Kapitel 7

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Ein Rauschen das immer lauter wurde. Stimmen die sich vermischten und das Geräusch mehrerer Autos. Alles war so unglaublich heiß. Ava öffnete die Augen nur leicht und wurde sofort geblendet. Ein paar Sekunden dauerte es, bis sie sich an das Licht gewöhnt hatten. Ein Dach. Sie lag auf irgendeinem Dach, in irgendeiner Stadt in irgendeinem Land. Etwas benommen stand sie auf und schaute sich um. Es musste irgendeine Stadt in Italien sein. Ganz verstehen konnte Ava nicht, was die Leute redeten, aber zumindest erkannte sie die Sprache. Die antiken Gebäude um sie herum waren unverkennbar. Rom. Sie war in Rom und hatte keine Ahnung warum. Was Ava wusste, dass sie hier weg musste.

Stunden später hatte sie etwas abseits der belebten Innenstadt etwas zum Untertauchen gefunden. Unterwegs hatte Ava mehrere Zeitungen mitgehen lassen. Aufmerksam studierte sie jede Seite davon. Überall wurde über einen Engel Adriel berichtet. Ava fühlte sich so, als ob sie letzte Nacht zu viel getrunken und jetzt einen Filmriss hatte. Angestrengt versuchte sie sich zu erinnern. In den Artikeln kamen ihr einige Dinge vertraut vor. Kämpfende Gestalten in Umhängen, ein getöteter Engel und eine gefallene Kirche. Sie hatte nur keine Ahnung warum und woher. Bis spät in die Nacht ging sie alles wieder und wieder durch. Informationen die sie für Wichtig hielt, notierte Ava auf einer leeren Seite. Obwohl es keine anstrengende Beschäftigung gewesen ist, war sie sichtlich erschöpft und legte sich hin.

Alles war weiß und kalt. Einsamkeit und Trauer umgaben sie. Kämpfend setzte Ava ein Fuß vor den anderen.  Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber es war nicht ihre Stimme die ertönte. „Ich kann nicht." Auf einmal stand  stand sie, in einem wenig beleuchteten Raum, einer anderen Frau gegenüber. Ava kam ihr näher und küsste sie, kurz darauf verschwand alles und sie sah die Frau wie durch einen Vorhang wieder. „Ich liebe dich." sagte sie. Mehrere Bilder wechselten sich ab und zeigten unzählige Momente. Plötzlich war Ava wieder allein in einem unendlichen nichts und hörte eine Stimme klarer, als alles was sie bisher gehört hatte. „Die Mission, Ava." Immer und immer wieder wiederholten sich die Worte.

Ava schreckte auf. Verschwitzt und außer Atem versuchte sie die Bilder zusammenzusetzen. Alles wurde auf einmal klar. Wo sie herkam, warum sie dort war und warum sie zurück war. Eines saß ihr aber wie ein Stein im Magen. Die Frau. Auch an sie konnte sich Ava wieder erinnern. Beatrice. Wenn sie an ihren Namen dachte, spürte sie einen riesigen Verlust. Ava musste sie unbedingt Wiedersehen. Sofort sprang sie auf und sammelte sämtliche Karten zusammen, wo jede Stelle sie markierte, an der sie waren. Das Kloster, der Tempel und die Bar in den Alpen. Es war nicht sonderlich schwer herauszufinden, wo der OCS zurzeit interagierte. Der Kampf gegen Adriel war noch immer auf dem Titelblatt jeder Zeitung und überall in den Nachrichten., darunter auch der OCS. Geheimnisvolle Frauen, die gegen Adriels Anhänger kämpften. Jeder der von der Existenz des OCS wusste, musste nur eins und eins zusammenzählen. Innerhalb weniger Tagen hatte Ava ein halbes Duzend an Bildern, Artikeln und Karten gesammelt. Jetzt wollte sie nichts mehr, als Beatrice und die anderen sehen. Es dauerte eine Tagesreise, bis sie schlussendlich unerkannt auf der Straße hinauf zum Kloster lief. Jeder Schritt beschleunigte ihren Puls und die Nervosität stieg ins Unermessliche.  Natürlich freute sich Ava sie wiederzusehen, allerdings durfte niemand sie sehen. Nichts durfte ihre Mission gefährden. Nicht. Einmal Avas Gefühle zu Beatrice. Vor dem Tor angekommen hielt sie für einen Moment inne., bevor sie mit dem Heiligenschein unsichtbar wurde und einfach durch die große Tür hindurch ging. Nichts anderes, als neue junge Nonnen, die im Innenhof trainierten, hatte sie erwartet. Mit strengem Blick und einem Stab in der Hand stand Lillith vor einer Gruppe, die gerade Liegestütze machte. Etwas abseits trainierten Dora und Camila mit Boxhandschuhen. Von Beatrice jedoch keine Spur. Zielstrebig lief Ava auf die Eingangstür zu. Bea war unauffindbar. In der Bibliothek wälzte Yasmine Bücher und Mutter Oberin plante mit Vincent die nächsten Missionen in ihrem Büro. Natürlich hörte sie unauffällig einige Minuten zu und prägte sich sämtliche Dokumente ein, die auf dem Tisch verteilt lagen. Einige Standorte die Markiert waren, standen ebenfalls auf Avas to-do-Liste. Doch ihre wesentliche Aufmerksamkeit galt der Suche nach Beatrice. Die Aufkommende Erschöpfung  war ein mehr als deutliches Zeichen, das Ava nicht mehr allzu lange Zeit dafür hatte.  Als Ava näher an den kleineren Trainingsraum kam, drang endlich die Stimme in ihr Ohr, die sie zu lange nicht mehr gehört hatte.

„Dass ich Adriels Freiheit nicht Verhindern konnte!" Gleich nach Beatrices wütendem Ausruf kam ein dumpfer Schlag. „Dass ich nicht verhindern konnte, wie Ava entführt wurde!" Boom. „Dass ich sie nicht fangen konnte, als sie gefallen ist!" Boom.

Ava erreichte den Raum und sah wie Beatrice in Tränen und offensichtlich vollkommen erschöpft noch auf den Boxsack eintrat und schlug. Es brach beinahe  das Herz. Der schwarze Stoff ihrer Habit klebte Schweißgetränkt an Beatrice Körper. Unter anderen Umständen wäre es sicher heiß uns sexy gewesen. Jetzt allerdings zeigte sie Ava damit, wie sehr sie sich die letzten Tage und Stunden gequält hatte.

„Dass ich sie nur einmal Küssen durfte!" Boom. „Dass sie mir die Entscheidung verwehrt hat!" Boom. „Dass ich ihr nicht sagen konnte, was ich empfinde!" Boom. „Ich bin wütend, dass sie weg ist und ich nichts tun kann!" Boom.

Vollkommen erschöpft und weinend sank Beatrice zu Boden. Nichts hätte sich Ava mehr gewünscht, als sie in den Arm zu nehmen und jede einzelne Träne aus ihrem wunderschönen Gesicht zu küssen. Ein paar Schritte konnte Ava ihr näher kommen, bevor sie nicht mehr genug Kraft hatte um Heiligenschein zu benutzen. Schnell rannte sie so leise wie möglich weg, um auf keinen Fall gesehen zu werden. Gerade im weglaufen konnte sie noch Beatrices schluchzen hören.

„Ava?"

Verunsichert, ob Bea sie gehört hatte, japste sie draußen nach Luft. Was zur Hölle war das eben? Seit wann war Beatrice so... gebrochen? Alles was sie gesagt hatte machte Sinn und Ava konnte alles nachvollziehen. Natürlich konnte Ava nicht bestreiten, die Entscheidung den Kampf allein zu Ende zu bringen, auch allein getroffen zu haben. Jeder hätte selbst einstechenden sollen, aber sie konnte einfach nicht riskieren, dass jemand verletzt oder gar getötet werden könnte. Wie Mutter Oberin erzählt hatte, es ebenfalls selbst schon so getan hatte und auch genau so wieder entscheiden würde. Daher bereute Ava keine Minute lang diese Entscheidung alleine für alle getroffen zu haben und dafür eine mögliche Beziehung mit Bea aufgegeben hatte. Der Umstand , nicht offen mit ihr zu reden und in ihrer Nähe sein zu können, war bei weitem nicht so schlimm wie ein anderes Szenario. Beatrice und die anderen neben Shannon in der Gruft zu besuchen und nur ihre Namen auf Steinen zu sehen, wäre die Hölle auf Erden geworden. Bevor es womöglich doch noch dazu kommen könnte, musste sie unbedingt ihre Mission zu Ende bringen.

(Es tut mir so leid, dass ich euch so lange auf das neue Kapitel habe warten lassen. Ich hatte etwas stressige Tage und hoffe die Geschichte gefällt euch bis jetzt ;)

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