32. Fallakte - Die Arbeit und die Presse

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[Cenhelm Murth]

Cenhelm hatte sich auf den Anblick des Kommissars eingestellt. Er wusste, was ihn in diesem Zimmer erwartete, trotzdem überwältigten ihn die Gefühle. Konrad war an einer Maschine angeschlossen, die ihn leben ließ. Ansonsten war er reglos. Auf den ersten Blick könnte man meinen, er schliefe. Wären dort nicht die Verbände, die seinen gesamten Körper bedeckten.

Der Detektiv nahm einen Stuhl und setzte sich neben das Bett. Er wusste, dass es nicht seine Schuld war. Mors war derjenige, der Dreifach-K das angetan hatte. Es war kein Unfall gewesen. Sie mochten nicht die besten Freunde sein, aber er schätzte den Kommissar sehr. Ohne ihn wäre er nicht die Person, die er jetzt war. Er verdankte ihm viel. Umso schwerer lastete das Geschehene in seinem Magen. So sehr er den Spaß schätzte, den Mors ihm bot. Jetzt war es persönlich. Er würde diesem Verbrecher das Handwerk legen. Selbst, wenn es bedeutete, ihn bis an sein Lebensende zu jagen. Hätte er die Situation mit dem Gas nur schneller erkannt.

Es war schwer vorzustellen, dass Konrad seine Augen wieder öffnete, aber Eadweard meinte, dass seine Chancen gut standen. Sein Nachbar war gelehrter Chirurg. Was blieb ihm anderes übrig, als auf seine Worte zu vertrauen? Er wusste, wovon er sprach. Auch, wenn es ihm nicht gefiel, in dieser Situation war er machtlos.

»Verdammt«, fluchte er und versuchte die Tränen, die in seine Augen stiegen, zu unterdrücken. Er unterlag. Sie flossen über seine Wangen und sammelten sich an seinem Kinn. Er hatte das nicht verdient. Herr Krewald hatte sich stets darum bemüht, seinen Job gut zu machen. Er mochte nicht perfekt gewesen sein, manchmal etwas langsam, aber er gab sein Bestes. Außerdem kümmerte er sich um den Schreibkram. Er wollte keinen anderen Kommissar an seiner Seite. Das wollte er wirklich nicht. Warum hatte es Mors auf ihn abgesehen gehabt? Oder ging es nicht um Konrad als Person? War es eine Machtdemonstration gewesen? Der Beweis, dass Mors ihn und sein Umfeld jederzeit auslöschen könnte? Was, wenn es noch mehr Personen erwischte? Was, wenn Eadweard das nächste Ziel war? Tausend Nadeln zogen sich durch sein Herz. Murth begrub sein Gesicht in seinen Händen.

»Sie müssen bald wieder aufwachen, hören Sie. Andernfalls geht die Polizeistation noch in Flammen auf. Ich meine es ernst. Sie müssen aufwachen...« Cenhelm wischte sich die Tränen an dem Ärmel seiner Jacke ab. Dann lehnte er sich auf dem Stuhl zurück. Er würde Mors fassen. Das war ein Versprechen.

Er fühlte sich nicht nach Aufstehen, aber nachdem er einige Zeit stumm neben dem Kommissar gesessen hatte, war er zu dem Entschluss gekommen, dass er sich an die Arbeit setzen sollte. Unbemerkt verließ er das Zimmer. Der Gang durch das Krankenhaus fühlte sich endlos an.

Schließlich trat nach draußen, nur um von einer Horde hungriger Journalisten belagert zu werden. »Herr Murth. Können Sie uns einen Kommentar bezüglich Mors geben?«, belagerte ihn ein Mann mittleren Alters. Cenhelm verzog das Gesicht und wandte sich von dem Journalisten ab. Fast lief er in eine junge Dame, die ihn mit weiteren Fragen bombardierte. Im Hintergrund vernahm das Schießen von Fotos.

»Nein, kein Kommentar«, wehrte er die Frage ab. Er wollte nicht mit ihnen reden. Er wollte auf keinen Fotos zu sehen. Aber viel wichtiger, die Öffentlichkeit hatte von Mors erfahren? Im Krankenhaus hatte er keine Zeitung erhalten. Selbst Eadweard hatte nichts diesbezüglich erwähnt.

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