Kapitel 30

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Genervt hing Beatrice an der Stange und machte ihre Klimmzüge. Unsicher was sie denken und fühlen sollte, versuchte sie sich mit Sport den Kopf frei zu bekommen. Auch wenn es nicht ausgesprochen wurde, war klar, dass sie mit Ava die zwei Monate verbringen würde. Nicht sehnlicher hätte Beatrice es sich gewünscht, aber gerade war sie sich dabei nicht mehr sicher. Dabei lag es nicht ganz an Ava, auch wenn sie es so letzte Nacht dargestellt hatte. Natürlich war Avas Verschlossenheit in manchen Themen ausschlaggebend, aber auch Beatrices Angst. Jahre lang wurde sie für das, was sie war und mochte verurteilt, verachtet und verstoßen. Jetzt auf einmal offen, ohne sich zu verstecken zu leben, war eine Umstellung. Beatrice musste erst wieder lernen, was es bedeute, sie selbst zu sein. Ava war schon immer unbeschwerter und unbekümmerter gewesen, zwar ist es durch ihre Zeit auf der anderen Seite weniger geworden, aber ist dennoch ein großes Stück die alte geblieben. In einer Weise war es Bea auch noch. Genauso ängstlich vor ihren Gefühlen und deren Konsequenzen. Vorsichtig bei nächsten Schritten und generell allen Handlungen. Sie hasste es so sehr, wie sehr sie sich noch von ihrer Vergangenheit beeinflussen ließ. Das hier und jetzt zählte. Stattdessen fand sie immer neue ausreden und Gründe sich von Ava zu entfernen. Gedanken, Gefühle waren in einziges Chaos. Nur ihre Bewegungen waren sauber und geordnet. Jeder Zug nach oben zur Stange kostete sie Kraft und brachte Beatrice mehr zum schwitzen. Ein stetig zunehmendes Brennen und Zittern in ihrem Oberkörper, das war es, was es ausmachte. Erschöpfung des Körpers und Stärkung des Geistes nach einem Training. Außer Atem ließ sie los und landete wieder auf dem Boden. Nahtlos ging sie danach zur nächsten Übung über: Situps. Nicht nur zehn oder zwanzig. Nein, hundert. Heute musste sie sich einfach verausgaben. Vollkommen auf sich konzentriert und mit den Übungen beschäftigt, bemerkte Beatrice zunächst gar nicht, wie Ava am Türrahmen lehnte und sie beobachtete. Ohne ihr Aufmerksamkeit zu schenken machte sie weiter.

„Fängst du wieder so an, wie damals, als ich dich im Kloster besucht habe?" fragte Ava und stand plötzlich genau neben ihr.

„Mich damals um Kloster besucht? Bist du sicher? Ich dachte du hast mich beobachtet und dich versteckt. Genau wie die Wochen zuvor und danach."

„Bea. Bitte. Ich möchte mich nicht mehr mit dir streiten." sagte Ava sanft und kniete sich zu ihr auf den Boden.

„Ich mich auch nicht Ava. Aber was soll ich bitte tun?"

Ava seufzte. „Ich versuche es schon. Es ist mir bewusst, dass es alles andere, als einfach ist. Wir beide müssen an uns arbeiten und trotzdem das Beste aus den Situationen machen."

„An uns arbeiten." wiederholte Beatrice leise. Sie wusste genau, dass Ava recht hatte. Keine von ihnen beiden machte alles richtig und war in der Position Vorwürfe zu machen.

„Könntest du bitte damit aufhören? Du machst mich wahnsinnig damit."

Ava deutete auf Beatrices Shirt, dass sich von Schweiß getränkt an ihre gut definierten Bauchmuskeln schmiegte. Sofort erröte sie und hoffte Ava würde es auf keinen Fall bemerken. Schnell suchte sie nach einem Thema, um von sich abzulenken.

„Weißt du schon, zu wem wir gehen?"

„Darüber habe ich mir die letzten zwei Stunden den Kopf zerbrochen." Ava seufzte und legte sich flach auf den Boden. „Ich habe bis jetzt nur an drei Personen gedacht. Eine davon wird dir leider gar nicht gefallen."

Wenn sollte Ava schon in Betracht ziehen, welcher so schlimm war?

„Wer?" fragte sie lediglich.

„Zu erst möchte ich zu Sharon. Du weißt schon, Die Frau von der ich das Motorrad habe. Sie ist wirklich engagiert und auch eine kämpferin, wenn es um die Leute geht, die sie liebt. So jemand können wir gut gebrauchen."

Das war eine. Wer waren die anderen?

„Und wen noch?"

Es war offensichtlich wie Ava herum druckste. An wen hatte sie gedacht, dass sie sich nicht traute, ihr davon zu erzählen?

„Meinen Bruder."

„Dein...? Ich wusste nicht, dass du ein Bruder hast."

„Woher auch?" sagte Ava und stand wieder vom Boden auf. „Wir sind keine biologischen Geschwister. Jahre lang waren wir zusammen im Waisenhaus, seit her habe ich ihn nicht mehr gesehen."

Gegen Ende brach ihre Stimme und Beatrice beinahe das Herz. Ohne zu zögern sprang sie auf und nahm Ava in den Arm. Es war ihnen beiden egal, wie verschwitzt Beatrice war und umarmten sich nur noch enger.

„Das tut mir leid Ava. Ehrlich. Ich hatte keine Ahnung.” Flüsterte Bea ihr ins Ohr.

So schön sich nach ihrem kleinen Streit gestern wieder zu versöhnen, auch wenn Beatrice wusste, dass wieder etwas kommen würde. Ava sprach von drei Personen. Sharon und ihr Bruder waren allerdings nur zwei. All zu sehr musste Beatrice nicht nachdenken um eine handfeste Vermutung zu haben. Mit wem hatte sie in den letzten Jahren viel Kontakt gehabt und war noch nicht tot oder verschwunden? Und wen mochte Beatrice nicht sonderlich? JC. Aber so sehr sie darüber diskutieren wollte, ob man wirklich JC dabei haben wollte, oder nicht. Es war der falsche Zeitpunkt. Schließlich wollte sie Ava näher kommen und sie nicht noch weiter von sich stoßen.

„Nein Bea. Es tut mir leid.”

Ava murmelte zwar in ihre Schulter, aber dennoch hörbar genug für Beatrice, um sie zu verstehen.

„Was Ava? Was tut dir leid?”

„Ich wollte so viel mit dir teilen und ehrlich sein. Wenn ich es oft nicht zu anderen oder mir selbst sein kann, dann wenigstens zu dir.”

Schwierig. Was sollte Beatrice darauf antworten? Sie konnte sehen, wie sehr sich Ava anstrengte und sich teilweise innerlich zerriss. Aber von ihren Bemühungen erreichten Beatrice nicht gerade viele. Dort etwas nicht erwähnt, oder dies verschwiegen. Alles Kleinigkeiten die jedes Mal so weh taten und ihr das Gefühl gaben, nicht vertrauenswürdig genug zu sein. Zumindest für Ava.

„Ich weiß.”

Mehr konnte Beatrice nicht sagen, ohne selbst gänzlich in Tränen auszubrechen. Stattdessen strich sie über Avas Haare und drückte ihren Kopf dabei noch näher an sich. Ganz egal welche Probleme oder Differenzen sie hatten, Beatrice würde das hier nie aufgeben wollen.

„Weißt du wo er ist? Dein Bruder.” fragte Bea und löste sich langsam um Ava Ansehen zu können.

„Nein. Aber ich werde ihn finden. Ich habe noch erfahren, dass er es aus dem Weisenhaus geschafft und eine Familie gefunden hat.”

„Dann werde ich dir dabei helfen.”

Dankbar lächelte Ava sie an. In diesem Moment in dem Beatrice ihre vor Tränen glitzernden Augen, ihr wunderschönes Lächeln und einfach makellose Lippen sah, war alles was passiert war egal. Sie wollte Ava. Genau jetzt, hier. Ohne lange zu überlegen nahm sie Avas Kopf in beide Hände und führte ihm näher zu sich, bis sich schließlich ihre Lippen berührten. Zuerst etwas zaghaft, dann leidenschaftlich. Jegliche Anspannung fiel von Beatrice und sie genoss einfach diesen Moment. Streit und Probleme beiseite legen und sich um einander kümmern. Auch wenn es nicht für lange sein konnte, war jede Sekunde genug. Sich küssen, bis sie wieder zu Atem kommen mussten und beide gleichzeitig sagten:

„Ich liebe dich.”

30 Kapitel. Ich hätte nie gedacht so lange und viel dafür zu schreiben. Bei euch, macht es aber so viel Spaß und ich kann es immer kaum erwarten zu sehen, wie es euch gefällt. Da wir “schon” bei Kapitel 30 erwartet bitte nicgmehr allzu viele. Ich gebe mir Mühe ein schönes Ende zu schreiben, welches nicht überstürzt sein soll und trotzdem nicht langweilig ist. Hoffe es gelingt mir so und ihr bleibt bis da hin mit dabei ;)

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