„Alex ...", beginne ich vorsichtig. Inzwischen sitzen wir friedlich auf zwei alten Holzkisten und knabbern an ein paar Müsliriegeln. Keine Ahnung, wo er die auf einmal hergezaubert hat, aber ich bin ihm unglaublich dankbar dafür. Das gilt übrigens auch für das übergroße Kapuzenshirt, das er mir im Tausch gegen meine nasse Bluse gegeben hat. Ich soll schließlich nicht gleich wieder krank werden, meint er. Und dass wir nach dem Essen wohl beide ‚leidlicher' sind. Wer spricht denn heutzutage noch so?
„Was?", brummt er und klingt dabei tatsächlich nicht mehr ganz so genervt wie vorher.
„Hast du das wirklich ernst gemeint? Es gibt keinen Teufel?"
„Richtig." Aha. Die einsilbigen Antworten sind also noch da, trotz Essen.
„Aber das ist doch unlogisch! Zu Himmel und Hö–" Dieses Mal stoppe ich rechtzeitig. Seine Hand landet trotzdem auf meinem Gesicht. Na ja, sicher ist sicher. Das kann ich ihm wohl kaum vorhalten.
Also sage ich nichts, schnappe mir nur sein Handgelenk und schiebe es zur Seite. „Dazu gehören einfach Gott und Teufel. Apropos." Ich reiße entsetzt die Augen auf. „Gibt es etwa auch keinen Gott?"
„Doch." Er seufzt. „Den gibt es schon. Und seine himmlischen Heerscharen auch." Dann verdreht er die Augen. Das tut er fast so oft wie dieses Ding mit seiner Augenbraue – und das Kopfschütteln. „Obwohl man nach ihrem grandiosen Versagen vermutlich eher ‚himmlische Schnarchnasen' sagen sollte."
Was dabei in seinem Blick liegt, kann ich nicht deuten. Aber eins ist klar: Alex weiß mehr über die ganze Sache, als er wissen sollte. Und er verschweigt so einiges, das merkt man. Ich muss unbedingt vorsichtig sein. Klar, er hat mich gerettet. Doch das heißt ja nicht automatisch, dass ich ihm trauen kann. Auch von ihm könnte Gefahr ausgehen – Polizist hin oder her!
Also ich mag ihn. Himmlische Schnarchnasen ... das hätte von mir kommen können! Jaja. Lach dich ruhig kaputt da oben. Aber seine Wortwahl sorgt auch nicht dafür, dass meine Zweifel verschwinden.
Weil ich trotzdem mehr erfahren will, verschiebe ich diese Gedanken auf später. Mit hochgezogener Augenbraue hake ich nach: „Wobei haben sie denn so grandios versagt?"
Alex' Blick schießt zu mir und ich kann förmlich sehen, wie er die Schotten dichtmacht. „Beim Beschützen der Erde, schätze ich. Sonst hätten die Dämonen wohl kaum die Macht übernommen, oder?"
Ja, das klingt logisch. Trotzdem. Ich wette, er könnte mir noch mehr erzählen. Haben die staatlichen Stellen vielleicht Insider-Infos bekommen, als das ganze Chaos losging?
„Aber wie kannst du dir so sicher sein, dass es keinen Teufel gibt?" Er soll mir endlich sagen, was er weiß!
Genau, nerv ihn einfach weiter. Das hat bisher ja bestens funktioniert, meint meine innere Stimme ironisch. Dummerweise hat sie auch dieses Mal recht. Ich konnte es noch nie gut sein lassen, wenn ich was wissen wollte. Meinen Freunden hat das nicht unbedingt gefallen ... Deinen WENIGEN Freunden, ergänzt die Stimme. Wie immer sehr hilfreich, danke! Alle andern hast du mit deiner ewigen Nerverei gleich in die Flucht geschlagen.
„Ich bin halt neugierig, na und? Ich hab noch nie verstanden, was daran so schlimm sein soll", knurre ich und ernte mal wieder einen skeptischen Blick vom Rosen-Mann. Äh, von Alex.
„Sag mal, führst du Selbstgespräche?"
Sein abfälliger Ton stört mich gewaltig. Also richte ich mich zu meiner vollen Größe auf, verenge die Augen zu Schlitzen und stelle mit fester Stimme klar: „Selbst wenn's so ist, geht dich das überhaupt nichts an. Antworte lieber auf meine Fragen! Denn glaub mir, ich werde weiterbohren, bis ich alles weiß."
DU LIEST GERADE
Was zur Hölle?!
ParanormalNachdem Tess ganze drei Wochen mit Grippe im Bett gelegen hat, will sie endlich wieder zurück zur Arbeit. Zu dumm, dass in der Zwischenzeit die Apokalypse begonnen hat und haufenweise Dämonen auf der Erde eingefallen sind - völlig unbemerkt von Tess...