das wunderschöne Cover und Banner sind von @EndeLegende
,,An den Tagen, an denen du dich selbst nicht ertragen kannst, erinnere dich an alles, was dein Körper geleistet hat. Er mag von Narben gekennzeichnet sein und nicht deiner unrealisistischen Tr...
Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Überall wohin ich auch sah, begegnete ich der Liebe. Es fing bei meinen Eltern an, die ein absolutes Traumpaar waren und sich oft durch kleine Gesten und Berührungen zeigten, wie sehr sie sich einander wertschätzen. Auch bei meinen Freundinnen schien Liebe allmählich ein Thema zu sein. Bianca war mit einem Typen zusammengekommen, der Toby hieß und Riley hatte ganz frisch eine Beziehung mit ihrem früheren Projektpartner Jeremy begonnen.
Auf der Straße sah man hin und wieder Paare, die sich mit so viel Zuneigung ansahen und ich fragte mich, ob mich jemals ein Mensch so ansehen würde. Selbst ich war von dem Thema nicht verschont geblieben, als ich bemerkt hatte, dass ich Gefühle für meinen früheren besten Freund Nick entwickelt hatte. Und dennoch blieb ich gefühlt der Dauer-Single, bei dem man sich fragte, ob er jemals in einer Beziehung sein würde. Ich fühlte mich wie das Puzzleteil, das irgendwie in kein einziges Puzzle zu passen schien.
Wenn ich in den Spiegel schaute, wurde es nicht unbedingt besser. Ich sah nur ein Mädchen, das mir entgegenblickte, definitiv nicht dem Schönheitsideal entsprach und eine zerbrochene Seele hatte.
Wie konnte man also so einen Menschen jemals lieben?
Ich wusste es nicht. Ich wusste nicht, wie eine andere Person in mir jemand besonderen sehen würde. Und irgendwie machte mich das umso trauriger. Vielleicht würde ich niemals jemanden kennenlernen, der zu mir passte und der mit mir zusammen sein wollte. Vielleicht war es in diesem Leben einfach nicht drinnen. Und eventuell lag es auch ein bisschen daran, dass ich mich selbst zu wenig mochte. Wenn mich jemand gefragt hätte, was ich überhaupt an mir mochte, hätte ich darauf keine Antwort geben können. Es gab nichts an mir, was ich da nennen könnte.
Und genau das war vermutlich einer der Gründe, warum ich niemanden fand. Denn Liebe begann immer bei einem selbst. Wenn man sich selbst nicht lieben konnte, dann konnte man von niemanden sonst erwarten, dass er einen liebte. Man musste wissen, was man an sich selbst gut fand und sein eigenes Leben in den Griff bekommen. Erst danach konnte man einen anderen Menschen von sich überzeugen und wissen, wie man dessen Leben besser machen könnte. Das erkannte ich leider zu spät.
***
Ich war Nick Cole das erste Mal begegnet, als er mit seinen Eltern vor der Haustür stand und sie sich zusammen als neue Nachbarn vorstellten. Unsere Eltern waren sofort begeistert gewesen, als sie feststellten, dass Nick und ich im gleichen Alter waren. Sie sorgten dafür, dass er und ich sich am Nachmittag trafen und wir uns gemeinsam in meiner Leseecke verkrochen. Denn ob man's glaubte oder nicht, Nick liebte Bücher mindestens genauso sehr wie ich.
Wir verbrachten viele Stunden in meinem Reich, unter einer Decke, die über uns gespannt war als Schloss und bedienten uns an meiner großen Büchersammlung. Hin und wieder brachte Nick selbst Bücher mit, die er mir auch auslieh, wenn ich ihn danach fragte. Meine Mutter brachte uns stets eine Tasse Tee und Kekse als Nervennahrung und es war einfach nur schön.
Wir wurden zu guten Freunden, die gefühlt jeden Tag miteinander verbrachten. Er vertraute mir Geheimnisse an, die er niemanden sonst erzählen wollte und ich meine. Nick erzählte mir von seiner ersten Party, zu der er gegangen war und bat mich darum, es nicht seinen Eltern zu sagen. Ich erzählte ihm, dass ich in meiner Freizeit gerne schrieb, und ich bat ihm darum, es niemanden sonst zu sagen. Weil er instinktiv zu wissen schien, dass ich keinen meiner Texte irgendwem zeigen wollte, verriet er es niemanden und fragte auch nicht nach, ob er diese lesen könnte.
Ich merkte, dass ich eifersüchtig war, als Nick mir eines Tages berichtete, dass er seinen ersten Kuss mit einem Mädchen gehabt hatte. Es sei seltsam gewesen, weil er nicht so richtig gewusst hatte, was er tun sollte. Angeblich sei es spontan passiert. Ein Kumpel habe ihn dazu angestiftet und er hätte es dann einfach getan. Es war das erste Mal, dass ich mir eingestand, dass ich gerne meinen ersten Kuss mit Nick gehabt hätte. Er war zu dieser Zeit mein bester Freund und irgendwie auch mehr. Zumindest empfand ich so. Ich genoss es, wenn er einen Arm um mich legte oder mir eine lose Strähne aus dem Gesicht strich. Es gab hin und wieder Momente, wo ich unbeabsichtigt auf seine Lippen starrte und ich mich fragte, ob sie wirklich so weich waren, wie sie aussahen. Und ab da klopfte mein Herz in seiner Gegenwart umso schneller.
Der Tag, an dem mir endgültig das Herz gebrochen wurde, war als Nick freudestrahlend mit einem wunderschönen Mädchen vor meiner Haustür stand und sagte: ,,Das ist June, meine feste Freundin. Ihr solltet euch unbedingt kennenlernen.'' Es war als hätte mir jemand gerade das Organ, das Blut durch meine Andern pumpte, eigenhändig aus der Brust gerissen. Auf einmal hatte Nick keine Zeit mehr für mich, weil er jede freie Minute mit June verbringen musste. Irgendwann kam er gar nicht mehr zu mir und ich akzeptierte es.
Und als sich June von ihm trennte, war ich es, der ihn wieder aufmunterte. Ich versicherte ihm, dass er noch jemand ganz Tolles kennenlernen würde und June eine Idiotin sei, weil sie sich von ihm getrennt hatte.
Wir verbrachten wieder viel Zeit miteinander und es fühlte sich so an, als wären erneut die Ashley Cooper und der Nick Cole von früher. Jedoch blieb dieses Gefühl nicht lange.
Als Nicks Freunde ihm einredeten, dass Jungs alle sportlich waren, trat er der Football-Mannschaft bei und hatte ab da nur noch Zeit für den Sport. Er kam nicht mehr und ich musste mir selbst eingestehen, dass wir uns endgültig auseinandergelebt hatten.
Meine Gefühle für ihn gingen nicht weg, aber ich musste es hinnehmen, dass er nicht mehr so eine große Rolle in meinem Leben hatte. Ich gab mich damit zufrieden, dass ich ihn nur sah, wenn ich mit Selina ins Kino ging, da wir herausgefunden hatten, dass er dort öfters arbeitete.
Das Leben bestand nun mal aus Veränderungen. Diese musste man hinnehmen, ob man wollte oder nicht. Ich nahm es hin, dass Nick meine erste Liebe bleiben würde, von der ich nicht wusste, ob diese meine Gefühle erwidert hätte.