Beatrice war schon gegangen und Camila saß noch immer vor ihrem Laptop. Über den Tag war sie kurz in die Stadt gefahren und einiges an Equipment besorgt. Gerade versuchte sie, seit geschlagenen zwei Stunden, alle Kameras mit ihrem Netzwerk zu verbinden. Während die anderen über Pläne redeten, war für sie erst einmal die Sicherheit ihrer neuen Unterkunft wichtig. Trotzdem funktionierte es immer noch nicht. Genervt schlug sie mit beiden Fäusten neben dem Laptop auf den Tisch.
„Funktioniert es noch immer nicht?"
Yasmine trat hinter sie und began ihre Schultern zu Massieren. Früher war sie nie ein Fan von Massagen gewesen, bei Yasmine jedoch war es sehr angenehm.
„Nein. Irgendwie nicht."
Mit einem langen Seufzen lehnte sie sich Yasmines Händen entgegen. Unzählige Stunden hatte sie in ihrem von Jillian neu eingerichteten Labor verbracht. Nächte Lang hatte sie daran gearbeitet, wie sie das Ding aus ihrem Rückenmark entfernen könnte. Ihr Rücken und Nacken rächten sich immer noch dafür.
„Hast du eigentlich wieder etwas von Todd gehört?"
„Todd."
Beinahe etwas zu dramatisch zog Camila seinen Namen in die Länge. Nach dem Kampf in Adriels Kathedrale hatten sie sich noch ein paar mal getroffen, aber schon nach dem ersten Mal, wusste Camila, dass sie nicht mehr mochte, als ihn anzusehen. Dies hatte sie ihm auch zu verstehen gegeben und den Kontakt abgebrochen. Ihre Schwestern wussten nur nichts davon.
„Nein."
Mit einem erneuten seufzen lehnte sie sich wieder nach vorne, um an den Kameras weiterzuarbeiten. Dabei entzog sie sich auch Yasmines Massage. Es war schwieriger, als sie jemals geglaubt hatte, ihre Gefühle zu deuten. Nachdem, was Camila über Beatrice und Ava erfahren hatte und mitbekam, wie nahe sie sich standen, began sie über sich selbst nachzudenken. Verrückt zu welchen Erkenntnissen sie dadurch kam. Vermutlich die viele gemeinsame Zeit mit Yasmine und Beatrices Offenheit machten es ihr leicht. Auch wenn sie es noch nicht zugeben würde, Camila mochte Yasmine mehr, als nur eine Schwester. Umso schwieriger war es das zu verbergen, wenn es immer wieder so Momente wie diesen gab.
„Was ist los?" fragte Camila sanft und stellte sich neben sie.
„Nichts." Es klang sehr Unglaubwürdig. „Ich bin einfach nur müde und habe gerade keine Lust über Todd zu reden, wenn es durchaus wichtigeres gibt, um das wir uns kümmern sollten."
„Bist du dir sicher, dass du nicht darüber reden möchtest?"
„Absolut. Ich würde es viel lieber wie Beatrice machen und mich etwas ausruhen vor dem Essen."
Camila hatte gerade den Laptop heruntergefahren und zugeklappt, als sie aufstehen wollte und von Yasmine am Arm zurückgehalten wurde.
„Du weißt, dass ich immer für dich und die anderen da bin, wenn du reden möchtest. Ich würde mich sehr freuen, wenn du bereit bist, dich mir öffnest."
Dankbar nickte Camila und machte sich mit dem Laptop unter den Arm geklemmt, auf in ihr Zimmer. Es hatte eine bequemere Atmosphäre, als das im Kloster. Da in jedem Zimmer mindestens ein kleines Kreuz hing, fiel es ihr nicht allzu schwer eine gemütliche Ecke für ihre Gebete zu richten. Wie jeden Tag, egal wo sie war, kniete sich Camila vor das Kreuz und fing an zu beten. Um Mutter Oberin mehr Privatsphäre zu geben, teilte sie sich mit Yasmine das Zimmer. Sie waren noch gar nicht so lange hier und es sah schon aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen. Bücher, Papier und irgendwelche Papierrollen lagen überall von ihren Nächtlichen Recherchearbeiten verteilt. Aber an sich war Yasmine eine angenehme Mitbewohnerin, außer sie schnarchte wieder bei Nacht. Auch wenn Camila selbst nicht mehr schlafen konnte, war es niedlich zu beobachten wie Yasmine ganz ruhig war und einmal nichts sagte. Wie auf Kommando betrat sie das Zimmer. Als ob sie Camilas Gedanken gehört hatte. Trotz ihrem lauten Eintreten und unbeholfen stolpern, ließ sich Camila nicht von ihrem Gebet ablenken. Yasmine musste ihr sehr nahe sein, denn die Gänsehaut über ihren gesamten Körper schien sie zu alarmieren. Etwas früher als üblich beendete Camila ihr Gebet und drehte sich herum und saß ihrer Mitbewohnerin genau gegenüber.
„Was glaubst du ist zwischen Ava und Beatrice?"
Etwas überrascht von der Frage, musste Camila zuerst etwas darüber nachdenken, was sie antwortete. Yasmine hatte ihr von dem Kuss der beiden erzählt. Daher wusste sie, dass sie mehr, als nur Schwestern waren.
„Was auch immer es ist, ich hoffe es funktioniert für die beiden. In diesen Zeiten ist aufrichtige Liebe ein seltenes Gut."
„Du denkst also wirklich sie lieben sich?"
„Du hast es doch selbst gesehen."
Yasmine schien einen Moment darüber nachzudenken.
„Ja habe ich. Ich weiß aber immer noch nicht ob es richtig ist. In mehreren Hinsichten."
Etwas schockiert und verblüfft sah Camila sie an. Hatte sie das Ernst gemeint?
„Wie können wir das noch wissen? Ava hat uns erzählt wie viel nicht stimmt von dem wir immer geglaubt haben, es wäre die Wahrheit. Wir wissen also nicht welche Rolle wir noch spielen und welche Regeln gelten. Aber man kann die Liebe zwischen den beiden sehen und fühlen. Liebe ist immer richtig."
Es kostete sie mehr Überwindung, als sie zugeben wollte, diese Worte auszusprechen. Leichter war es definitiv, den Ratschlag zu geben, über dieses Thema zu reden. Wie es schien, hatte Beatrice durchaus etwas positives daraus gezogen und es doch wirklich mit Ava versucht. Obwohl die beiden noch etwas distanziert wirkten, war die unglaubliche Verbindung zwischen den immer noch stark. So sehr wünschte sich Camila so etwas für sich.
„Hast du dir jemals vorgestellt, wie es wäre, wenn du nicht der Kirche angehören würdest?"
Diese Frage rutschte Camila mehr oder weniger heraus. Gestellt hatte sie sich die Frage schon oft selbst. Yasmines Antwort jedoch fiel nicht wirklich überraschend aus.
„Nein. Nie. Ich wüsste nicht, was ich ohne die Geschichte meiner Vorfahren und die Mythen des Glaubens tun sollte. Warum, hast du?"
„Oh Ja. Oft. Ich habe mich nicht wie du dafür entscheiden oder wurde an den Glauben herangeführt. Ich wurde damals gezwungen und habe viel mehr darin gefunden, als ich geglaubt hatte.
„Wie meinst du das?"
„Ich wurde sehr jung eine Waise und wurde relativ schnell von einem Waisenhaus ins Kloster geschickt. Vor drei Jahren bin ich dann vom OCS rekrutiert. Die unzähligen Male an denen ich mich heimlich an einen Computer geschlichen habe, haben sich ausgezahlt."
Yasmine began zu lachen.
„Es tut mir leid. Natürlich ist es nicht lustig, was du durchmachen musstest, aber du bist beim OCS gelandet, weil du heimlich am Computer gesessen hast?”
Jetzt musste auch Camila lachen und beide konnten nicht damit aufhören. Es war das erste Mal seit einer ganzen Weile, dass sie so leichtfällig und beherzt lachen konnte.
„Weißt du,. Manchmal bereue ich es doch nicht, dich bei unserer ersten Begegnung betäubt zu haben.”
„Ach so ist das.”
Bis es Zeit für das Essen war, nekten sie sich und lachten gemeinsam, auch die Müdigkeit war vollständig verschwunden. Für Camila waren es die besten zwei Stunden ihres bisherigen Lebens gewesen und Momente mit Yasmine waren es, die sie sich vermehrt für die Zukunft wünschte. Denn egal ob auch Liebe mit hinein spielte, Glück war definitiv allgegenwärtig, wenn sie miteinander Zeit verbrachten.

DU LIEST GERADE
Warrior Nun: Das Nachspiel
FanfictionEine Fortsetzung ab dem Zeitpunkt, an dem Ava verschwand und Beatrice mit dem Verlust ihrer Warrior Nun zu kämpfen hat. Was könnte alles passiert sein und werden sich die beiden wieder sehen? Und die wichtigste aller Fragen, werden sie es schaffen e...