das wunderschöne Cover und Banner sind von @EndeLegende
,,An den Tagen, an denen du dich selbst nicht ertragen kannst, erinnere dich an alles, was dein Körper geleistet hat. Er mag von Narben gekennzeichnet sein und nicht deiner unrealisistischen Tr...
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Mir geht es gut.
Mir geht es gut.
Mir geht es gut.
Mir geht es gut.
Ich hatte diese vier Worte so oft in meinem Kopf wiederholt, dass ich sie mittlerweile auswendig kannte. Alle sollten denken, dass ich nichts auf dem Herzen hatte, das dringend rausmusste. Meine Gedanken sollten meine bleiben und niemand sonst sollte sie kennen.
Und mal ehrlich: Nur die wenigsten Menschen wollten wirklich wissen, wie es einem ging.
Und das war nicht mal als Vorwurf gemeint. Manchmal war es einfach besser, der Wahrheit nicht ins Gesicht zu sehen und ein falsches Lächeln aufzusetzen, um so zu tun, als gäbe es nichts, was einen beschäftigte. Zu sagen ,,Mir geht es gut'' war leichter, als zu gestehen, dass man nicht mehr konnte und kurz davor war, zusammenzubrechen.
Sich mit Problemen auseinanderzusetzten, war eben verdammt anstrengend. Noch viel schwieriger war es Gefühle in Worte zu fassen, die man selbst nicht verstand und andere häufig niemals verstehen würden.
Meine Eltern würden wahrscheinlich niemals verstehen können, wie schwierig es manchmal war, ein Teenager zu sein, der viel zu viel fühlte. Meine Freunde würden niemals verstehen, warum ich mich selbst so hasste, weil sie mich durch ganz andere Augen sahen.
Wenn ein Chaos sich in deinem Kopf breit machte, übertrug sich dieses auch unweigerlich auf dein Leben. Man sah den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und blieb hilflos auf der Stelle stehen.
Dadurch wusste man nicht, was man tun konnte, um einen Schritt nach vorne machen zu können. Es war eine schreckliche Zwickmühle, die man nur sehr schwer verlassen konnte. Dieser Zustand konnte so lange anhalten, bis man selbst der Überzeugung war, dass es niemals besser werden konnte.
Und vermutlich konnte einem da niemand hinaushelfen. Am Ende konnte und musste man selbst Veränderung schaffen, damit es einem besser ging.
Doch wie sollte das gehen, wenn man dafür einfach nicht die Kraft hatte?
Konnte man selbst schon so verloren sein, dass es niemals eine Rettung aus diesem Zustand geben konnte?
***
Ich mochte an Nick Cole, dass er stets gute Laune hatte. Er schenkte jedem sein magisches Lächeln, das mein Herz etwas schneller schlagen ließ. Wenn ich ihn sah, hatte ich jedes Mal das Gefühl, dass die Sonne aufging. Um ihn herum war eine so positive Ausstrahlung, dass ich mir manchmal wünschte, dass er mir etwas von dieser abgeben könnte. Einfach damit der Kummer in mir nicht so groß war.
Ich sah ihn sofort, als ich zu meinem Spind ging, weil seiner ganz in der Nähe von meinem war. Und als er mich sah, erhielt ich von ihm eines dieser wunderbaren Nick-Lächeln. Seine Haare waren etwas durcheinander, doch das machte ihn nicht weniger attraktiv. Auch die Brille auf seiner Nasenspitze passte irgendwie zu ihm und seinem Erscheinungsbild.
Am liebsten mochte ich seine grün funkelnden Augen, in denen man sich so leicht verlieren konnte. Bestimmt entsprach er nicht jedermanns Geschmack, aber ich fand ihn auf seine Weise faszinierend.
Als ich das Buch gefunden hatte, das ich in der ersten Stunde brauchen würde, wollte ich gehen, doch Nick kam auf mich zu und blieb vor meinem Spind stehen.
,,Guten Morgen, Ashley'', grüßte er mich und ich bekam wie immer in seiner Nähe weiche Knie.
,,Morgen, Nick'', sagte ich mit einer viel zu hohen Stimme.
,,Wie war es gestern im Film? Hat er euch gefallen?''
Ich nickte sofort.
,,Wir hatten viel Spaß'', versicherte ich ihm.
,,Ich habe übrigens bereits mit meinem Chef gesprochen. Wenn ihr das nächste Mal ins Kino kommt und Popcorn bestellt, bekommt ihr zehn Prozent Rabatt'', verriet er mir.
,,Oh, das ist wirklich sehr nett. Vielen Dank.''
Das war wirklich eine mehr als zuvorkommende Geste.
,,Wir haben gefühlt seit Ewigkeiten nichts mehr zusammen unternommen. Hättest du Lust, mit mir an den Strand oder so zu gehen?'', erkundigte er sich bei mir.
Mein Herz blieb stehen und setzte ein paar Schläge aus.
Was hatte er mich da bitte gerade gefragt?
Er wollte sich mit mir alleine treffen?
Allein?
Ich wollte keine schwitzigen Hände, die Preis gaben, dass ich in seiner Gegenwart nervös wurde. Nick würde es komisch finden, dass ich mich wegen seiner Präsenz nicht wie ein normaler Mensch verhalten konnte. Am schlimmsten von allem war für mich, dass ich bei meiner Glückssträhne momentan beichten würde, dass ich auf ihn stand. Und das wäre absolut peinlich. Wenn ich allein daran dachte, wurde mir anders flau im Magen. Wenn man eine Person wirklich mochte, konnte man nicht so tun, als wäre da nichts. Ich hatte Angst, dass ich vor lauter Nervosität kein Wort rausbringen würde.
Meine Mutter hatte Recht gehabt, als sie zu mir gemeint hatte, dass Freundschaften kompliziert wurden, wenn man sich in die andere Person verliebt hatte. Die Angst, dass Gefühle nicht erwidert wurden, war viel zu groß. Deswegen wollte ich gar nicht erst herausfinden, ob Nick etwas für mich empfand. Ich war einfach besser dran, wenn er nichts davon wusste und ich es für mich behielt.
,,Tut mir sehr leid, aber ich habe momentan einfach keine Zeit. Ich bin beschäftigt mit Tennis und dann sind da auch noch meine Freundinnen. Ich hoffe, du verstehst das'', gab ich bedauernd von mir.
Für einen kurzen Augenblick meinte ich eine leichte Enttäuschung in Nicks Augen sehen zu können. Da war diese eine Mikroexpression, wo sein Lächeln verschwand und seine Mundwinkel nach unten rutschten. Und diese Reaktion verwunderte mich.
Hatte er sich so darauf gefreut, mal wieder etwas mit mir unternehmen zu können?
,,Okay, das verstehe ich natürlich. Du kannst mir ja Bescheid geben, wenn du etwas freie Zeit hast. Wir sehen uns dann.''
Nick winkte mir noch zum Abschied zu und verschwand in der Schülermasse, welche die Klassenzimmer zugesteuerte. Ich seufzte auf. Ein neuer Tag, an dem ich mir anhören musste, was ich angeblich alles zu wissen hatte. Und dabei wusste ich noch nicht einmal, wer Ashley Cooper genau war.
Es gab niemanden, der mir sagen konnte, wie man glücklich lebte.
Wie man daran glauben konnte, dass man genug war und Versagensängsten keinen Platz schaffte. Niemand hatte jemals behauptet, dass zu Leben leicht wäre. Doch hin und wieder wünschte ich es mir, dass es so wäre.