Keiner wagte es zu reden und stand einfach nur da, darauf wartend, dass jemand etwas sagte. So sehr kämpfte Ava dagegen an, nicht einfach auf Beatrice zuzustürmen und zu umarmen. Leider war da noch eine Menge ungeklärt und nicht der richtige Zeitpunkt.
„Hallo Beatrice."
Alle starten zwischen ihr und Ava hin und her.
„Hallo Ava."
„Sie hat es gewusst?!" fragte Yasmine entsetzt.
„Natürlich hat sie es gewusst, oder was glaubst du, was ihr hätte wieder so zusetzen können?"
Ein Kloß setzte sin in Avas Hals fest. Seit ihrer letzten Begegnung, hatte sie Beatrice mit Absicht Zeit und Freiraum gegeben, um alles erst einmal sacken zu lassen. Dass es nicht einfach wäre für Bea war ihr klar gewesen, dennoch tat der Gedanke sie schon wieder verletzt zu haben höllisch weh. Dennoch war die Überraschung der anderen Beweis genug, dass Beatrice nichts gesagt hatte und ihr wenigstens noch ein kleines bisschen vertraute.
„Wie lange?" wollte Lilith wissen.
Beatrice antwortete mit einer Verbitterung, die Avas Herz schon wieder ein Stückchen brachen ließ.
„Zu lange."
„Ich nehme an, es gibt einen speziellen Grund, warum du dich uns jetzt offenbarst."
Es war schwierig Mutter Oberin Emotionen zu deuten. Abgesehen von der offensichtlichen Enttäuschung in ihrer Stimme, hatte Ava keine Ahnung was sie dachte.
„Den gibt es. Um aber alles erklären zu können muss ich von vorne anfangen und nicht hier."
„Was sollen wir überhaupt hier?" fragte Beatrice bissig.
Wärend Ava langsam an ihnen vorbei nach draußen in den Flur ging, begann sie damit die ersten eher belanglosen Dinge zu erklären. „Ich habe wärend meiner Zeit im anderen Reich viel gelernt und eine Mission erhalten. Diese kann ich aber nicht allein erfüllen, dafür brauche ich eure Hilfe. Bevor wir aber irgendetwas tun, muss ich euch so weit es mir erlaubt ist aufklären. Hier ist der perfekte Ort, um uns unauffällig auf das Bevorstehende vorzubereiten."
„Was genau steht uns bevor? Ich meine, was ist die Mission?" Eine angestrenkte Stimme hinter ihr, die sie eindeutig Yasmine zuordnen konnte meldete sich zu Wort.
Ava antwortete nicht und lief stattdessen mit großen schnellen Schritten zu dem ehemaligen Hörsaal. Dort angekommen wartete sie, bis sich alle irgendwo hin gesetzt hatten. Lilith lehnte sich gegen die Wand ganz rechts, die anderen saßen in den ersten zwei Reihen direkt vor Ava. Beatrice lehnte sich gegangen Tische ganz links. Ihr erwartungsvoller Blick war nahe zu unerträglich. Das Gefühl, als würde Ava gleich ihre Doktorarbeit präsentieren.
„Da alles nicht besonders einfach zu erklären ist und ich weit ausholen muss, wird das hier mir Sicherheit eine Weile dauern. Bei dem was ich vorhabe, wird danach nichts mehr sein wie es war und es wird gefährlich sein, bis es soweit ist. Nachdem ich durch das Portal gegen bin war erstmal nichts." Ava machte eine kurze Pause und sah zu Bea, die mit einem neutralen emotionslosen Gesichtsausdruck einfach nur in ihre Richtung starrte. „Die Zeit dort ist etwas ganz anderes wie hier. Es ist als ob sie gar nicht existiert. Eine Gefühlte Ewigkeit lag ich einfach nur da, allein. Irgendwann haben mich Leute in eine unglaublich helle Stadt gebracht. Kein Dreck, kein Müll und immer Licht. Sie haben meine Wunden in Sekunden geheilt und mir neue Kleidung gegeben. Es hat eine Weile gedauert bis ich wirklich alles verstanden habe. Nichts ist so, wie wir immer geglaubt haben. Der Vater, oder Gott ist nicht das, was alle denken."
„Moment. Inwiefern?"
Beatrice sah sie wie die anderen skeptisch an.
„Er ist nicht direkt ein er. Der veranschaulichung halber sage ich halt er. Es gibt zwei Möglichkeiten. Die eine ist wie alles im Moment gesehen wird und die andere ist, wie es eigentlich sein sollte. In seinen Augen ist er für jeden etwas anderes. Im Grunde alles gleichzeitig und doch nur eines in jedem Moment. Er ist wie richtig beschrieben allmächtig. Seine Reichweite größer als man sich vorstellen könnte. Allerdings beschränkt. Ursprünglich hatte er zwölf, man könnte sagen Kinder, um sich. Sie bilden das Grundgerüst für seine Macht. Jeder verantwortlich für etwas anderes. Da sie aber nach und nach weniger werden, ist diesen in Gefahr."
Jetzt meldete sich Yasmine: „Sie verschwinden? Ich meine, wenn doch jeder der gestorben ist auf der anderen Seite weiterleben und sie nicht wirklich sterben können, wie können sie verschwinden?"
Das war eine wirklich gute Frage, die sich offensichtlich mehrere im Raum fragten.
„Einige davon kennt ihr bereits. Jesus, Reya, Adriel..."„Stop!" Beatrice kam einen Schritt näher und hob eine Hand. „Adriel war einer der zwölf?"
„Glaub mir, es ist mir genauso schwer gefallen das alles zu glauben, aber es ist war. Um auf Yasmines Frage zurückkommen: Es gibt zwei Reiche. Ein großes, genannt die Stadt des Lichts und ein kleines, die Stadt der Dunkelheit genannt. Das Entscheidungsverfaheren, in welches du kommst basiert nicht auf deinem geführten Leben, sondern auf dem ehrlichen Willen deines Herzens. Das bedeutet, dass ich dort mit einem Serienmörder gelebt habe. Egal was du getan hast, es kommt darauf an, was du tun willst. Einer der zwölf wollte nicht nur das Gute und gab allem Dunkeln und Böse ein zu Hause. So baute er sein etwas kleineres, aber stets wachsendes Reich auf. Er hat sich abgewendet. Ich muss ehrlich sagen, es fällt mir schwer zu glauben, dass es dort viel Schlimmer ist, als da wo ich war."
„Was meinst du damit?" Beatrice hatte einen Blick, den Ava nicht ganz zuordnen konnte.
„Was ich meine ist, dass ich eine Aufgabe habe. Es gibt einen Grund für all das was mir passiert ist, warum ich gestorben bin und doch wieder lebe. Dort wurde ich für eine Aufgabe mehr oder weniger ausgebildet. Meine Aufgabe ist es dieses Universum zu dem zu machen, was es immer sein sollte."
„Dieses Universum?" fragte Camila.
„Und wie genau sollte das sein?" wollte Mutter Oberin wissen.
„Die Machtverhältnisse sind nicht wie sie sein sollten und der Glaube der Menschen ist zerstreut und fehlgeleitet. Als Beispiel, die Frauen haben genau die gleiche Macht wie die Männer. Es existieren unzählige verschiedene Universen und Welten, deren Ursprung ich immer noch nicht kapiert habe. Alle haben den gleichen Wert, aber unterschiedliche Bedeutung."
Die Verwirrung wollte nicht aus den Gesichtern verschwinden. Verständlich. Ava hatte selbst lange gebraucht es zu verstehen. Bei weitem wusste sie noch nicht alles. Als sie fortfahren wollte, bemerkte sie einen Schmerz, den sie nicht definieren konnte, woher er kam.
„Das unsere hat eine enorme Bedeutung, darum hat Adriel auch hier sein Unheil verbreitet. Im Grunde werde ich mit eurer Hilfe den Willen Gottes ausführen. Die Bibel ist fehlerhaft, genauso wie die gesellschaftlichen Ideale. Es gibt in Wirklichkeit keine andere Religion, keinen Unterschied der Macht zwischen den Geschlechtern, keine Vorschriften für die Führung unserer Leben und keine Ausrichtung der Liebe."
Die Schmerzen wurden bei jedem Satz, den sie sagte immer stärker. Trotzdem sah sie zu Beatrice, als Ava das Wort Liebe aussprach. Mit viel Mühe versuchte sie einigermaßen verständlich zu Erklären, wie das mit dem Sterben funktionierte, wie die andere Seite funktionierte und ein paar wenige Details über die eigentliche Realität. Ungefähr zwei Stunden hatte es ganauert, bis alle es überwiegend verstanden hatten und keine Fragen mehr stellten.
„Schon immer gab es diesen einen Plan, der alle retten sollte, mit wenigen Ausnahmen."
„Eine Ausnahme steht vor uns." Lilith hatte wahrscheinlich keine Ahnung wie recht sie hatte.
Als Ava nichts dagegen einwand, war Beatrice schon wieder alarmiert.
„Ava? Was meint sie damit?"
„Jeder sollte ein freies unbeschwertes Leben haben. Die meisten können ihr Schicksal selbst bestimmen. Ein paar sehr wenige wie Michael und ich nicht. Sein Leben war darauf ausgerichtet mich an diesen Punkt zu bringen, dass ich..."
So sehr Ava zu Ende reden wollte, sie konnte nicht. Der Schmerz wurde auf einmal unerträglich und machte es ihr unmöglich das Gespräch fortzuführen. Sie brach zusammen und krümmte sich schreiend vor Schmerzen auf dem, Boden.
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Warrior Nun: Das Nachspiel
FanfictionEine Fortsetzung ab dem Zeitpunkt, an dem Ava verschwand und Beatrice mit dem Verlust ihrer Warrior Nun zu kämpfen hat. Was könnte alles passiert sein und werden sich die beiden wieder sehen? Und die wichtigste aller Fragen, werden sie es schaffen e...