Kapitel 10

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Bucky

Gerade machte ich mich auf den Weg zum Abendessen. Normalerweise aß ich nicht mit den anderen, aber Steve hatte mich so lange genervt, bis ich ja gesagt hatte. Also stand ich jetzt im Aufzug und wartete bis die Türen sich auf der richtigen Etage öffneten.

Als es endlich soweit war, wurde ich fast von einer ziemlich schnellen Ivy über den Haufen gerannt. Das Wasser, was sie in ihrer linken Hand hielt, drohte kurz überzuschwappen und der Teller in ihrer rechten Hand wäre ihr wohl runtergefallen, doch im letzten Moment nahm ich Ivy den Teller ab und hielt sie mit meiner Metallhand fest, da sie durch die Wucht des Aufpralls fast hingefallen wäre.

"Alles in Ordnung?", fragte ich. Sie sah mich einen Moment verwirrt an. Erst da bemerkte ich selbst, wie besorgt ich eigentlich klang. Das hatte ich garnicht beabsichtigt. Sie schien sich jedoch schnell wieder einigermaßen gefangen zu haben. "Ja, alles- alles gut.", stotterte sie nach einer Weile etwas unbeholfen.

Moment mal. Wurde sie etwa gerade rot? Ivy schien es auch bemerkt zu haben, denn sie sah schnell zu Boden. Ich hielt sie immernoch mit einer Hand fest, doch es störte mich nicht. Eigentlich wollte ich sie nicht loslassen. Es war ein gutes Gefühl jemandem so nahe zu sein, ohne dass andere einen für schwach erklärten und sagten man könnte ohne diese Nähe nicht leben, denn ich konnte ohne diese Nähe leben. Trotzdem hatte ich gegen etwas Nähe nicht einzuwenden. Besonders wenn es um Nähe zu Ivy ging.

Ich blickte sie weiter an. Ihre Wangen hatten immernoch einen zarten rosa Ton und als ich das sah, musste ich lächeln. Ja! Ich lächelte! Zum ersten Mal seit einer viel zu langen Zeit lächelte ich und es fühlte sich verdammt nochmal gut an. Besser als ich es je für möglich gehalten hatte. Vorallem, weil ich wegen ihr lächelte. Ich konnte das Gefühl, das ich gerade hatte nicht beschreiben. Dazu gab es keine Worte und wenn doch, dann kannte ich sie nicht, denn in einer Sache war ich mir sicher. So etwas hatte ich noch nie seit Hydra gefühlt.

Als Ivy wieder aufblickte, wurde ich zurück in die Realität befördert. Verwirrt sah sie mich an. Ich lächelte immernoch und nun schlich sich auch auf ihr Gesicht ein Lächeln. Und wie ich es schon bei ihrer Ankunft, im Trainingsraum oder beim Frühstück schon gemerkt hatte, war es das schönste Lächeln auf der Welt. Scheiße, sie war einfach schön. Eine Weile lang starrten wir uns einfach nur an und ich schien mich in ihren wunderschönen haselnussbraunen Augen zu verlieren. Es war ein schöner und angenehmer Moment.

Plötzlich stand sie wieder auf ihren eigenen Beinen und murmelte ein leise "Danke." Sie sah wieder zu Boden. Auch ich wechselte in meine tägliche Stimmung und baute meine Mauern wieder auf. Meine Miene wurde wieder abweisend und kalt.

Ich überreichte ihr noch den Teller bevor sie in den Aufzug stieg. Ich drehte mich um und lief weiter Richtung Küche. Da hörte ich sie mir etwas hinterherrufen, was mich innehalten ließ. "Du solltest öfter lächeln! Dein Lächeln ist echt schön!" Ich drehte mich noch um, aber die Türen schlossen sich bereits und ich sah nur noch ihr grinsendes Gesicht bevor sie ganz zu waren.

Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Sie findet mein Lächeln wirklich schön? Wieder musste ich leicht lächeln, bei dem Gedanken, dass ihr mein Lächeln gefiel. Aber eine Sache war klar. Ihr Lächeln ist tausend mal schöner als meins. Wenn nicht sogar millionen mal. Sie hatte einfach ein verdammt schönes Lächeln. Was würde ich alles dafür geben, dieses Lächeln den ganzen Tag zu sehen.

In der Küche angekommen, war mein Lächeln wieder verschwunden und ich setzte mich zu den anderen an den Tisch und begann zu essen. Jedoch hielt ich mich so gut es ging aus Gesprächen raus und antwortete so kurz wie möglich, wenn ich was gefragt wurde, was vorallem Steve betraf, weil er einfach scheiß neugierig war.

Die meiste Zeit jedoch dachte ich nach. Über die Sachen, die Ivy heute Nachmittag gesagt hatte. Über ihre Kräfte. Sie sagte sie hätte ähnliche Kräfte, wie Steve und ich und dass sie, genauso wie ich, entführt wurde. Ivy sagte zwar, dass es bei ihr nicht Hydra war, doch irgendeine kleine Stimme in meinem Hinterkopf, flüsterte, dass sie uns nicht ganz die Wahrheit über ihre Entführung gesagt hatte. Wer außer Hydra sollte sonst Experimente an Menschen durchführen? Bei dem Gedanken an noch so eine Organisation, lief mir ein kalter Schauer den Rücken runter. Wenn sie die selben Kräfte wie ich hatte, musste sie dann auch dasselbe wie ich durchmachen? All die Schmerzen?

Plötzlich wurde ich unsanft an der Schulter geschüttelt. "Bucky! Hallo? Hörst du mich?" Steve, der neben mir saß, sah mich prüfend von oben bis unten an. "Jaja. Ich hör dich ja. Ich hab nur nachgedacht." Jetzt schwankte Neugier in seinem Blick. Bevor er irgendwelche Fragen stellen konnte, hinderte ich ihn am sprechen. "Und ich muss dir nicht sagen über was ich nachgedacht habe. Das ist meine Angelegenheit und geht weder dich, noch die anderen etwas an." Ich sah jeden Einzelnen am Tisch drohend an. Mein Blick blieb bei Wanda hängen. Sie sah mich amüsiert und gleichzeitig mit dem selben wissenden Blick, den auch Natasha drauf hatte an. Ich warf ihr einen warnenden Blick zu und wendete mich dann ab. Wie ich diesen Blick hasste. Die anderen starrten mich immernoch an und Stark hatte bei meinen Worten die Hände gehoben. Als ob mich das beruhigen würde. "Schon gut Barnes. Kein Grund so durchzudrehen.", sagte er. Ein letzter böser Blick meinerseits und ich ging aus der Küche und in mein Zimmer.

Dort angekommen, versuchte ich mich irgendwie abzulenken, also schaltete ich den Fernseher an. Das ging gute zwei Stunden gut, doch dann verlor ich auch daran die Lust. Normalerweise las ich in solchen Situationen, aber irgendwie hatte ich heute keine Lust auf ausgedachte Liebesromanzen oder Abenteuer, wo die Hälfte der Leute stirbt (meistens auch meine Lieblingscharaktere). Ich schaltete den Fernseher aus und beschloss trainieren zu gehen. Um diese Zeit war sowieso keiner mehr im Trainingsraum.

Gerade als ich mein Zimmer verlassen wollte, hörte ich, wie sich leise eine Tür öffnete. Vorsichtig trat ich aus meinem Zimmer und beobachtete, wie Ivy mit dem dreckigen Geschirr Richtung Aufzug lief. Sie hatte ein zu großes T-Shirt an und (hoffentlich) ein paar Shorts. Trotzdem war ihr Gang elegant und man hätte denken können, sie läuft gerade über den roten Teppich. Eben ziemlich Prinzessinen mäßig. Wie lange sie wohl üben musste, um sogar in solchen Situationen so zu laufen? Ihre Haare waren offen und ihre hellbraunen Locken fielen ihr über den Rücken. Ich sah noch wie sie in den Fahrstuhl stieg und einen Knopf drückte und dann war sie auch schon wieder verschwunden.

Als ich hörte wie Ivy wieder in ihr Zimmer ging, verließ ich meins und ging runter in den Trainingsraum. So wie sie umhergeschlichen war, wollte sie keinem begegnen und da dachte ich, ich lasse sie in Ruhe. Ich kannte es, wenn man niemanden um sich haben will, aber jemand trotzdem mit einem reden will. Ich wollte ihr die Ruhe gönnen. Schließlich hatte man es als Prinzessin nicht leicht und auch ihre ersten Tage hier waren nicht sehr angenehm verlaufen.

Unten angekommen, war ich wie erwartet der Einzige. Ich ging oft Abends um diese Zeit trainieren, da so spät niemand mehr hier war und ich ungestört üben konnte. Ich war gerade dabei mit einem Messer ein paar Übungen zu machen, als ich ein lautes Geräusch hinter mir hörte. Aus Reflex drehte ich mich so schnell es ging um und warf mein Messer nach dem Auslöser des Geräusches. Es landete knapp zwei Zentimeter vom Kopf der Person entfernt und blieb in der Wand stecken. Überrascht sah ich die Person an. "Was machst du denn hier?", fragte ich verwundert.

Enemies to Lovers? ~Bucky FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt