Schiffbrüchig

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Schiffbrüchig

Als der schummrige Mond des Nachts schüchtern erhellt
Das tintenblaue Meer nebst einsamen Küsten
Schlummere ich gar friedlich unter'm Himmelszelt
Diebische Wogen derweil von dannen flüchten

Manch süße Erinnerung ward mir entrissen
Von des Ozeans salzigem Atem zersetzt
Mein gestriges Gewand endgültig zerschlissen
Eine Mahnung in meine fahle Haut geritzt

Der ungleiche Kampf gegen die nimmermüde See
Scheint verloren, als meine Sinne wiederkehren
Doch bald ich das wundersame Paradies erspäh'
Und Sonnenstrahlen meine Blässe sanft verzehren

Eine Krabbe schlendert durch den feuchtwarmen Sand
Ihre Gestalt aber wirkt fremd, kaum lehrbuchgerecht
Jäh erklingt ein schläfriges Jaulen, mir wohlbekannt
Worauf unheilvoll erbebt das schöne Traumgeflecht

So zerren mich die rauen Nebelhorngesänge
Unverhofft aus jenem weit entfernten Inselreich
Draußen tosen Wellen mit unerbittlicher Strenge
Ich sehne mich nach Land, mein Gesicht ist totenbleich

(2019)

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