Die dritte Nacht war nun vergangen, seit Dr. Shepherd mich über meine Familie aufgeklärt hatte. Trotzdem waren aber schon zwei Wochen seit dem Unfall vergangen.
Ich dachte immer wenn man im Koma lag, dass man dann alles um sich herum mitbekam. Das man die Leute reden hören konnte. Wenn man in einem Wachkoma lag, dass man die Mensch bewusst wahrnahm. Aber ich schien nur zu schlafen.
Plötzlich war ich einfach wach. Für einen kurzen Moment fühlte es sich so an, als wäre mir bewusst, dass ich gleich aufwachen würde, aber irgendwie war mein Körper noch am schlafen. Und dann öffneten sich meine Augen.
Seit drei Tagen öffnete ich meine Augen und sah nur diesen leeren, weißen und einsamen Raum in dem ich mich befand. Aber gestern kam wenigstens eine der Schwestern vorbei und brachte mir einem kleinen Blumenstrauß, in dem sich eine Karte befand.
Meine Kollegen hatten wohl von dem Unfall gehört und mit den Kindern eine Karte gebastelt. Die Schwester las sie mir vor und für einen kurzen Moment, als sie noch all die Namen verlas, bildete sich ein kurzes Lächeln auf meinen Lippen.
Ein klopfen riss mich aus meinen Gedanken und richtete meinen Blick auf die Tür. Ohne meine Erlaubnis gewährte sich ein älterer Mann in Anzug einlass, zusammen mit zwei weitaus jüngeren Männern, die sich an die geschlossene Tür stellten.
Der Mann war kein Arzt. Unauffällig wollte ich meine Hand zum Notfallknopf rutschen lassen, aber hielt mich seine raue Stimme davon ab. "Miss Montoya, wenn ich an Ihrer Stelle wäre, dann würde ich das lassen." Ich gefror in meiner Bewegung, ganz zur belustig der drei Männer.
Der ältere Mann, der auf mich mit einem Gehstock zu kam und sich auf das Ende meines Bettes setzte, war der Inbegriff von Ärger, so wie er mich mit den verblassten Tattoos und dem Goldzähnchen ansah.
,,Miss Montoya, wenn ich mich vorstellen darf," Aber wartete er nicht auf meine Erlaubnis sondern sprach einfach weiter. "Mein Name ist Howard Thorne." Meine Augen weiteten sich in Schock, Tränen wollten fließen, aber wollte ich diesen Mistkerl nicht die Genugtuung gönnen.
Sein Name fiel, als mir die Schwester die Blumen und die Karte brachte. Nur sie war bereit mit mir über meine Familie zu reden. Sie erzählte mir, dass es ein betrunkener alter Mann war, der auf der falschen Spur gefahren war.
Sie wollte mir erst seinen Namen nicht sagen, doch bettelte ich, wie ich nie zuvor in meinen Leben gebettelt hatte. Am Ende sagte sie mir nur aus Mitleid seinen Namen.
Aber nun war meine einzige Frage, warum er hier war? Hatte er mir nicht schon genug geraubt?
"Was wollen Sie?" Wollte ich so kalt wie möglich sagen, aber meine Stimme war heiser und meine Stimmenbänder brannten. Vielleicht konnte ich ihn ein schlechtes Gewissen geben, wenn mein Anblick mit Verbänden, Kratzer und Schläuchen, die an irgendwelchen Maschinen hingen, nicht schon genug war.
Er grinste mich nur, als hätte er dieses Gespräch schon oft geführt. "Ich möchte Ihnen ein Angebot machen." Ungläubig atmete ich die Luft aus, die mir der kleine Schlau in der Nase erst zugeführt hatte. Ich konnte von alleine atmen, aber war es anstrengend und schmerzhaft.
,,Sie wollen mir ein Angebot machen?" Wiederholte ich seine Worte, aber er nickte nur zuversichtlich. "Hören Sie mir erstmal zu und dann können Sie Ihr Urteil fällen." Verlangte er von mir, denn man konnte mir wohl im Gesicht ablesen, dass ich ihn einfach aus meinen Augen haben wollte.
"Ich habe mich über Sie schlau gemacht, Miss Montoya." Fing er an und stand von dem Bett auf. Seine Einleitung klang ja überhaupt nicht fragwürdig. "Mit ihren einfachen Job als Kindergärtnerin könnten sie niemals die Krankenhausrechnungen bezahlen. Sie können ja jetzt schon kaum ihre zwei Zimmer Wohnung in New York bezahlen." Er lachte, aber mich verstört es nur umso mehr.
Woher wusste er, dass ich Kindergärtnerin war? Oder das ich eine zwei Zimmer Wohnung besaß, die ich tatsächlich nur noch gerade so bezahlen konnte.
"Sehen Sie, ich bin ein Mann des Geldes." Seine Worte waren so einstudiert, dass er schon förmlich nostalgisch klang, als er im Zimmer einfach auf und ab lief. "Ich besitze viele Firmen und würde auch nicht davor zurückscheuen Ihre Rechnung zu übernehmen."
Ich hasste mich dafür, dass ich tatsächlich für einige Sekunden darüber nachdachte. Ich konnte meine eigene Wohnung kaum schon bezahlen. Ich musste meine unbezahlten Urlaubs- und Krankentage opfern, damit ich in diesen Moment nicht gefeuert wurde.
Ich musste mich wirklich noch bei meinen Kollegen bedanken. Sie mussten wirklich ein gutes Wort für mich eingelegt haben, damit ich in diesen zwei Wochen, wo ich im Koma lag, nicht gefeuert wurde. Falls ich überhaupt noch eingestellt war.
Wer weiss, vielleicht lag ja schon ein Brief in meinen Briefkasten. Aber wenn ich gefeuert worden wäre, dann hätten mir die Kinder nicht schreiben dürfen.
,,Wo ist der Hanken an der Sache?" Das er einfach nur meine Rechnungen bezahlen wollte, klang viel zu gut. Und bei der Art und Weise, wie er mich angrinste, lag ich wohl auch richtig.
Er trat auf das Kopfende meines Bettes heran und sah mir mit seinen eingefallenden Augen direkt in meine. Ein wahrlich furchterregender Mann. "Sie verzichten auf eine Anzeige."
Mein Mund stand leicht offen. Ich wusste schon, dass es etwas absurdes sein würde, aber er konnte doch nicht wirklich erwarten, dass ich ihn nicht für die fahrlässige Tötung meiner Familie zur Strecke bringen würde.
"Sie gottloser Bastard." Murmelte ich Fassungslosigkeit in seine Visage. "Ich versteh schon." Grinste er. "Wie wäre es, wenn ich nicht nur Ihre Rechnungen bezahle, sondern Ihnen auch das doppelte Ihres Gehalts überweise, solange Sie arbeitsunfähig sind?"
Ich starrte ihn einfach nur an. Mit einen erfreuten Grinsen auf den spröden Lippen, schnipsete er einen der beiden Männer zu sich, die stur an der Tür standen.
Erst jetzt fiel mir auf, dass einer der beiden einen Aktenkoffer mit sich trug. Er kam auf mich zu und holte eine Art von Vertrag heraus und hielt mir einen Stift entgegen.
"Das ist Ihre einzige Chance, denn ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch." Ließ er mich wissen. Ich wollte nicht weinen, aber die Tränen flossen einfach aus mir heraus, als ich den Stift ansetzen wollte.
Er hatte schließlich recht, ich konnte nichts von all dem bezahlen. Ich hatte keine andere Wahl.
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Till Death Do Us Apart
Romance➵ 𝐄𝐬𝐭𝐞𝐥𝐥𝐞 𝐮𝐧𝐝 𝐇𝐚𝐫𝐥𝐨𝐰 | 𝐃𝐚𝐫𝐤 𝐑𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞 Scheinwerfer, Geschrei und Dunkelheit. Das war alles, was Estelle nach ihren Unfall im Gedächtnis blieb. Von den einen auf den anderen Moment hatte sie ihre gesamte Familie in einem Auto...