13 - [Überlebenskampf]

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Mein Körper fiel nach hinten. Ich wollte schreien, aber kein Ton kam heraus. Die selbe Angst durchzog meinen Körper, als ich damals realisierte, dass Thrones Auto auf uns zu kam.

Doch bevor mein Körper auf dem Boden aufschlug, konnte ich Arme fühlen, die sich um meine Taille geschlungen hatte und mich hielten.

Unruhig atmete ich aus und öffnete meine Augen, die sofort auf das braun von Harlow stießen. Wütend sah sich mich an, obwohl sie kaum einen Muskel in ihren Gesicht bewegte.

Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass sich meine Arme um sie geschlungen hatten. Ich hatte auch bemerkt, wie nah wir uns überhaupt waren.

Sie war so schnell hier um mich zu fangen, also wie lange hatte sie mich beobachtet?

"Was zum Teufel machst du hier?" Harlow zichte die Worte so scharf, dass sie damit Papier hätte zerschneiden können. Aber für mich fühlte es sich eher so an, als wollte sie mein Herz zum stillstand bringen. Ihr Ton schmerzte, während mich ihre Worte einschüchterten.

Schnell stieg ich vom Stuhl herunter, doch ließ ich sie nicht los. Sie mich eben so wenig.

"Was soll das?" Ihre Stimme war leiser und ihre Augen sahen nicht mehr zur mir, aber noch immer behielt sie diesen Ton in ihrer Stimme.

Mein Blick folgte ihren und sah zu der ausgeräumten Kiste auf den Boden. Die Stofftiere hatte ich sorgsam in eine Reihe aufgestellt, während die Bilder übereinander gestapelt waren.

"Ich war neugierig, entschuldige." Ich konnte meine eigenen Worte nicht einmal hören, aber sie wohl schon. Unbeeindruckt stöhnte sie auf ließ von mir ab. Mein Körper fühlte sich plötzlich so kalt an. Als wäre mein Blut in meinen Adern gefroren.

"Und was hattest du damit vor?" Ihre Hand griff zum Regal und holte ihr Tagebuch hervor, welches ich darauf gelegt hatte. "Ich wollte es lesen."

Ich besaß keine Schuldgefühle, nur Angst. Angst, dass Harlow mir meinen Wunsch nicht erfüllen würde.

"Woher nimmst du dir das Recht?" Sprach sid aufgewühlt mit einem fassungslosen Grinsen.

Ich konnte es nie leiden, wenn mich jemand anschrie. Immer sah ich zu Boden vor Scham, als meine Tränen begannen zu laufen. Aber nun sah ich Harlow in ihre gefährlich dunklen Augen und verzog kaum eine Miene. Ich spürte keine Schuld, kein Scham, nicht einmal eine Tränen lief. Ich verspürte nur Angst, aber nicht vor ihr.

"Ich wollte dir näher sein." Sprach ich einfach unüberlegt. Ich wusste nicht einmal, was ich überhaupt da sagte. "Ich fühle mich so fremd hier und wollte einfach etwas Geborgenheit fühlen."

Ihre Schultern sacken locker nach unten, während ihre Finger auf ihrer Nase ruhten. Sie sah so angestrengt und frustriert aus, wie ich, wann immer ich mit den Kindern über etwas diskutierte und sie es trotzdem nicht verstanden und ich dann einfach aufgab.

Seufzend nahm sie mich am Handgelenk und holte mich aus dem Zimmer raus. "Komm mit mir mit." Das war ein Befehl, den ich ohne zu zögern ausführte.

Sie brachte mich in einen anderen Raum, welcher ähnlich wie die Wohnstube war - auch wenn genaugenommen alles unten offen war und es keine genau Raumverteilung gab.

Ein Bett war an die Wand gelegt, während man aus dem riesigen Fenster, welches schon fast den gesamten Raum einnahm, ebenfalls die Skyline sehen konnte.

"Du schläfst bei mir." Wieder ein Befehl. Erst jetzt fiel mir auf, dass alles was sie trug, ein einfaches schwarzes Shirt war. "Sei nicht schüchtern, ich lese dir sogar etwas vor." Grinste sie mir zu. Das war genug für mich, um mich zu Harlow unter die Decke zu legen.

Ich wollte wissen, was in diesem Tagebuch stand. Ihre dreckigsten Geheimnisse. Ihre tiefsten Begierden. Ihre schlimmsten Erinnerungen. Ich wollte alles wissen.

Ich beobachtete, wie sie eine Kette von ihren Hals löste, der unter ihren Shirt verborgen war. So perfekt passte der Schlüssel ins Schlüsselloch und ließ alle von Harlows Gedanken frei.

Aber etwas stimmte nicht. "Warum hast du deine Meinung auf einmal geändert?" Fragte ich leise, aus Angst, dass sie ihre Meinung wieder ändern würde. Müde kniff sie ihre Augen kurz zusammen, bevor sie mich mit einen desinteressiert Grinsen ansah. "Du wirst doch sowieso bald sterben, also wen interessierts, wenn ich dir ein Stück meiner Vergangenheit anvertraue."

Ihre Worte klangen nicht ehrlich, aber alles was ich über sie bisher erfahren hatte - was in wirklich nichts war - war, dass sie alles aus ein Grund zutun schien.

Sie öffnete ihren Mund und ließ die Worte freien Lauf. Ich erwartete, dass jeder Eintrag mit 'Liebes Tagebuch' beginnen würde, aber das taten es nicht.

"Sie alle sehen mich an. Mitleid und vorgespielt Trauer spiegelt sich in ihren Augen wieder." Ihr Blick schweifte zu mir. Sie begann in der Mitte des Buches, trotzdem hatte ich so einen Anfang nicht erwartet.

"Alle wollen das ich mit der Schulpsychologin rede, aber was soll mir das bringen? Meine Mutter wird das auch nicht wiederbringen." Meine Brust verengte sich. Ich sah sie nicht mehr gespannt an, stattdessen sah ich in den dunklen Nachthimmel.

"Nichts wird sie von den Toten auferstehen lassen, also wird mir auch nichts helfen. Ich möchte sie einfach nur wieder haben."

Das war nicht fair! Wenn das keine ausgedachten Worte waren, dann hatte sie diese Seite absichtlich aufgeschlagen. Aber ich konnte ihr auch nicht sagen, dass sie aufhören sollte, schließlich war das doch was ich wollte; ich wollte alles über Harlow erfahren, aber nun bereute ich es.

"Mr. Black," Kurz hielt sie inne. "Er hat damals den Mord an meiner Mutter untersucht." Ihre Stimme klang voller emotional. Das hatte sie nicht monoton von den Seiten gelesen. "Mr. Black sagte mir, dass das NYPD den Fall geschlossen hatten. Er meinte es gebe zu wenig Beweise, dabei fanden sie doch DNA vor Ort." Ihre Stimme brach. "Sie hatten doch einen Verdächtigen, warum konnten sie dann nicht wenigstens gucken, ob die DNA mit seiner übereinstimmte?"

Ich konnte den Einband zuklappen hören. Steif drehte ich mich zurück zu Harlow. Obwohl ihre Stimme brach, sah sie mich ohne einen Ausdruck auf den Lippen an.

"Ich war sechzehn, vielleicht siebzehn." Erzählte sie mir mit einen kleinen Lächeln. "Ich hatte mir an den Tag geschworen, als sie den Fall zu allen anderen Akten warfen, dass ich jeden seine gerechte Strafe auferlegen würde."

Ihr Blick war so ernst, aber schnell formte es sich zu einem erschöpfen Lachen um.

"Aber schnell lernte ich, dass es egal war, ob jemand Unrecht getan hatte oder nicht. Ich musste schließlich auch irgendwie überleben."

Till Death Do Us Apart Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt