das wunderschöne Cover und Banner sind von @EndeLegende
,,An den Tagen, an denen du dich selbst nicht ertragen kannst, erinnere dich an alles, was dein Körper geleistet hat. Er mag von Narben gekennzeichnet sein und nicht deiner unrealisistischen Tr...
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Zuzugeben, dass es dir nicht gut ging, war sehr schwierig. Sich das selbst einzugestehen, war so schon mehr als schwer.
Seinen Eltern davon zu erzählen, war alles andere als leicht und es kostete unglaublich viel Überwindung. Irgendwann kam man an einem Punkt, an dem man nicht mehr weitermachen konnte und man sprechen musste, weil es einen selbst innerlich auffraß.
Ich hatte bereits viel zu lange meine Depressionen mit mir selbst ausgemacht und mir selbst mit meiner Selbstverletzung nur noch mehr wehgetan.
Der Junge, der mich liebte, hatte versucht, mir in den zwei Jahren Beziehung zu helfen, dass er mir besser ging. Doch er war daran kläglich gescheitert, weil ich damals keine Hilfe annehmen wollte.
***
,,Ist alles bei dir in Ordnung, Ashley? Du hast am Abendessen so traurig ausgesehen. Stimmt etwas nicht?'', wurde ich von meiner Mom gefragt, die in mein Zimmer kam.
Ich saß zusammengekauert in meinem Bett und war gedanklich immer noch bei dem heutigen Nachmittag.
Ich begrenze dich, indem ich weiterhin dein Freund bin, Ashley.
Sag, wie kann ich nichts tun und mir still mitansehen, wie jemand, den ich über alles liebe, so viel Liebe für mich übrig hat, aber sich selbst so wenig liebt?
Jedes einzelne Wort von Nick hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt und ich würde sie vermutlich niemals mehr vergessen.
,,Nick hat sich von mir getrennt'', brachte ich heraus und es tat sehr weh, seinen Namen überhaupt auszusprechen.
,,Was? Oh nein, das ist aber schade. Hat er wenigstens eine Begründung genannt, warum?'' Meine Mom kam zu meinem Bett getapst und legte sich zu mir und zog mich in eine feste Umarmung. Ich schluchzte und sie strich mir beruhigend über den Kopf. ,,Ashley, Ich weiß, dass das gerade mehr als wehtun muss. Ich bin für dich da, wenn du reden möchtest, okay?''
Ich musste es ihr sagen. Ich musste mit ihr über die dunklen Gedanken ihrer Tochter sprechen. Es führte kein Weg mehr vorbei. Es musste raus und ich musste ihr mein innerstes offenlegen. Wenn ich wirklich wollen würde, dass es mir eines Tages besser ging, musste ich diesen Schritt tun. Es gab keinen anderen Weg.
,,Er hat mit mir Schluss gemacht, weil er glaubt, dass er mich begrenzt. Er denkt, dass ich Zeit für mich brauche und er hat im nachhinein betrachtet recht. Ich muss mich um mich selbst kümmern, weil ich ... weil ich innerlich so gebrochen bin. Das habe ich so lange schon mit einem großen Lächeln zu überspielen versucht. Doch das geht langsam nicht mehr. Mom, ich ... ich glaube, ich habe Depressionen."
Depressionen.
Allein das Wort auszusprechen, war eine enorme Leistung. Denn dieser Begriff beschrieb eigentlich ganz gut, wie ich mich innerlich fühlte. Und er gab anderen Menschen die Möglichkeit, zu begreifen, wie es in meinem Kopf aussah.
Mom blieb erstmals still und ich blickte extra an die Decke, weil ich einfach besser reden konnte, wenn ich sie dabei nicht direkt ansehen musste.
,,Ich habe im Internet gegoogelt und so, wie Depressionen beschrieben werden, so fühlt es sich für mich an. Ich komme am Morgen kaum aus dem Bett und habe nur sehr wenig Energie für den Tag. Und nachts kann ich nur sehr schwer einschlafen und mir kommen häufiger als mir lieb ist die Tränen. Ich fühle mich so oft überfordert mit den Aufgaben, die mir gestellt werden und sehe mich dann als eine Versagerin. Und das macht mich so fertig. Und weil ich so verzweifelt bin, habe ich mit Selbstverletzung angefangen. Ich ... komme gerade mit allem einfach nicht klar und ich möchte professionelle Hilfe haben. Ich kann das nicht mehr nur mit mir selber ausmachen.''
Eine riesige Last fiel mir von den Schultern, als ich meinen Mund endlich aufmachte und sprach. Meine Mom hielt mich so fest, dass ich glaubte, dass ich daran ersticken könnte, doch es tat ebenso so gut.
,,Danke, dass du mit mir darüber sprichst, Ashley. Du weißt gar nicht, wie lieb ich dich habe, mein Schatz. Ich bin so froh, dass du endlich bereit bist, zu reden. Wir werden gemeinsam jemanden finden, der dir helfen kann, das verspreche ich dir. Du musst das niemals alleine durchstehen. Ich möchte, dass es dir gut geht. Ganz egal, was wir dafür tun müssen.''
Moms Stimme war leicht weinerlich und etwas zittrig. Und genau das zeigte mir, wie sehr sie ihre Tochter liebte. Ich hatte großartige Eltern, auf die ich mich stets verlassen konnte. Sie waren für mich da und würden es auch ein Leben lang sein. Als Dad irgendwann in mein Zimmer kam, sprach ich auch mit ihm darüber. Wir redeten sehr lange und beschlossen, dass wir morgen nach einem Therapeuten suchen würden. Ich wusste, dass es nicht einfach war, doch sie blieben an meiner Seite.
Weniger Tage später saß ich mit meinen Freundinnen am Strand und verarbeitete so die Trennung zwischen mir und Nick. Wir hatten für eine Weile zusammen Fußball gespielt und lagen danach auf unseren Handtüchern, unterhielten uns oder sahen aufs Meer. Irgendwann merkte ich, dass Riley und Bianca zusammengekuschelt eingeschlafen waren. Auch Selina hielt ein Nickerchen. Ich betrachtete die drei. Biancas rote Haarmähne lag auf Rileys Brust. Mein Blick schweifte von meinen Freunden auf das Meer. Ich stand auf und ging Richtung Wasser. Mir wurde klar, dass ich nicht alleine war.
Meine Familie und Freunde standen hinter mir und ich konnte mich wirklich glücklich schätzen, solche Menschen in meinem Leben zu haben. Es war der Anfang eines neuen Kapitels in meinem Leben, das gut werden würde. Ich schämte mich nicht mehr für mich selbst und fand Erleichterung in der Diagnose, die ich heute vom Arzt erhalten hatte.
Ich hatte es nun auf schwarz und weiß, dass ich unter Depressionen litt und Unterstützung brauchte. Ich war nicht verrückt, sondern hatte eine psychische Krankheit, die behandelt werden musste. Und ohne Nick hätte ich niemals den Mut gehabt, es anzusprechen.
Selbst wenn es immer noch schmerzte, dass er nicht mehr mein Freund war, hatte er mir so viel gegeben. Er hatte mir gezeigt, dass ich liebenswert war. Dass ich mir mehr vertrauen musste, weil ich all das erreichen konnte, was ich mir vornahm.
Die Mathearbeit, die ich vor einem Jahr geschrieben hatte, nachdem ich die Erste völlig vergeigt hatte, war der Beweis dafür. Auf ihr stand ein C+ mit einem Smiley, der mich lächeln ließ. Ich konnte all das sein, was ich sein wollte. Ich wollte wieder ein meinen einstigen Traum glauben und Bücher schreiben, die anderen Menschen Hoffnung gaben.