Unschuldig

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Unschuldig

Zäh verharrt ein zartes Pflänzlein zwischen Elend und Schande
Welkt schier hoffnungslos dahin in tyrannischer Einsamkeit
Als einzig verbliebener Spross im verschwiegenen Lande
Erwartet es sehnsuchtsvoll das drohende Ende der Zeit

Feindseliger Dunst war zuvor aus der Fremde gekommen
Ließ einst Wiesen ergrauen und den Horizont erblinden
Jäh des Vogelgesanges letzten Widerhall verstummen
Und alles Leben jener verlorenen Welt entschwinden

Bloß im Atem eisiger Winde regten sich die Schwachen
Als Erben des verschmähten Paradieses, doch frei von Schuld
Gespenstern gleich, die furchterfüllt ihr Totenreich bewachen
Bald stirbst auch du, zartes Pflänzlein, habe noch etwas Geduld!

(2014/2019)

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