das wunderschöne Cover und Banner sind von @EndeLegende
,,An den Tagen, an denen du dich selbst nicht ertragen kannst, erinnere dich an alles, was dein Körper geleistet hat. Er mag von Narben gekennzeichnet sein und nicht deiner unrealisistischen Tr...
Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Nicks Sicht:
Das schwierigste Thema auf dieser Welt war die Liebe. Jeder schien zu wissen, was er tun sollte, nur ich nicht. Besonders kompliziert wurde es, wenn eine gute Freundschaft auf dem Spiel stand. Der Umgang untereinander würde nicht mehr der Gleiche sein, wenn herauskam, dass man sich in die jeweils andere Person verliebt hatte.
Das war erst recht der Fall, wenn Gefühle nicht erwidert wurden und man als der Idiot dastand, der zu viel in eine Sache hineininterpretiert hatte. Mal ganz davon abgesehen von diesem beschissenen Gefühl der Abweisung.
Zu wissen, dass man niemals eine Chance gehabt hatte, war schlimmer als wenn eine Beziehung zu Bruch ging. Da war es besser, alles für sich zu behalten und so zu tun, als hätte man keine Gedanken, die weit über Freundschaft hinausgingen.
Irgendwann wurde man wahnsinnig gut darin, seine eigenen Empfindungen zu ignorieren und redete sich selbst ein, dass man sich gefälligst zusammenreißen sollte. Ich musste es wissen. Schließlich war ich schon acht Jahre in das Mädchen verliebt, das gleichzeitig meine beste Freundin gewesen war.
Es war schrecklich dem Menschen ins Gesicht zu blicken und sich so viel mehr zu wünschen. Doch einem blieb keine andere Wahl. Wenn man sich nicht traute, dann blieb dieser Zustand für immer. Es würde sich nichts an den Begebenheiten ändern und man war niemals mehr als bloß befreundet.
***
,,Warum sagst du ihr nicht einfach, dass du mehr als Freundschaft für sie empfindest?", fragte mich Rileys Freund Jeremy, als wir im Sportunterricht gemeinsam die Tartanbahn entlangliefen.
Er dachte, dass es so einfach wäre?
Er dachte, dass ich einfach so Ashley sagen konnte, dass ich Gefühle für sie hatte?
Wahrscheinlich war das leicht für ihn zu sagen, weil er die Sicherheit hatte, dass Riley genauso empfand wie er. In Ashley Coopers Kopf zu sehen, war hingegen die schwierigste Sache auf der ganzen Welt. Ich hatte es wirklich probiert. Ich hatte es versucht, dass wir wieder einen Schritt aufeinander zugingen, doch es hatte nicht funktioniert. Sie schien kein Interesse zu haben, sich mit mir zu treffen. Unter solchen Umständen konnte schon gar nicht daran denken, ihr zu beichten, dass sie mehr für mich war als nur eine Freundin.
Meine ganze Kindheit bestand praktisch nur aus Ashley und mir. Sie bestand aus Nachmittagen bei ihr, wo wir uns mit Kissen und Decken einen Rückzugsort gebaut und gelesen hatten. Ich erinnerte mich daran, wie ich sie heimlich beobachtet hatte, während sie vertieft in ein Buch gewesen war, und mich gefragt hatte, ob sie auf die gleiche Weise wie ich fühlte.
Es waren die kleinen Momente, in denen mein Herz in ihrer Nähe heftig geklopft hatte und in mir der Wunsch aufkam, jeden noch so großen Abstand zu überwinden und sie zu küssen. Und dennoch hatte ich es mir niemals erlaubt, diesem Gedankengang weiter nachzugehen. Stattdessen hatte ich mich auf einer Party von einem Kumpel von mir überreden lassen, meinen ersten Kuss an ein Mädchen zu verlieren, das ich so gut wie gar nicht gekannt hatte. Es war die schlechteste Entscheidung meines Lebens gewesen. Es mag vielleicht mehr als altmodisch klingen, doch der erste richtige Kuss sollte mit jemanden sein, für den man etwas empfand. Andernfalls war es nur der Austausch von Spucke und Bakterien und einfach nicht der Rede wert.
Und weil ich nicht der einzige Junge aus meiner Freundesgruppe sein wollte, der noch nie eine Freundin gehabt hatte, entschied ich mich dazu, eine Beziehung mit June einzugehen. Wir kannten uns durchs Fintesstudio, in welches ich regelmäßig ging, nachdem ich dem Footballteam beigetreten war. Sie war ganz nett und wir hatten uns ziemlich gut verstanden. Ich hatte ihr gegenüber nicht so viel empfunden wie für Ashley, aber dennoch war es insgesamt eine gute Beziehung gewesen. Leider hatte sie sich irgendwann von mir getrennt und ich war wieder an dem Punkt, an den ich davor gestanden hatte.
Ich hatte mich im Sport verloren und das war für eine Zeit lang ganz gut gewesen. Ich hatte genug davon gehabt, ein Lauch zu sein. Wenn ich mich mit anderen Jungs verglich, war ich eben viel zu dünn und irgendwann hatte ich mir das nicht mehr mitansehen können.
Es reichte schon aus, dass ich eine Brille tragen musste. Sorry, aber jeder der behauptete, dass das einen nicht unattraktiv machte, log. Mädchen drehten sich nicht nach mir um und ich hatte noch nie Komplimente für mein Aussehen erhalten. Wenn dann hieß es eher ,,Die Brille lässt dich sehr intelligent aussehen" oder ,,Darfst du Kontaktlinsen tragen? Du würdest nämlich ohne Brille so viel besser aussehen." Und ja, mir war klar, dass gut aussehen nicht alles war. Aber es war ein entschiedener Faktor, wenn es darauf ankam, ob Leute dich daten wollten oder eben nicht.
Ich beschleunige mein Tempo, in der Hoffnung meine vielen Gedanken ersticken zu können. Doch es half nichts. Sie gingen nicht weg und blieben weiterhin präsent.
Du musst einen Weg finden, Ashley vergessen zu können. Sie empfindet nicht so wie du und wird niemals mehr in dir sehen als einen guten Freund.
,,Ich kann es Ashley nicht sagen, okay?! Ich will nicht das eh schon rissige Band unserer Freundschaft riskieren", machte ich Jeremy klar und versuchte mich auf meinen Laufschritt zu konzentrieren.
Wem machst du hier eigentlich etwas vor?
Du bist nicht dieser sportliche Typ, der du gerne wärst. Du bist Nick. Der Nick, der seine Zeit am liebsten mit Büchern verbringt. Der Nick, der schon jahrelang auf seine beste Freundin steht und es ihr nie gesagt hat.
,,Wenn du nichts tust, dann wird Ashley irgendwann mit einem anderen Typen zusammen sein. Möchtest du das?", hielt mir Jeremy vor.
Nein, natürlich wollte ich das nicht. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie Ashley mit jemanden anderem außer mir glücklich wurde.
Doch niemand erklärte mir, wie man trotzdem den Mut aufbringen konnte, dem Menschen, den man haben wollte, zu gestehen, dass man in ihn verliebt war.
Für so etwas gab es keine Anleitung, die einem da helfen konnte. Am Ende lag es an einem selbst.
,,Daran werde ich nichts ändern können. Es ist ihre Entscheidung. Wenn sie irgendwann mal einen festen Freund hat, muss ich das wohl oder übel akzeptieren", entgegnete ich.
Wir hatten über alles mögliche gesprochen, aber niemals über ihr Liebesleben. Und vielleicht war das auch besser.