Kapitel 13

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Was zur Hölle meinte Lilith damit? Stunden waren sie bereits hier und Ava hatte noch immer kein Wort darüber verloren, was genau sie vor hatte und wofür sie sie brachte. Beatrice kannte sie gut genug und sah trotz ihrer Wut und Ungeduld, wie es Ava offenbar nicht gut ging. Gerade als sie endlich erzählen wollte, warum und wofür sie ausgewählt wurde, fing sie an zu schreien. Ohne zu zögern rante Beatrice sofort zu ihr und versuchte sie vergeblich aufzufangen, bevor sie auf dem Boden aufschlug. Avas Schreie waren kein Vergleich zu allen, die Bea zuvor von ihr gehört hatte. Unvorstellbar, wie intensiv die Schmerzen sein mussten, kniete sie neben Ava und hielt ihren Kopf.

„Ava! Ava? Ava!"

Beatrice konnte so oft wie sie wollte ihren Namen rufen, sie hörte es nicht. Die anderen standen jetzt um sie versammelt und sahen auf sie herab. Das letzte Mal hatte sie sich so hilflos gefühlt, als Ava sterbend in ihren Armen lag. Blut begann aus Avas Nase und Ohren zu laufen

„Ich weiß! Ich weiß!" schrie Ava zwischendurch.

Nach gefüllten Stunden, die vermutlich nur ein oder zwei Minuten waren, wurde Ava bewusstlos und blieb reglos liegen. Was war gerade passiert? Warum war es passiert? Was wusste sie? Fragen, für die Beatrice keine Zeit hatte. Ohne auf das Gerede der anderen zu hören, nahm sie Ava auf den Arm und trug sie aus dem Konvergenzraum. Auf dem Weg von der Halle dort hin, hatte sie umfunktionierte Klassenzimmer gesehen, die jetzt ein wenig nach Hotelzimmer aussahen. In einem Lag eine Weichbodenmatte mit Tüchern und Kissen bedeckt, mitten im Raum. Schnell legte Beatrice Ava darauf ab und schloss die Tür. Als sie sich vergewissern, dass Bea sie auch ordentlich abgelegt hatte, riss sie ein Stück von einem der Tücher und befeuchtet es unter dem Wasserhahn. Behutsam wischte sie damit das Blut aus Avas Gesicht. Schon wieder lag die Liebe ihres Lebens blutend und regungslos vor ihren Armen. Ein paar Minuten blieb sie einfach nur auf Ava blicken sitzend und genoss die Nähe zu ihr. Irgendetwas stimmte hier nicht. Damit meinte sie nicht, dass alles woran Beatrice geglaubt hatte, falsch oder eine Lüge war. Die Zweifel kamen schon vor dem letzten Kampf gegen Adriel, aber jetzt war es eben Realität. Natürlich bedeutete es nicht, dass sie Ava voll und ganz ohne zu zögern glaubten. Die kommen Tage werden sicher einige Besprechungen, Diskussionen und Auseinandersetzungen mit sich bringen. Jetzt war aber erst einmal Ava von Bedeutung. Langsam schmiegte sich Beatrice an die schlafende Person in ihren Armen und schlief schon bald selbst ein. Avas ruhigen und gleichmäßigen Atemzüge machten es ihr auch nicht allzu schwer.

Irgendetwas drückte unangenehm auf Beatrices Hüften, als sie die Augen öffnete, realisierte sie wieder, wo sie war. Sie lag in ihrer kompletten Kampfmontur auf einer Turnmatte. Ein leichtes Schnauben ließ ihre Aufmerksamkeit zu Ava wandern. Sie sah sogar wärend sie schlief erschöpft aus. Für Beatrice war es nicht leicht sie so zu sehen. Oft waren sie nebeneinander in der kleinen Wohnung in den Alpen aufgewacht. Damals wirke Ava so unbeschwert und glücklich. Auch Bea konnte zu dieser Zeit einmal alles vergessen und genoss jeden Augenblick mit ihrer Kriegernonne. Nicht nur Avas aussehen war dunkler. Alles an ihr war irgendwie härter und verschlossener. Natürlich wusste Beatrice, dass es bei eben so war, kannte den Grund von Ava jedoch nicht. Irgendetwas war passiert dort drüben. Sie hatte ein Training und Vorbereitungen erwähnt. Schon viele Mädchen und Frauen hatte Beatrice ausgebildet und noch nie endete eine davon wie Ava. Niemals könnte auch jemand so sein wie sie. Egal was passiert war, sie blieb eine unglaubliche Persönlichkeit. So viele Gründe, warum sich Beatrice in sie verliebt hatte, dass sie nie damit fertig werde würde, alle aufzuzählen. Sie wollte alles klären und endlich wieder zu der innigen Beziehung zurück, die sie hatten. Das unglaublich süße Lächeln, wenn Ava sie sah. Ihre schlechten Witze und ständigen Schimpfwörter. Alles Dinge, die Bea so. Sehr vermisste, dass ihr Herz schlimmer Schmerzte, als ihre noch nicht gänzlich verhielten Rippen.

„Guten Morgen."

Erschrocken zuckte Beatrice zusammen und sah direkt in Avas wunderschönen braunen Augen.

„Morgen." antwortete Beatrice trocken.

„Was ist gestern passiert?" wollte Ava wissen und setzte sich schwerfällig auf.

„Du bist zusammengebrochen, nachdem du uns erklären wolltest, warum genau du ausgewählt wurdest und welche Rolle du einnehmen wirst."

„Oh. Ich wusste, sie würde mich nicht alles erzählen lassen."

„Was meinst du?"

„Zwölf Kinder mit Zwölf Heiligenscheinen. Nicht alle, aber die meisten wurden Leuten wie mir anvertraut. Wir sind überall in den verschieden Universen verteilt. Reya kann mich durch ihn mehr oder weniger kontrollieren, da er ihr gehört. Sie hat mir meine Möglichkeiten damit gezeigt und einiges beigebracht, aber auch Grenzen aufgezeigt. Ich durfte euch einiges Erzählen, aber bin gestern etwas zu weit gegangen."

„Ava, das war brutal. Sie hat dir nicht eine Grenze gezeigt, sondern dich leiden lassen."

„Das ist gar nichts gewesen."

„Gar nichts."

Leise wiederholte Beatrice Avas Worte. So sehr sie auch dagegen an kämpfte, die Tränen gewannen dich und bahnen sich ihren Weg über ihre Wangen.

„Hey, was ist los?"

Zärtlich drehte Ava Bea's Gesicht zu ihr und zwang sie dazu, sie anzusehen.

„Du bist mit meinem Herzen durch das Portal gegangen."

„Was?" fragte Ava verwirrt.

„Seit ich dich kenne, habe ich alles dafür gegeben dich zu beschützen. Jede einzelne Sekunde war ich bereit mich vor dich zu stellen. Es tat so weh zuzusehen, wie die Person die dich liebt denen Schutz ablehnt und dabei war sich selbst umzubringen."

Bewusst hatte Beatrice diese Formulierung gewählt, um Ava zu zeigen, wie viel sie ihr bedeutet hatte und noch immer bedeutet. Diese ging jedoch gar nicht darauf ein.

„Es tut mir leid. Beatrice. Ich habe die Alternative gesehen und hatte keine Wahl. Ich hätte dich und die anderen nicht verlieren können und schon wieder allein zurückbleinen."

„Hast du jemals daran gedacht, wie es für mich war? Egal ob die anderen noch da waren, oder nicht. Ich habe mich unglaublich allein gefühlt ohne dich. Jetzt wo du wieder da bist, ist es nicht viel einfacher. Irgendetwas grauenvolles haben die mit dir gemacht und ich war wieder nicht in der Lage, dich zu beschützen."

Jede Selbstbeherrschung war dahin. Weinend und schluchzen saß sie mit Ava und offenbarte ihr alles, was sich die letzte Zeit angestaubt hatte. Auch in Avas Augen glitzernden Tränen.

„Es tut mir so leid. Bea. So leid."

Ava nahm sie in den Arm und vergrub ihr Gesicht in Beatrices Nacken. Erst jetzt wo sie wieder ihren weichen Atem an ihrem Hals spürte, wurde ihr bewusst, wie sehr sie tatsächlich ihre Kriegernonne vermisst hatte. Etwas verharren sie in dieser Position, bis Beatrice sich löste. Jetzt hatte sie den Mut ihr das zu sagen, was sie schon seit geraumer Zeit tun wollte.

„Dir gehört mein Herz, Ava. Du hast es seit unserer ersten Unterhaltung im Kloster und wirst es immer haben. Ich weiß nicht ob es dort sicher sein wird, aber ich werde alles dafür tun, dass ich dich nicht nocheinmal verliere. Du hast mein Vertrauen und ich hoffe du kannst mir genug vertrauen um irgendwann in der Lage zu sein dies zu erwidern. Ich werde immer an deiner Seite sein, weil ich dich liebe, auch wenn du es vielleicht nicht mehr tust."

„Bea..."




Ich hoffe es gefällt euch. Habt bitte Nachsicht, wenn die Kapitel in nächster Zeit später oder unregelmäßiger kommen. Leider muss ich wieder viel arbeiten und finde nicht immer die Zeit zum weiterschreiben

Warrior Nun: Das NachspielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt