Charlie und gähnte.

„Nixen? Hast du dich zum Wasser locken lassen? Muss ich mir Sorgen machen?"

„Nein... Ich habe eine Nixe getroffen. Nanno. Er ist so hübsch... Ich könnte ihn den gesamten Tag lang anstarren."

„Aha..." Joris zog die frisch reparierte Socke und dann seinen Schuh wieder an. „Die sind nur so hübsch, um uns anzulocken. Vermutlich wartet diese Nixe darauf, dass du ins Wasser springst."

„Das riskiere ich. Und du? Deine Nymphe?"

Joris lächelte. „Die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Ich will sie suchen. Das letzte Mal habe ich sie kurz am Wasserfall gesehen. Vielleicht ist sie wieder dort?"

„Auf keinen Fall!", rief Molly den beiden zu. Lucas schmunzelte.

„Warum nicht?", fragte Charlie. „Nymphen sind nicht gefährlich, oder?"

„Und wenn ihr euch verlauft? Wir bleiben alle zusammen!" Molly schnaubte. „Keiner geht allein zum Fluss und niemand verlässt das Lager."

„Willst du hier etwa bleiben? Vielleicht finden wir den Weg", wand Joris ein. „Dann können wir weiterziehen und schaffen es vielleicht noch zur Steppe. Irgendwann müssen wir weiterziehen, wenn wir hier raus wollen."

„Da hat er recht", stimmte Lucas ihm zu. „Vielleicht findet Joris den Weg. Oder er kann die Nymphe danach fragen? Oder wir folgen alle dem Fluss, aber das willst du ja nicht..."

Molly schnaubte. „Darüber haben wir doch schon gesprochen! In diesem Fluss lebt allerhand, dass uns als Essen betrachtet. Wer weiß wer versucht uns zu verspeisen, wenn wir dem Fluss folgen! Warum nur bist du diesem Irrlicht hinterher!"

„Molly? Lucas? Ich gehe mit ihm mit", verkündete Charlie und rieb sich die Augen. „Wir bleiben zusammen. Uns passiert schon nichts. Du weißt, wo der Wasserfall ist? Joris?"

„Wir müssen dem Bach folgen, der in den Fluss mündet." Joris half seinem Bruder auf die Füße. „Lass uns keine Zeit verlieren!"

Molly seufzte und schüttelte den Kopf.

Die beiden folgten leise dem Fluss. Joris wollte die Nymphe nicht verscheuchen. Immerhin war sie sehr scheu gewesen. Charlie folgte ihm müde und hielt nach Zeichen einer Nymphe oder eines Wegs aus dem Wald raus Ausschau. Die beiden fühlten sich beobachtet, doch sie konnten niemanden sehen.

Das Wasser des Baches plätscherte leise und sie sahen ein paar bunte, kleine Fische darin. Ein gelber Frosch hüpfte aufgescheucht an ihnen vorbei und ein paar ungewöhnlich große Libellen schwirrten durch die Luft. Irgendwo sang ein Vogel.

NIXE - Zwischen Wasser und Wald (BL)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt