"𝙒𝙖𝙧𝙪𝙢 𝙯𝙪𝙢 𝙏𝙚𝙪𝙛𝙚𝙡 𝙨𝙞𝙣𝙙 𝙬𝙞𝙧 𝙞𝙢𝙢𝙚𝙧 𝙖𝙢 𝘼𝙧𝙨𝙘𝙝 𝙙𝙚𝙧 𝙒𝙚𝙡𝙩?"
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(Fortsetzung von ━ 𝘿𝙀𝙑𝙄𝙇)
Die wilden Kerle sind zurück und sind besser als jemals zuvor. Auch privat läuft es gut und zum ersten...
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00.prologue
Es ist ein verregneter Morgen Anfang November in der kleinen verschlafenen Gemeinde Grünwald. Genau genommen ist es fast Punkt Sechs Uhr morgens, was bedeutet, dass die ersten Leute langsam aus dem Bett geschmissen werden und sich den Herausforderungen des Alltags stellen müssen. Außerdem ist es mehr als nur kalt, dazu ist es draußen noch stockdunkel und man kann die eigene Hand kaum vor den Augen sehen, so nebelig ist es.
Ein braunhaariges Mädchen liegt tief und fest schlafend in den Armen ihres Freundes und ahnt noch nicht, was ihr heute noch bevorsteht. Im Bett ist es warm und selbst im Tiefschlaf kuschelt sie sich unterbewusst näher an ihn ran, denn das Bett ist groß und jede Distanz könnte es zu kalt werden lassen. Seitdem Juli endlich sein eigenes Zimmer bekommen hat, sind solche Übernachtungen schon mehr als nur üblich.
Ohne Erlaubnis ihrer Eltern, versteht sich. Herr Maximilian würde erst Juli und dann Resi köpfen, wenn er davon etwas wüsste und auch Frau Reik wäre wenig begeistert davon. Sie mag das Mädchen ja wirklich, aber mittlerweile sind ihre Söhne in dem Alter angelangt, in welchem sie unangekündigten weiblichen Besuch nicht unbedingt begrüßen würde.
Als ob sie es wüsste, atmet Resi tief aus, nur um dann wenige Sekunden später durch das Klingeln des Weckers zusammenzuzucken. Es dauert einen Moment bis sie realisiert, dass sie sich letzte Nacht nicht wieder in ihr Zimmer geschlichen hat. Nein, stattdessen ist sie irgendwann erschöpft in Juli's Bett eingeschlafen und sie haben beide nicht bedacht, dass ihnen das am nächsten Morgen Probleme bereiten wird.
"Scheiße!", entfährt es ihr und sie setzt sich ruckartig auf. Während Juli erst langsam wieder zu Bewusstsein kommt und ein wenig vor sich hin grummelt, ist Resi sofort hellwach und schaut sich panisch um. "Juli, wir sind eingeschlafen━" Das Piepen des Weckers geht ihr sofort auf die Nerven und sie haut nicht gerade sanft auf die Schlummertaste. "Halt's Maul!"
Das lässt auch Juli aufschrecken. Er setzt sich ebenso ruckartig auf wie Resi vor wenigen Sekunden auf und für einen Augenblick starren sie sich einfach nur an und wissen nicht, was sie tun sollen. Auch wenn das nicht das erste Mal ist, dass ihnen sowas passiert ist, ist es immer wieder anstrengend und wirft sie vollkommen aus der Bahn.
"Scheiße!", sagen sie dann gleichzeitig und Resi springt sofort auf.
Sie schnappt sich sofort ihren Pullover und zieht sich den über den Kopf und über das T-Shirt, in dem sie geschlafen hat, dann schlüpft sie in ihre Schuhe. Resi wirft noch einen letzten Blick nach hinten über ihre Schulter und sieht, wie Juli verschlafen blinzelt und wohl gerade dabei ist, richtig wach zu werden. Dafür hat sie keine Zeit, denn sie kann hören, wie sich nebenan jemand bewegt und sie hat jetzt echt keine Lust darauf, sich mit seinem kleinen Bruder rumzuschlagen.
Sie stolpert über ihre Schnürsenkel und flucht, kann sich aber noch an Juli's Schreibtisch abfangen, ehe sie noch schnell zu ihm geht und ihm durch die sowieso schon abstehenden Haare wuschelt. "Okay, bis später! Wir sehen uns ja eh gleich!", sagt sie schnell und drückt ihm einen Kuss auf die Wange, dann öffnet sie das Fenstert und klettert nach draußen.
Juli kann gerade noch sehen, wie sie in dem kleinen Stück Wald hinter dem Haus verschwindet ehe sie vom Nebel verschlungen wird und ist wieder einmal dankbar dafür, dass sein Zimmer im Erdgeschoss ist. Das macht solche Situationen echt einfacher, denn er hat zwar erst seit einem Monat ein eigenes Zimmer, aber genau dieses Szenario ist bereits so oft passiert, dass er es bald nicht mehr an zwei Händen abzählen kann.
Seine Zimmertür wird mit einem Ruck geöffnet und er will Joschka gerade wütend anfahren, da fährt dieser ihm bereits über den Mund. Seine Haare stehen ebenfalls zu Berge und in seinem übergroßen hellblauen Oberteil sieht er mehr als nur winzig aus, aber dafür, dass er gerade erst wach geworden ist, ist er ziemlich geladen. "Wenn das nochmal passiert, dann sag ich's Mama!", er hebt seinen Finger und sieht, wie Juli seine Augen verdreht. "Das ist mein Ernst! Eure Telefonate waren schlimm genug, aber das nebenan zu hören ist eklig!"
Bevor Juli nur eine Antwort rausbekommen kann, fällt die Tür wieder ins Schloss und er stöhnt genervt auf. Er lässt sich wieder zurück auf sein Kissen fallen und reibt sich die Augen. Seitdem Joschka auch in der Pubertät angelangt ist, ist er morgens kaum auszuhalten. War er letztes Jahr etwa auch so ein Morgenmuffel? Er bekommt gar nicht die Möglichkeit darüber nachzudenken, denn keine Minute später steht auch schon seine Mutter in seinem Zimmer, damit er auch wirklich aufsteht.
Das ist ihm immer noch lieber, als wenn sie wüsste, dass vor wenigen Minuten noch Resi neben ihm gelegen hat.
Die hat es schnell durch das kleine Waldstück geschafft und kommt nach kurzer Zeit im Garten an. Der Nebel hat doch etwas Gutes an sich, denn so kann ihr Vater sie wenigstens nicht aus der Ferne kommen sehen, sollte er aus dem Fenster schauen. Sie klettert auf den großen umgedrehten Blumentopf, der neben der gläsernden Terrassenüberdachung steht, und zieht sich an dieser hoch. Maxi schläft sowieso bei Wind und Wetter mit einem geöffneten Fenster, also muss sie es bloß aufschieben und landet problemlos auf ihren Füßen. Wenigstens legt sie sich nicht mehr lang, wenn sie sich so wieder nach Hause schleicht.
Maxi bekommt das natürlich mit und stöhnt genervt auf, dann vergräbt er seinen Kopf in seinem Kissen. "Nicht schon wieder..", hört Resi ihn grummeln und sie muss sich ein Lachen verkneifen.
Sie schiebt das Fenster zu, dann schlüpft sie aus ihren Schuhen und nimmt diese in die Hände. Sie ist ziemlich abgehetzt, kann sich aber gerade noch so unter Kontrolle halten. Jahrelanges Fußballspielen und Tanzen haben ihr zu einer guten Kondition verholfen, was ausgerechnet in so einer Situation immer wieder hilfreich ist.
Maxi setzt sich plötzlich kerzengerade auf, denn ihm entgehen die sich nähernden Schritte nicht. "Bitte nicht━", entfährt es ihm und keine Sekunde später wird seine Zimmertür ruckartig geöffnet.
Dort steht der Vater der Zwillinge in seinem dunkelblauen Morgenmantel und macht das Licht an. Unter seinen Augen kann man dicke Augenringe sehen und er sieht ganz und gar nicht glücklich aus. Resi schluckt, verzieht aber keine Miene. Herr Maximilian schaut zwischen seinen Kindern hin und her. "Was ist denn hier schon wieder so früh am morgen los?"
"Resi hat ihre Schuhe hier liegengelassen", Maxi gähnt. "Sie hat mir gestern noch bei den Hausaufgaben geholfen und hat sie hier vergessen." Er schaut zu seiner Schwester, die wortlos ihre Schuhe hoch hält. Mittlerweile kann er auch besser lügen, kommt logischerweise aber nicht an Resi heran. Aber da die wohl noch einen Moment zu lang gebraucht hätte, ist er schnell eingesprungen. Auf eine Standpauke so früh hat er auch keine Lust.
Herr Maximilian verengt die Augen zu Schlitzen. An sich ist an Resi's Aussehen nichts auffällig, immerhin trägt sie noch ihre Schlafsachen, aber sie sieht im Vergleich zu sonst doch ziemlich wach aus. Aber soweit er weiß, hat sie bloß im dunklen Zimmer ihres Bruders versucht ihre Schuhe zu finden. Er hat nichts gegen sie in der Hand, also atmet er tief aus. "Das geht aber auch leiser", sagt er dann und öffnet die Tür ein wenig. "Na los, Theresa, ab ins Badezimmer!"
"Schon unterwegs!", Resi grinst ihren Bruder nochmal an und schlüpft dann an ihrem Vater vorbei aus seinem Zimmer. Sie weiß, dass sie ihm definitiv was schuldig ist, aber das ist ihr egal.
"Und zieh dir deinen Pullover richtig rum an!", ruft Herr Maximilian ihr hinterher, ehe sie im Badezimmer verschwindet. Er wirft noch einen letzten Blick ins Zimmer seines Sohnes und schaut ihn eindringlich an. "Ich hab ein Auge auf euch beide. Und denkt dran, meine Augen sind überall."
Die Tür fällt ins Schloss und Maxi lässt den Kopf hängen. Er findet es zwar nicht toll, dass seine Schwester fast jede Nacht aus dem Haus verschwindet und zu ihrem Freund geht, aber solange sie ihm in der Schule was beim Kiosk kauft, wird er gerne weiterhin seinen Vater anlügen. Das ist es ihm wert.