Bucky
"Ivy?", rief ich durch die Tür. Sie war schon eine ganze Weile lang im Bad. "Komme gleich!", hörte ich sie rufen. Aber etwas war anders. Ihre Stimme zitterte. Ich zögerte nicht, sondern betrat den Raum. Was ich sah brach mir das Herz. Ivy saß weinend auf dem Boden der Dusche. Die Beine hatte sie angewinkelt und ihre Arme darum geschlungen. Als ich reinkam senkte sie ihren Blick und sah auf den Boden. Es versetzte mir einen Stich. Warum weinte sie? War es meine Schuld? Ich hätte sie vor diesem Mistkerl besser beschützen müssen! Ich hätte sie nicht alleine lassen dürfen! Aber ich hatte es getan und dafür gab es keine Entschuldigung.
Langsam ging ich näher zu Ivy. Ich stellte das Wasser aus und nahm ein Handtuch in welches ich sie einwickelte. Egal was der Grund war, erstmal musste ich mich um Ivy kümmern. Als ich sie vorsichtig hochhob, fielen mir ihre roten Augen auf. Das war kein Wasser vom Duschen, es waren Tränen. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und kümmerte mich um Ivy. Dazu gehörten abtrocknen, anziehen und Haare föhnen. Ivy weinte die ganze Zeit über. Warum konnte ich sie nicht beschützen?
Als ich fertig war, flocht ich ihre Haare noch zu einem einfachen Zopf. Ihre Haare waren weich und sie rochen nach ihr. "Danke.", murmelte sie leise nachdem ich fertig war. Sie hatte aufgehört zu weinen. Ich antwortete nicht. Ich hatte zu große Angst etwas falsches zu sagen. Stattdessen nahm ich sie auf meine Arme und trug sie aus dem Bad. Aber nicht in ihr Zimmer. Ich schlug den Weg zu der kleinen Bibliothek ein, welche ich für Ivy eingerichtet hatte. Sie sah mich verwirrt an, aber ich wich ihrem Blick aus. Ich konnte sie einfach nicht ansehen. Alles was ich sah, war diese ängstliche Frau, die auf dem Boden sitzt und meinen Blick mied.
In der Bibliothek angekommen, setzte ich Ivy auf der Couch ab. Ich schenkte Tee in zwei Tassen ein und stellte einen Teller mit Keksen bereit. Dann überreichte ich Ivy ein Buch und legte ihr die Decke über die Schultern, damit sie nicht fror. Erst dann sah ich sie an. Ihr verwirrter Blick wich einem ängstlichen. Ich machte ihr Angst. Ich bereitete ihr nur Kummer, Schmerz und Sorgen. "Bucky?", flüsterte sie leise. "Es tut mir leid.", sagte ich ebenfalls flüsternd und dann ging ich. Ich ließ sie zurück. Ich ließ sie im Stich, obwohl sie mich bräuchte. Obwohl ich sie bräuchte. Als ich die Tür schloss, hörte ich von drinnen ein leises Schluchzen. Ich wollte zu ihr, ich wollte sie in den Arm nehmen, ihr sagen, dass alles gut werden würde, aber ich konnte es nicht. Ich hatte zu viel Angst ihr gegenüber zu treten. Stumm lief mir eine Träne aus dem Augenwinkel. Ich ließ sie. Dann lief ich hoch ins Wohnzimmer. Natasha war heute früh zu einer Mission aufgebrochen, also ging ich zu Wanda. "Können wir kurz reden?", fragte ich. Sie sah mich verwirrt an. Ohne auf eine Antwort zu warten ging ich raus auf den Gang. Wanda folgte wenig später.
"Was ist los?" Besorgt sah sie mich an. "Hör zu. Ich hab Mist gebaut. Du musst zu Ivy. Vermutlich hasst sie mich jetzt, aber bevor auch du mich hasst, möchte ich dass du weißt, wie schwer mir das gefallen ist.", sagte ich. Wanda nickte. "Wo ist sie?" "In der kleinen Bibliothek, die ich mit Tony und Steve für sie eingerichtet haben." Wieder nickte Wanda und schon war sie weg.
Wanda
Schnell ging ich zu der Bibliothek. Ivy hatte mir mal davon erzählt. Was war nur passiert? Ich hatte Buckys Gedanken nicht gelesen. Es war seine Privatsphäre und lieber sollten Ivy und er mir davon erzählen, bevor ich ihre Gedanken las. Manchmal war es nötig, aber manchmal reichte ein gutes Gespräch auch schon. Als ich mich der Tür näherte, konnte ich die gewaltige Trauer spüren. Ich verlangsamte meine Schritte und klopfte an die Tür. Es kam keine Antwort, also öffnete ich vorsichtig die Tür.
Drinnen sah ich Ivy auf der Couch sitzen. Eine Decke lag über ihre Schultern und sie schluchzte laut. Anscheinend hatte sie das Klopfen nicht gehört, denn als ich ihren Namen sagte, zuckte sie zusammen und sah mich aus roten, geschwollenen und vor Schrecken geweiteten Augen an. Oh Bucky, was hast du nur getan? Sofort lief ich zu ihr und nahm sie in den Arm. Meine Schulter wurde langsam feucht, aber mich störte es nicht. Nach einer langen Weile hatte sie sich langsam wieder beruhigt.
"Hey Süße. Was ist denn passiert?", fragte ich sanft und überreichte ihr eine der Teetassen, die auf dem Tisch standen. Ivy schluchzte. "I- Ich bin d- duschen gegangen, n- nachdem ihr ge-gangen seid. U- und dann, dann war das a- alles ein-fach zu v- viel.", stotterte sie. Dann trank sie einen Schluck des Tees und schloss kurz die Augen, um einmal tief durchzuatmen. "Was ist dann passiert?", fragte ich nach. "Naja. Ich hab das alles nicht mehr ausgehalten.", sagte sie etwas ruhiger. "Ich hatte sozusagen einen kleinen Zusammenbruch. Bucky hat mich im Bad gefunden. Ich saß weinend unter der Dusche. Er hat nichts gesagt; hat mich abgetrocknet, angezogen und sogar meine Haare gemacht. Dann hat er mich hierher getragen. Er hat das alles hier hingestellt. Die ganze Zeit hat er mich nicht angesehen, aber als er es dann getan hat... Wanda, ich... Ich habe noch nie so viel Schmerz, Wut und Trauer zugleich in den Augen eines Menschen gesehen." Verzweifelt sah Ivy mich an. "Bitte Wanda. Ich will ihn nicht verlieren. Nicht nochmal. Das halte ich nicht aus.", flüsterte sie. Es brach mir das Herz. Sie war so verzweifelt. "Es wird alles wieder gut. Ihr liebt euch. Das wird schon wieder.", versuchte ich sie aufzumuntern. Ivy seufzte nur und sah auf ihre Füße. "Es wird alles gut. Das hat er auch immer gesagt." Danach sah sie mich wieder an. "Wanda. Was wenn Liebe allein nicht ausreicht?"
DU LIEST GERADE
Enemies to Lovers? ~Bucky FF
Fanfiction"Es ist schön dich wiederzusehen. Ich habe dich schon erwartet", sagte der Mann. "Das tut mir sehr leid für sie, denn ich habe sie keinesfalls vermisst", entgegnete ich. Kurz sah ich Wut in seinen Augen aufblitzen, jedoch wandte er im nächsten Momen...