„Ein Dämon", pruste ich und kann mich gar nicht mehr beruhigen. „Meine Stadt ist zerstört und ich laufe ausgerechnet 'nem Dämon über den Weg. Warum auch nicht?! Ach ja, und die Leiche ... die ist natürlich auch noch da! Erst die Treppe, dann die Tür und draußen die Leiche. Aber Tess verkraftet noch mehr! Also los, komm her, du Hunde-Dämon ..."
In meinen Augen sammeln sich Tränen und ich weiß beim besten Willen nicht, ob sie vom Lachen kommen oder weil mir plötzlich alles zu viel ist. Kraftlos sinke ich zu Boden und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Was ist denn passiert? Ich war doch nur ein paar Tage krank.
Na ja ... eher ein paar Wochen, mischt sich mein Hirngespinst mal wieder ungefragt ein und hat damit auch noch recht. Natürlich, Wochen. Drei Wochen, um genau zu sein. Aber trotzdem kann doch in so kurzer Zeit nicht alles auf den Kopf gestellt werden. Das ist gar nicht möglich. Oder?
Der Möchtegern-Playboy wird auf einmal zum Rosenduft-Kavalier und geht vor mir in die Hocke. Mit einer Hand hebt er vorsichtig mein Kinn an und wischt dann mit beiden Daumen sanft die Tränen fort. Aufmunternd lächelt er mich an. „Hey. So schlimm ist das doch gar nicht."
Ich blinzle. Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt, oder?
Aufgebracht schlage ich seine Hände weg und funkle ihn wütend an. „Nicht so schlimm also? NICHT SO SCHLIMM?! Meine ganze Welt liegt in Trümmern und du sagst, das ist alles nicht so schlimm?!"
„Hey, hey." Kapitulierend hebt er die Hände und weicht ein Stück zurück. Kluger Mann! „Du bist noch am Leben und unverletzt. Das kann man von dem da nicht sagen." Sein Kopf ruckt zu meiner Leiche und plötzlich verfinstert sich sein Blick. „Moment mal. Warst du das etwa?", fragt er scharf und ich schnappe empört nach Luft. Das ist doch wohl nicht sein Ernst!
Keine Ahnung, wie ich so schnell auf die Füße komme, aber schon im nächsten Moment stehe ich über ihm und bohre meinen Zeigefinger in seine Brust. Und ja, dass er die Augen schockiert aufreißt, ist verdammt befriedigend. Wie gut, dass ich jetzt größer bin als er.
Das ist auch keine Kunst, Tess, meint meine innere Stimme trocken. Du stehst und er hockt. Na und wenn schon! Hauptsache, ich muss nicht zu ihm aufsehen, während ich meinen Standpunkt klarmache.
„So ein Schwachsinn!", grolle ich entrüstet und kann noch immer nicht fassen, dass mir dieser ramponierte Rosen-Polizist ernsthaft sowas unterstellt. „Natürlich war ich das nicht! Ich bin über den armen Kerl gestolpert, als ich zur Arbeit wollte. Ich hab nicht den blassesten Schimmer, was hier passiert ist!"
„Nicht den blassesten Schimmer? Von dem Mord?" Mit hochgezogener Augenbraue mustert mich der Möchtegern-Kriminalist genau und bringt mich damit total aus dem Konzept.
„Nein! Also ... ja! Also ... ach, verdammt! Ich weiß nichts über den Mord und ich weiß auch nichts über all das andere." Hilflos breite ich meine Arme aus und lasse den Blick über die Zerstörung um mich herum schweifen. "Warum liegt alles in Schutt und Asche?", frage ich dann leise und höre selbst, wie kläglich meine Stimme auf einmal klingt.
Doch er lässt nicht zu, dass ich erneut den Kopf hängen lasse und dreht mein Kinn stattdessen in seine Richtung. Aber ... wann ist er denn aufgestanden? Verwirrt blinzle ich ihn an.
Konzentration ist nicht so deine Stärke, oder?, kommt es auch noch aus meinem Oberstübchen und ich schließe für einen Moment die Augen. Ich muss ihr nicht zuhören, die Stimme ist nicht real ... Ha, von wegen! Mich kannst du nicht so leicht ignorieren. Einer muss dich schließlich auf deine Fehler hinweisen.
Zum Glück rettet mich der Kerl in Fleisch und Blut davor, wieder mal eine hitzige Diskussion mit mir selbst zu führen, indem er auf meine Ahnungslosigkeit reagiert.
![](https://img.wattpad.com/cover/333942067-288-k307541.jpg)
DU LIEST GERADE
Was zur Hölle?!
ParanormalNachdem Tess ganze drei Wochen mit Grippe im Bett gelegen hat, will sie endlich wieder zurück zur Arbeit. Zu dumm, dass in der Zwischenzeit die Apokalypse begonnen hat und haufenweise Dämonen auf der Erde eingefallen sind - völlig unbemerkt von Tess...