23 - [Verhalten Eines Psychopathen]

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Meiner Körper war vollkommen taub, als ich meine Augen öffnete, aber ignorierte ich das Gefühl. Meine Augen erblickten Harlows Zimmer. War ich schlafgewandelt? Im Gästezimmer war ich eingeschlafen, zudem auch noch nackt.

Nun fand ich mich in Harlows Kleidung wieder, während ich wieder einmal alleine in ihrem Bett lag. War das nun die Norm? Wir würden Sex haben und sie würde in der Nacht verschwinden?

Ich hätte - ich dürfte mich darüber nicht aufregen. Es war ihr Job. Logischerweise verschwand sie in der Nacht, es war leichter jemanden im Schutz der Dunkelheit das Leben zu rauben, wenn niemand einen in der Schwärze sehen konnte. Ich konnte nur hoffen, dass sie diesen Abend wenigstens ohne Verletzungen wieder kam.

Als ich vom Bett aufstand, zog sich der Schmerz von meinen Beinen bis in meine Wirbelsäule. Nicht einmal das knacken meines Rückens linderte den Schmerz.

Dieses Mal wäre ich nicht vor die Tür gegangen, ich hätte mich auf die Couch gesetzt, den Fernseher angeschalten und gewartet, bis Harlow wieder kam.

Aber als ich die Treppe nach unten lief, kam mir nur ein merkwürdiges Geräusch entgegen. Ein Klirren, welches sich durch das gesamte Apartment zog. Vielleicht war Harlow noch da, nur wollte sie mich nicht wecken.

Aber als ich unten ankam und meinen Blick auf die Bar richtete, sahen meine Augen in die von Killians. Wie erstarrt blieb ich auf der letzten Stufe stehen und beobachtete ihn, wie er sich an Harlows Alkohol zu schaffen machte.

"Überrascht mich zu sehen?" Grinste er mir arrogant zu, bevor er den Drink auf die Theke stellte. "Was machst du hier?" Mein Griff ums Geländer wurde fester. "Ist das nicht die Frage, die wir uns alle stellen? Warum sind wir hier und nicht dort? Warum sind wir dieses und jenes?"

Wollte er mich mit seinen Worten verwirren, in die Versuchung bringen oder mich unachtsam werden lassen? Egal was es war, funktioniert hätte es sowieso nicht.

"Wie bist du hier rein gekommen?" Augenrollend stand er vom Barhocker auf und lief auf mich zu. Ich wollte rennen, aber konnte ich keinen Muskeln in meinem Körper bewegen. "So wie ich die anderen unzähligen Male, bevor du aufgetaucht warst, auch rein gekommen bin; mit einem Schlüssel."

Er blieb vor mir stehen und sah mich wiedereinmal mit seinen dunklen Augen an, die mich an Krähen erinnerten.

"Wo ist Harlow?" Killian antwortete mir nicht, sah mich stattdessen einfach nur an, als wäre ich dumm gewesen. Das war gefährlich. Diese gesamte Situation war gefährlich.

Ich fürchtete, wenn sich auch nur ein Muskel bewegt hätte, dass er irgendeine Spritze aus der Tasche seiner schwarzen Lederjacke hervorgeholt und sie mir in die Haut gerammt hätte.

Schwer schluckte ich und sah auf seine Hände herab. Lässig hielt er sich am Geländer fest und lehnte sich zu mir vor. "Was starrst du so?" Sämtliches Blut in meinen Adern gefror. Sein griff wurde fester und seine Augen sahen mich ohne jegliche Emotion an.

Ich war keine Psychologin, aber konnte man sein gesamtes Verhalten nicht als das von einem Psychopathen einstufen?

Im Krankenhaus blendete er mich mit seinem Charm. Am selben Tag konnte er beabsichtigt noch Schuldgefühle bei mir hervorrufen, weil er bewusst von meiner Familie und Thorne sprach. Dann brachte er ohne Probleme den Mann in der Gasse um, ohne irgendwelche Gefühle dabei zu zeigen. Und wer wusste, wie viele Lügen er erzählt hatte? Besaß er wirklich einen Schlüssel oder brach er das Schloss auf?

Killian war ein gottverdammter Psychopath!

"Estelle," Sagte er meinen Namen angepisst. "Ich habe dir eine Frage gestellt." Ich schluckte und zwang mich eine Entschuldigung zu nuscheln, die ihn mehr oder weniger befriedigte.

Sein Griff ließ locker und langsam grinsend machte er ein paar Schritte zurück. "Gibt es einen Grund, warum du hier bist?" Seine Augen funkelten kurz auf, aber schnell wurde sein Gesicht von Trauer und Reue überrumpelt, aber war da trotzdem noch diese Emotionslosigkeit in seinem Blick zu sehen. "Ich will mich entschuldigen wegen dem, was ich zu dir und Harlow gesagt habe."

Da war sie, da war seine Lüge. Seine Stimme und Gesichtsausdruck waren vielleicht überzeugend, aber es fehlten seine Augen an Emotion.

Es gab nun zwei Szenarien, wie diese Situation enden konnte; entweder ich schlug seine Entschuldigung aus und schmiss ihn raus, oder ich nahm sie an und hoffte, dass er von selbst das Apartment verlassen würde.

Die Antwort wäre jeden sicherlich klar gewesen; die zweite Option, da musste ich mir wenigstens keine Gedanken machen, dass er vor Wut auf mich losging.

"Vergeben und vergessen." Sprach ich mit einem zittrigen Lächeln und versuchte meine Körperhaltung zu lockern. Seine Augen fuhren mich ab und musterten mich misstrauisch, aber schienen sie sich damit zufrieden zu geben.

Er lächelte mich an, es erinnerte mich an die Zeit im Krankenhaus - das selbe charmante Lächeln, welches eine einzige Lüge war.

"Das war alles, was ich wollte." Ließ er mich wissen und kam auf mich zu, eine Hand um meine Schulter gelegt. Mein Herz schlug vor Angst, wie es noch nie zuvor geschlagen hatte.

Wenn es nicht Harlow gewesen wäre, dann war es mit Sicherheit dieser Mann, der mich umgebracht hätte, so wie er mit ihr über mein Leben diskutierte.

Zusammen ging er mit mir auf die Haustür zu, auch wenn es sich wie eine Entführung anfühlte.

"Würdest du mir einen Gefallen tun?" Wisperte er mir in mein Ohr. Ein Schauer überkam mich, der vor Ekel ausgelöst wurde. "Verrate Harlow nichts von meinem Besuch."

Ich sah ihn mit weit geöffneten Augen an und löste mich aus seinem Griff, Killians Hand lag dabei schon auf der Türklinke. "Weshalb?"

Natürlich ahnte ich schon weshalb, aber wollte ich seine Ausrede hören. "Es gibt eben bestimmte Sachen, von denen Harlow nichts wissen muss." Sein Griff wurde fester und die Augen kniff er leicht zusammen. "Außerdem kenn ich sie, sie will meinen Namen jetzt sowieso nicht hören, sonst wird sie nur wütend."

Das war nicht an Harlow gerichtet, damit wollte er mir nur sagen, dass er wütend werden würde, wenn ich seinen Namen in ihrer Gegenwart aussprach.

"Na dann, wir sehen uns." Lächelte er mir zu und schmiss die Tür ins Schloss. Als er fort war, konnte ich mich endlich zu Boden gleiten lassen und meinen Tränen freien Lauf lassen.

Till Death Do Us Apart Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt