25 - [Tödliche Gefahr]

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Es wirkte alles so laut; die Autos, die spät am Abend noch auf der Straßen fuhren und sich hörbar über den Verkehr aufregten. Der Schlüssel, der als Kette um Harlows Hals hing. Und sogar der Aufschlag meiner Wimpern, als ich verzweifelt versuchte meine Augen offenzuhalten.

"Du bist so abwesend." Hörte ich Harlow nuscheln, als sie zarte Küsse auf meinem Schlüsselbein platzierte und ihre Hände unter meinen Shirt gleiten ließ. Mir war nicht danach. Mein Blick war auf dem Fenster gerichtet, aber konnte ich die Außenwelt nicht erkennen. Es war alles schwarz. Kein einziger Stern war am Himmel zu sehen.

Ihre Finger tasteten meinen Bauch ab. Ihre Berührungen waren so warm, aber fühlte sich mein Körper völlig ausgekühlt an. Selbst der Schauer, den sie durch meine Wirbelsäule schickte, fühlte sich nach nichts im Vergleich zu meiner Temperatur an, aber Harlow schien diese nicht zu bemerken.

Vielleicht war alles Einbildung. Vielleicht freute sich mein Körper darauf. Vielleicht war der Himmel nicht vollkommen schwarz, als ich aus dem Fenster sah. Vielleicht waren meine Augen einfach nur zu müde. Vielleicht, vielleicht, vielleicht...

Es war alles so angestrengend gewesen, dass ich einfach nur diesen Tag enden lassen wollte, aber meine Gedanken waren aktiv und konnten meinen Mund nicht zur Ruhe kommen lassen.

"Warum war er hier?" Ihre Finger ließen sofort von meinem Shirt los und schoben sich stattdessen unter meinem Kinn, damit ich ihr in die Augen sehen konnte.

Ihr Mund öffnete sich leicht, aber konnte ich meine Worte nicht aufhalten. "Lass mich nicht alleine mit ihm."

"Estelle..." Wisperte sie meinen Namen vor Besorgnis. Keine Ahnung, warum ich das gesagt hatte, aber ich bereute alles. "Wenn es darum geht, was er gesagt hat, dann..." Aber Harlow wusste selbst nicht, worauf sie hinaus wollte.

Es ging mir doch nicht darum, dass er wollte, dass Harlow mich umbrachte - das war doch schließlich mein eigener Wunsch gewesen, sondern dass er es vielleicht in seine eigenen Hände genommen hätte, wenn sie in seinen Augen zu langsam war.

"Ich will nicht mehr, dass er hierher kommt." Meine Augen brannten. Ich konnte ihre Finger spüren, die meine nicht existenten Tränen schon sanft wegwischten. "Das kannst du nicht von mir verlangen."

Ich sah sie in Schock an. Warum sagte Harlow das? Sie hatte doch selbst gehört, was er zu mir - zu ihr, sagte. War sie nicht wütend? Nicht vorsichtig und aufmerksam? Ich hätte meine Bitte rechtfertigen können, aber bekam ich keinen Ton heraus.

"Estelle," Sagte sie verunsichert. "Killian war für die längste Zeit der einzige, den ich in meinem Leben hatte. Ich will ihn nicht wegen einen dummen Streit verlieren."

Ich hasste es, dass ich es verstehen konnte, aber wollte ich einfach wissen, was genau in ihren Kopf vorging. Sie hatte ihn doch selbst gedroht, warum konnte sie meine Bitte also nicht nachvollziehen?

"Aber es war kein dummer Streit." Sie konnte mir nicht einmal mehr in die Augen sehen. Harlow legte sich auf die andere Seite des Bettes und spielte mit dem Stoff der Decke. "Du hast Angst vor ihm und das verstehe ich, aber-"

Aber ich unterbrach sie und setzte mich gerade auf. Ich wollte ihr in die Augen sehen, selbst wenn mir dieser Anblick nun schwer fiel. "Worüber hattet ihr beide heute gesprochen?"

'Würde ich auch nur auf einen dummen Gedanken kommen, würde mir Harlow eine Kugel durch den Kopf jagen.' Das waren die Worte, die Killian mir erzählte. Und so sehr ich auch glaubte, dass dieser Satz nicht gelogen war, wollte ich es von Harlow hören.

"Was meinst du?" Schützend hatte sie ihre Arme vor ihrer Brust gekreuzt. "Kurz bevor du die Treppe hochgelaufen bist, da hast du Killian an dich ran gezogen und ihn etwas zugeflüstert."

Sie schüttelte leicht ihren Kopf, aber begann sie trotzdem zu reden. "Ich meinte, dass er nur nicht auf dumme Gedanken kommen soll." Harlow fühlte sich schuldig, aber nicht wegen mir, sondern wegen Killian.

"Du hast ihn also misstraut." Geweitet sahen ihre Augen zu mir. Scham bedeckte ihre Wangen. "Das heißt nicht, dass ich ihn zutrauen würde, mich - dich zu verletzen." Mich, zitierte ich sie leise, denn offensichtlich war ich zu ihrer Schwäche geworden.

Sie konnte sich keine Schwächen erlauben, nicht in diesen Beruf. Das war gefährlich. Er war gefährlich. Warum wollte sie das nicht verstehen - nicht einsehen? Sie hatte mir doch selbst gesagt, dass Schwächen tödlich waren.

"Du musst Grenzen setzten, Harlow." Ich verstand ja ihre Gefühle zu ihm. Killian war, wie sie selbst schon gesagt hatte, alles, was sie für die längste Zeit hatte, aber musste sie sich seine Art nicht hingeben. Sie musste sich nicht der Art eines Psychopathen hingeben.

Ihre blauen Augen sahen mich an, ihr schwarzes Haar fiel ihr ins Gesicht. "Was erwartest du jetzt von mir, Estelle?" Zwiespalt machte sich in ihrer Stimme breit. Sie war verunsichert, als hätte sie nun gedacht, dass ich ihr ein Ultimatum stellen würde; dass sie sich zwischen einen von uns entscheiden müsste. "Ich erwarte, dass du ihn ganz klar sagst, dass sein Verhalten nicht in Ordnung ist."

Ihre Arme ließ sie locker auf die Decke fallen und nahm zögernd meine Hand in ihre. Ich drückte sie fest, denn ich fürchtete, dass sie diese Nacht wieder verschwinden und mit Blut auf der Kleidung vor mir stehen würde. "Nur das, nichts weiter?" Am liebsten hätte ich ihr dieses Ultimatum gestellt, aber konnte ich das nicht mit mir vereinbaren.

Oh, am liebsten hätte ich ihr ja erzählt, wie sehr sie sich vor Killian in acht nehmen sollte. Das er wahnsinnig war. Ich wollte ihr von den Drohungen erzählen, aber fürchtete ich mich vor den Konsequenzen - den Konsequenzen, die er mir antun würde.

"Nur das, nichts weiter." Bestätigte ich und versuchte mein geschlagenes Seufzen zurückzuhalten, schließlich sollte sie nicht wissen, das ich vollkommen unzufrieden mit dieser gesamten Situation war, aber so empfand Harlow wahrscheinlich auch. "Okay, ich werde ihn das morgen sagen."

Ein Lächeln der Erleichterung legte sich auf ihren Lippen ab, die sie kurz danach auf meine drückte. Ich wollte diesen Kuss genießen, mich in ihren Armen legen und einfach einschlafen, aber drehten sich meine Gedanken nur um Killian.

Till Death Do Us Apart Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt