"Hör auf damit!" Zischte ich meinen kleinen Bruder an, als er absichtlich mit seinen Knie gegen meines schlug. "Womit den?" Grinste er mir aber nur dümmlich zu, denn er wusste, dass er heute mit allem davon kommen konnte.
Wütend schielte ich zu ihm rüber, aber starrte er nur auf das Display seines Handys und spielte sein Spiel weiter.
An jeden anderen Tag hätte ich es ihm einfach wegnehmen können, aber heute war ja sein besonderer Tag, also musste ich mir eine Ausrede einfallen lassen.
Leicht rückte ich in die Mitte der Rückbank und lehnte mich zu meinen Eltern vor. "Mom?" Fragte ich nach ihr und sorgte dafür, dass sie das Radio leiser drehte. "Findest du nicht auch, dass Dean viel zu viel Zeit an seinem Handy verbringt? Er sollte viel lieber Zeit mit seiner Familie verbringen."
Ich konnte seine Augen auf mir liegen spüren, die mir an liebsten ein Brandmal eingraviert hätten.
Summend überlegte Mom, während ich einfach nur Dean mit einen triumphierenden Grinsen betrachtete.
Aber Mom überlegte zulange, weshalb Dad sich mit ein mischte. "Dean leg das Handy weg und unterhalte dich gevölligst mit deiner Schwester." Entsetzt sah er zu Dad und steckte sein Handy in seine Hosentasche. "Und worüber soll ich mich mit Estelle unterhalten?" Gab er ganz mürrisch von sich.
Wie die liebevolle Schwester, die ich eben war, drehte ich mich zu ihm und lächelte ihn genauso dümmlich an, wie er mich zuvor anlächelte.
"Wie läufts mit der Arbeit?" Wollte Mom allerdings wissen, da sie die Ruhe ohne Radio nicht ertragen konnte. "Hast du schon auf die Single-Väter ein Auge geworfen?" Mischte sich Dean mit hochgezogenen Augenbrauen und einen breiten Grinsen ein.
Da erwähnte man einmal, dass die verwidwerten Väter gutaussahen, und schon war das alles, an was sich die Familie erinnern konnte.
Gut, vielleicht war es etwas geschmacklos, genauso geschmacklos, wie wenn man auf verheiratete Männer ein Auge geworfen hätte. Aber ich besaß kein Interesse, ich fand sie wirklich nur gutaussehend!
"Nur weil ich gern mit Kindern arbeite, heißt das nicht, dass ich auch gleich die Mutter von denen werden möchte." Sprach ich langsam damit selbst er es verstehen konnte. Aber die freche Visage, die er sein Gesicht schimpfte, ließ mich mit einem Grinsen wissen, dass er noch ein paar solcher unangenehmen Fragen und Sprüche auf Lager hat.
"Du hast kein Interesse Mutter zu werden, oder die Typen haben einfach nur kein Interesse an dir?"
Meine Lippen formten eine gerade Linie, während meine Augen ihn müde ansahen, dann eventuell boxte ich ihn gegen seinen Oberarm.
"Aua!" Jammerte er und rieb sich über den Arm, nur um schnell danach zu gucken, ob er schon einen Fleck hatte. "Du musst deinen Frust nicht an mir auslassen, nur weil dein Liebesleben einen Friedhof gleicht." Genervt sah Dad in den Rückspiegel, aber sagen tat er trotzdem noch nichts.
Ich wartete nur darauf, dass er tief Luft holte, um einen langen Seufzer freien Lauf zu lassen.
"Estelle du bist 22 und Dean, du bist heute 17 geworden, könnt ihr nicht wenigstens versuchen euch erwachsen zu benehmen." Seufzte Mom zu unser beider Überraschung.
Schweigend sahen wir uns an und mussten uns beide unser Lachen verkneifen. Wenn Mom und Dad beide keine Einzelkinder gewesen wären, dann hätten sie sicherlich verstanden, dass Dean und ich uns bis zu unseren letzten Atemzug, weiterhin gezankt hätten.
Mom drehte das Radio wieder lauter, in dem Moment fing es so plötzlich zu regnen an. Mit einer Wucht klatschten die Tropfen auf das Dach des Autos.
"Jetzt macht die Parkplatz suche erst richtig Spaß." Hörte ich Dad nuscheln, während ich beobachtete, wie Dean sein Handy wieder aus der Hosentasche fischte.
Keine Ahnung, was über mich gekommen war, aber der Moment als er so vertieft ins Display schaute, schnappte ich es ihm aus der Hand.
"Hey, gib es zurück!" Schrie er, doch wollte ich erst wissen, warum er sein Handy mit solch funkelden Augen ansah.
Genervt versuchte er es zu greifen, aber legte ich meine Beine auf seinen Schoß und drückte meinen Oberkörper an die Fensterscheibe, damit er mir erst gar nicht zu nah kam.
Aber dummerweise rutschte mir in dieser Position mein eigenes Handy aus der Hosentasche. Durch ein kleines Schlagloch gefahren und sofort war es unter den Sitz meines Vaters gerutscht.
"Scheiße." Murmelte ich und legte Deans Handy zur Seite. Gerieg griff er es sich und entsperrte es sofort, als wollte er sicherstellen, dass ich rein gar nichts gesehen hatte.
"Das nennt sich Karma!" Gab er mit einem bissigen Lächeln von sich. Augenrollend bückte ich mich nach vorn und versuchte es irgendwie ausfindig zu machen, aber mir wurde sofort klar, dass ich es die fahr über, nicht mehr sehen würde.
"Ugh." Seufzte Dad und sah uns direkt in die Augen, als er bei einer roten Ampel zum Halt kam. "Wenn ihr beide nicht aufhört, dann drehen wir wieder um." Drohte Dad uns in seiner ruhigen Stimme.
Auch wenn mir seine Drohung wenig zu schaffen machte, konnte ich doch sehen, wie Deans Augen größer wurden.
,,Aber wir gehen jedes zu Antonios Pizzeria!" Weder Dad noch Mom antworteten.Etwas schlecht fühlte ich mich schon, denn es war eine Tradition im Hause Montoya zu Antonios Pizzeria an unseren Geburtstagen zu fahren, weswegen ich augenrollend meinen Bruder die Hand und somit für heute Frieden anbot.
Trotzdem musterte er mich misstrauisch, bevor er mein Friedensangebot annahm und seine Hand in meine drückte.
Aber ohne mein Handy, war die Fahrt einfach nur unerträglich. "Dad, kannst du mich danach nach Hause fahren?" Fragte ich ihn und wurde sofort mit dem neugierigen und leicht traurigen Blick meiner Mutter begrüßt.
Sie konnte mir immer mit ihren Blick ein schlechtes Gewissen bereiten.
"Warum? Du wolltest doch bei uns schlafen." Wollte sie sofort wissen und drehte das Radio wieder leise.
"Naja, weil-"
"Scheiße!"Ein grelles Licht kam auf uns zu, dann folgte ein Lauter Knall - brechen von Glas, Geschrei und die Alarmanlage fing an mir in den Ohren zu dröhnen.
Alles schmerzte, meine Sicht war verschwommen, bis meine Augen zu fielen und das letzte was ich hörte, waren verzweifelte Hilfeschreie, die immer leiser wurden.
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Till Death Do Us Apart
Romance➵ 𝐄𝐬𝐭𝐞𝐥𝐥𝐞 𝐮𝐧𝐝 𝐇𝐚𝐫𝐥𝐨𝐰 | 𝐃𝐚𝐫𝐤 𝐑𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞 Scheinwerfer, Geschrei und Dunkelheit. Das war alles, was Estelle nach ihren Unfall im Gedächtnis blieb. Von den einen auf den anderen Moment hatte sie ihre gesamte Familie in einem Auto...