28 - [Die Richter Der Welt]

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Ich war von völliger Stille und Dunkelheit umgeben. Es war, als hätte ich mich im Nichts befunden. Es fühlte sich alles so leer an, bis ich seine Finger auf meiner Haut spürte.

Von hinten strich er mit seinen Fingern über meinen Nacken, dann wanderten sie zu meinen Hals, bis sie über die Augenbinde fuhren.

Ich wollte keine Emotionen zeigen, dazu fühlte ich mich nicht einmal mehr in der Lage. Gerade als ich dachte, dass ich wieder ich sein könnte, oder zumindest eine Version von mir, die ich tatsächlich in der Lage war zu mögen, musste Killian auftauchen.

Seine Finger fuhren durch mein blondes Haar und hielten beim Knoten der Binde und öffnete ihn. Eine einzelne Lampe über mir, blendete mich, bevor ich den Rest des fast leeren Raumes erkenne konnte.

Direkt gegenüber von mir war ein Stuhl platziert auf den er sich setzte. Meine Hände waren hinter die Lehne von meinem Stuhl gebunden.

"Wirst du mich jetzt umbringen?" Krächzte meine Stimme leise vor durst. "Sei nicht albern." Seine Worten waren so laut, dass sie in meinen Ohren schmerzten, obwohl er sie nicht schrie. Langsam lehnte er sich zu mir vor und erst dann bemerkte ich, was überhaupt neben mir stand. "Wo wäre denn da der Spaß." Mit einem ekelhaften lachen, platzierte er von dem Skalpell das Ende der Spitze und des Griffes zwischen seine Finger.

Sein Blick wechselte immer wieder zwischen mir und dem Messer, während das Lächeln auf seinen Lippen nur größer wurde.

Eine Gänsehaut überkam meinen gesamten Körper, ich konnte meine einzelnen Glieder zittern spüren. Diese Art von Angst hatte ich noch nie verspürt. Was musste ich von jemanden wie Killian erwarten? Ich wollte fragen, aber bekam ich meinen Mund nicht auf.

"Weisst du, Estelle, ich glaube wir werden viel Spaß zusammen haben." Seinen Augen starrten mich an, als hätte er nur darauf gehofft, dass ich meine schließlich würde. Aber konnte ich das nicht. Mein Körper hörte nicht mehr auf meine Befehle, selbst wenn ich meine Augen hätte schließen wollen.

Aber lieber behielt ich ihm im Blick. Wer versicherte mir denn schließlich, dass er in dem Moment mir nicht das Skalpell ins Fleisch rammen würde? Killian war unvorhersehbar und ich musste darauf gefasst sein.

"Du bist so still, hast du nicht irgendwas zu sagen?" Knurrte er, während die Spitze immer weiter auf mich zeigte. "Warum?"

Seine Augen weiteten sich, sie sahen mich mit einer kindlichen Neugier an. "Du musst schon genauer sein, ich kann keine Gedanken lesen." Seine Worte erinnerten mich an die von Harlow.

Wir lagen im Bett, als sie meine Narben betrachtete und ich sie fragte, ob sie mir nicht jetzt sagen müsste, dass ich wunderschön aussah. Harlow fragte mich, ob ich Gedanken lesen konnte.

Das war nur eine Erinnerung. Ich hatte Angst, dass meine Existenz auch zu einer werden würde. Eine, die nur Killian besaß.

"Warum bin ich hier?" Versagte meine Stimme aber auf halben Wege zu fragen. Kindliche Freude war noch immer in seinen Augen zu erkennen, die sich durch seinen gesamten Körper zog.

Laut fing er an zu lachen, als er sich aus seinem Stuhl erhob und die Arme über seinen Bauch legte. "Lustig." Gab er außer Atem von sich, während er nicht vorhandene Tränen wegwischte.

"Was ist so lustig?"
"Deine Dummheit." Er bestrafte mich mit seiner Verachtung, als er begann im Kreis zu laufen. Jedes Mal, wenn er hinter mir lief, fürchtete ich, dass das mein letzter Atemzug war.

"Weisst du, bevor du aufgetaucht bist, Estelle, da lief alles toll zwischen mir und Harlow." Seuftzte er angepisst, auch wenn ich nicht verstand, auf was er hinaus wollte. "Im geschäftlichen Sinne natürlich."

"Aber du bist der verdammte Untergang ihres Verstandes." Hinter mir blieb er stehen, ich konnte seine Arme auf der Lehne spüren, die mit Gewicht darauf drückten. "Wegen dir vernachlässigt sie ihre Pflichten."

Ich traute mich nicht nachzufragen, aber war das vielleicht meine letzte Stunde. Selbst jemand wie Killian, wollte mir doch sicherlich soviel erzählen, wie nur möglich.

"Welche Pflichten?" Das Gewicht wurde leichter, nur noch eine Hand drückte auf die Lehne. "Die Welt von nutzlosen Abschaum zu befreien." Seine Stimme besaß keine Klangfarbe, sie war vollkommen monoton

Nutzloser Abschaum, dass war ich also in seinen Augen. War das nicht aber auch vorherzusehen? Ich nützte ihm nichts. Killian machte mich auch nur auf Harlow aufmerksam, weil er wollte, dass sie Throne umbringt. Aber warum arbeitete er denn jetzt mit ihm zusammen?

"Estelle." Wisperte er in mein Ohr. Seine Lippen waren mir so nah, dass ich ihn atmen hören konnte, während seine Finger durch mein Haar striffen. "Nicht jeder kann in dieser Welt überleben." War das Drohung?

"Es gibt die starken und die schwachen und diese werden noch mal in schuldig und unschuldig unterteilt." Und zu wen gehörte ich? In Killians durchgedrehter Weltordnung war ich sicher eine Schuldige. Warum hätte ich sonst hier sein sollen?

"Harlow und ich befreien die Welt von solch widerlichen Leuten, entscheiden über ihre Schicksale." Er sprach mit so einem Enthusiasmus, dass ich mir sicher war, dass er ein breites Lächeln auf den Lippen trug.

"Wir sind Richter!"
"Ihr werdet beauftragt diese Leute umzubringen." Ich schluckte schwer, als das Echo seines Lachen verstummte. "Harlow wird beauftragt."

Wieder waren mir seine Lippen so nah, aber wurde sein Griff um mein Haar nur fester. Es war, als wollte er mich bestrafen, als er meinen Kopf mit Wucht über die Lehne zog.

Meine Augen starrten in seine. Wie die schwarzen Knopfaugen eines Rabens, sahen sie mit Wut auf mich nieder.

"Sprich weiter." Forderte er mich auf, aber waren seine Augen wie zwei schwarze Löcher, die meine Stimme in sich aufsogen. "Wie habt ihr euch dann kennengelernt?"

Ein Grinsen fand den Weg auf seine Lippen, bevor er mein Haar losließ und sich vor mir stellte. Ich wusste nicht, ob ich nun Erleichterung spüren sollte, da ich ihn nun sehen konnte, oder ob ich mich fürchten sollte, eben weil ich ihn sehen konnte.

"An den Abend wollte ich einfach nur jemanden töten, der mir Unrecht getan hat. Vielleicht hat Thorne ja das selbe mit deiner Familie vorgehabt. Das Auto hat seinen Augen Unrecht getan."

Till Death Do Us Apart Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt