Heimlich verhext

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Heimlich verhext

Wo dörfliches Treiben schien dem nahenden Untergang geweiht
Ward ein morsches Häuschen schon von wucherndem Efeu umsponnen
Am Waldesrande selig schlummernd in trauter Einsamkeit
Der ursprünglichen Bestimmung nunmehr endgültig entronnen

Einmal schlich ein Eindringling zu schlafestrunkener Stunde
Auf leisen Pfoten durch arg verkümmerte Kräuterbeete
So frönte das scheue Geschöpf seiner Entdeckungsrunde
Wobei kühler Nachtwind die zarten Schnurrhaare umwehte

Bald schlüpfte jene Waldeskatz, jäh von Neugierde geleitet
Durch den schmalen Spalt in grün umrankter Eingangstüre
Solch geheimnisträchtige Welt lag drinnen ausgebreitet:
Ein mürbes Schatzkämmerchen voll grell schimmernder Elixiere

Erbost sah die grausige Gestalt einer furchtlosen Krähe
Vom hohen Gebälk des verrußten Kamines hernieder
Ermahnte den ungebetenen Gast aus gewagter Nähe
Doch glomm kein Lebensfunke mehr unter tiefschwarzem Gefieder

Da schwang das gleichmütige Raubtier zum Phantome sich hinauf
Ließ manch magisches Fläschchen beim Sprunge am Boden zersplittern
Es stahl dem Vogel drei Federn und verschwand baldigst darauf
Um erst weit draußen zuvor durchlebte Hexerei zu wittern

(2023)
Siehe auch "Insel der Geister".

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