Kapitel 13

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Charlie

Joris hatte ihm erzählt, dass das Irrlicht gefangen gehalten wurde. Das schockierte Charlie. Molly und Lucas hingegen schockierte, dass er sich mit einem Irrlicht angefreundet hatte.

„Bist du wahnsinnig?", fragte Molly. „Dieser Wald ist gefährlich. Nixen. Kelpies. Und wer weiß, was uns noch alles fressen möchte. Und du freundest dich mit einem Irrlicht an? Und dazu noch eine Nixe? Junge! Und Joris läuft einer Sylphe hinterher, die er unbedingt suchen musste, nur damit Feen euch dann verscheuchen? Ich habe das lange genug mitgemacht. Das hört jetzt auf."

„Seid ihr zwei lebensmüde?", fragte Lucas. „Oder sind die Kreaturen so bezaubernd, dass ihr auf Ideen gekommen seid?" Er lachte, woraufhin Molly ihm einen bösen Blick zuwarf.

„Ich bin erwachsen und Charlie ist siebzehn. Wir können unsere eigenen Entscheidungen treffen", sagte Joris genervt. „Diese Nixe scheint sehr freundlich zu sein und die Sylphe ist es auch. Und dieses Irrlicht braucht Hilfe. Es hat Charlie nicht geschadet, warum sollte er sich nicht mit dem kleinen Licht anfreunden? Molly? Du bist überdramatisch."

„Was?" Molly blinzelte. „Soldaten wollten uns verhaften! Und warum? Weil ihr zwei und Lucas Rebellen sein wolltet! Man hätte uns vielleicht umgebracht! Und ihr zwei seit wieder nicht vorsichtig!"

Der Streit ging über den gesamten Tag. In der Nacht schlief Joris nicht unter der Plane, sondern unter einem der Bäume. Charlie wartete wie immer am Fluss auf Nanno.

Es dauerte nicht lange, bis sein hübscher Kopf aus dem Wasser schaute, gefolgt von dem Rest seines Körpers. Nanno kam an Land und setzte sich in dieser Nacht etwas näher zu Charlie. Bei dem Anblick Nannos schönen und überaus nackten Körpers vergaß Charlie beinahe, worüber er mit ihm sprechen wollte.

„Hallo Charlie!" Doch auch Nanno wirkte besorgt. „Zwei meiner Freunde wissen von dir...uns? Ich fürchte, dass könnte ärger geben."

„Was?" Charlie zwang sich, dem hübschen Jungen in das Gesicht zu sehen und nicht woanders hin.

„Ja. Mein bester Freund ist böse auf mich. Ich hoffe er verrät uns nicht an die Älteren. Aber bislang ist nichts passiert."

„Oh... Vielleicht ist es halb so wild?"

„Vielleicht", stimmte Nanno zu. Doch er klang nicht überzeugt.

Auch in dieser Nacht schwirrten Glühwürmchen über dem Wasser. Und kurz entdeckte Charlie zwei Nixen, die kurz aus dem Wasser sahen und dann wieder verschwand. Nanno seufzte.

„Das waren William und Elsa.", murmelte er.

Charlie wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Aber es gab ein weiteres Problem. Eines, dass er vielleicht lösen konnte. „Feen halten das Irrlicht gefangen. Beim Wasserfall. Hilfst du mir, es zu... retten?", fragte er.

„Das Irrlicht?" Nanno strich sich durch das nasse Haar. „Warum halten sie es fest? Sowas machen Feen sonst nicht. Glaube ich. Ich rede nicht so oft mit ihnen... Meist esse ich sie..."

Charlie rollte mit den Augen. „Hilfst du mir trotzdem?"

Nanno nickte. „Ja. Lass uns zum Wasserfall gehen. Jetzt! Bevor mich meine Leute davor abhalten, dich zu besuchen... Oder was auch immer..."

„Würden sie das?" Diese Aussicht gefiel Charlie nicht, doch er war froh über die Hilfe. Nanno war etwas wacklig auf seinen dünnen Beinen, doch die beiden schafften es schnell zum Wasserfall. Dabei bemerkten sie nicht, dass Molly aufgewacht war und ihnen besorgt nachsah.

„Hallohooooo!", rief Nanno laut, als sie nah beim Wasserfall standen. „Seid ihr wach? Jemand zuhause? Huhuuuu!"

Charlie schmunzelte für einen Augenblick. Dann kamen zwei müde und schlecht gelaunte Feen aus dem Wasserfall geflogen. Sie flogen an dem strömenden Wasser vorbei. Charlie hatte nicht gesehen, dass es dort einen kleinen Eingang gab. Die Feen meckerten leise.

NIXE - Zwischen Wasser und Wald (BL)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt