54. Fallakte - Das Warten und der Besuch bei Dreifach-K

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[Cenhelm Murth]

»In den letzten Wochen ist viel passiert, Konrad.« Cenhelm zog seine Jacke aus, als er das Zimmer betrat, in dem der Kommissar lag. Wie bei seinen letzten Besuchen hatte sich sein Retter nicht bewegt. Noch immer hing er an der Maschine, die ihn atmen ließ. Eine Decke lag über seinem Körper, die genauso weiß war, wie der Kittel, den er trug. In der letzten Zeit hatte er stark abgenommen. Seine Wangen wirkten eingefallen und sein Haar grauer als gewöhnlich.

Schweren Herzens setzte sich der Detektiv auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. Seine Jacke platzierte er über der Lehne. »Ihre Aufwachphase hat vor einer Weile begonnen. Ich hoffe, Sie schlagen bald die Augen auf.«

Selbstverständlich folgte keine Antwort, auch wenn sich Cenhelm eine gewünscht hatte. Anscheinend war es noch nicht an der Zeit, dass Konrad aufwachte. Zumindest meinte Eadweard, dass seine Verletzungen gut verheilten. Sein Nachbar hatte ihm erklärt, dass Konrads Körper sich durch das Koma ausschließlich auf den Heilungsprozess fokussieren konnte. Dadurch hatte er sich optimaler regeneriert.

Herr Murth griff vorsichtig nach Krewalds Hand. Er wollte ihn nicht verletzen, deswegen berührte er die Verbände nur zart. Im selben Moment besann er sich eines Besseren. Am Ende schadete er Dreifach-K. Nur weil er ihn vermisste, durfte er nicht so eigennützig handeln. Seufzend ließ er den Kopf fallen. Wieder spürte er das Brennen in seinen Augen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten.

»Wissen Sie«, begann er zitternd, »wir haben eine weitere Ankündigung von Mors erhalten. Die Nachricht stand auf einem riesigen Stofffetzen geschrieben und verdeckte das Zifferblatt des Adora Glockenturms. Ich bin mir sicher, dass Mors die Nachtwächter erpresst hat. Leider habe ich keine Beweise dafür. Selbst wenn dem so wäre, es ist unwahrscheinlich, dass Mors derjenige war, der die Nachricht angebracht hat. Er ist mehr wie ein Puppenspieler, der uns wie Marionetten nach seinen Wünschen bewegt. Es missfällt mir, aber wir sind alle nur Schachfiguren in seinem Spiel.«

Cenhelm hob seinen Kopf wieder und blickte in das Gesicht des Kommissars. »Mors meinte, dass er sich nach seinem nächsten Vorhaben zurückziehen wird. Ich weiß nicht wieso, aber in jedem Fall ist es seltsam. Wissen Sie, Eadweards Vaters ist aufgetaucht. Er ist ein Arschloch. Das meine ich ernst. Er möchte, dass wir Schluss machen, damit Warther irgendeine Schlampe heiraten kann. Auf so einen Schwiegervater kann ich definitiv verzichten. Mein alter Herr tickt diesbezüglich ganz anders. Als ich mit ihm das letzte Mal sprach, meinte er, dass er sich darauf freut, Eadweard kennenzulernen. Ich kann von Glück reden, dass mein Vater ein so großes Herz besitzt. Obwohl er gerne Enkelkinder gehabt hätte. Und jetzt kommen Sie mir nicht mit Adoption. Bevor ein Kind bei uns landet, würde es auf der Müllkippe besser aufwachsen. Na gut, das war eine Übertreibung, aber ich als Papa? Können Sie sich das vorstellen?«

Lachend schüttelte Cenhelm den Kopf, bevor er wieder ernst wurde. »Aber das ist nicht der Grund, warum ich mich ungut fühle. Eads Vater möchte bei der Bürgermeisterwahl kandidieren. Mors hat es auf diese abgesehen. Vielleicht ist es nur ein blöder Zufall, aber ich muss immer wieder daran denken, was wäre, wenn tatsächlich eine Verbindung besteht? Außerdem wäre dort noch V. Unser zweiter Mors, von denen ich Ihnen hätte erzählen müssen. Allerdings verschweige ich es auch von Herr Mandylin. Ich kann nicht einmal sagen, warum ich es tue. Es ist nur ein Bauchgefühl. Vermutlich begehe ich wieder einen Fehler, aber solange ich keine sinnvolle Theorie habe, sind mir die Hände gebunden. Es scheint, als ob Mors und V jetzt auf einer Seite stehen. V schrieb, dass er mir bei unserem Problem helfen möchte. Aus Dank, dass ich Savonne und Pacheco überführt habe. Ah, ich habe das Wichtigste noch gar nicht erzählt...«

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