„Berechtigte Frage", kommt es von Alex, der mal wieder seine blöde Augenbraue hochzieht. Plötzlich ist er also einer Meinung mit Ty. Na super. „Aber es heißt Schizophrenie, Junge."
„Ist doch egal. Hat sie's oder hat sie's nicht?" Jetzt sieht er mich nicht mal mehr an. Die Frage richtet er einfach direkt an Alex.
Warum hat sich die dumme Stimme auch eingemischt? Wenn ich mit den Kids arbeite, brauche ich sie sonst nie!
Tja. Du hast gerade aber nicht mit den Kids gearbeitet, sondern mit Alex gestritten. Tust du übrigens immer noch, also lass dir doch nicht einfach das Gespräch entreißen!
Jap. Sie hat leider mal wieder recht. Das kotzt mich sowas von an!
„Hey, hier bin ich!" Zwei Augenpaare schießen zu mir. Gut so. „Ich hab keine Schizophrenie. Meine innere Stimme ist nur lauter und gesprächiger als die von anderen."
Alex' Augenbraue bewegt sich keinen Millimeter nach unten und Ty sieht mich auch immer noch verwirrt an. „Ich hab sowas aber nicht, eine innere Stimme", erklärt er dann.
Unser Freund und Helfer schnaubt nur. Einfach unmöglich! Wenn ich den nachher allein erwische, kriegt er was zu hören!
Vergiss nicht, was du ihm vorhin unterstellt hast. Halt dich lieber zurück. Außerdem bist du doch auch dauernd skeptisch und stellst tausend Fragen. Warum darf er das denn nicht?
Und wieder hat sie recht. Verdammt!
„Hattest du schon mal ein ungutes Gefühl, wenn du irgendwas Riskantes oder Dummes machen wolltest? Den undefinierbaren Drang, es sein zu lassen, weil's gefährlich ist?", hake ich bei Ty nach und ignoriere Alex fürs Erste.
Der Junge runzelt die Stirn. „Klar. Aber so'n Gefühl ist doch keine Stimme. Da hat niemand mit mir geredet!"
„Na ja, doch. Irgendwie schon. Dein Gefühl sagt sowas wie: ‚Überleg genau, ob du das Risiko eingehen willst.' Meine innere Stimme tut das Gleiche. Der einzige Unterschied ist, dass du auf dein Bauchgefühl hörst und ich auf die Warnung in meinem Kopf. Deshalb bin ich nicht krank, keine Angst."
Das scheint ihm als Antwort noch nicht zu reichen. „Bist du sicher? Sowas hab ich noch nie gehört. Warst du denn beim Arzt?", bohrt er weiter.
„Natürlich war ich beim Arzt!" Nur nicht sofort ... Aber das ist 'ne andere Geschichte.
„Und der hat Schizophrenie ausgeschlossen?", mischt sich auch Alex wieder ein.
„Ja. Das und viele andere Krankheiten. Ich bin kerngesund – körperlich und psychisch."
„Na sicher doch", murmelt der unmögliche Kerl kaum hörbar. Ich versteh trotzdem jedes Wort. So ein Arsch!
„Also ... ist wirklich alles okay bei dir?" Ty spricht die Worte ganz vorsichtig aus. Er hat Angst, dass mit mir was nicht stimmt. Dass ich krank bin und mich bald nicht mehr um die Kids kümmern kann. Das muss der Junge nicht mal sagen. Es steht ihm ganz deutlich ins Gesicht geschrieben.
Na toll. Diese blöde Apokalypse hat also noch Verlustängste bei ihm ausgelöst. Dabei hatte Ty auch vorher schon genug Probleme ...
„Versprochen!", ist alles, was ich sagen kann. „Ich lass euch nie wieder im Stich." Hoffentlich reicht das, um ihm die Furcht zu nehmen.
Dann ziehe ich den Jungen in meine Arme. Aus dem Augenwinkel bemerke ich 'ne Bewegung und realisiere erst in dem Moment, dass Millie nicht mehr wimmert und weint. Keine Ahnung, ob sie uns zugehört hat – das war jedenfalls meine Hoffnung. Aber irgendwas von dem Gespräch muss zu ihr durchgedrungen sein. Denn Millie hebt den Kopf und blinzelt in unsere Richtung. Es ist nur 'ne kleine Geste, trotzdem bin ich unglaublich erleichtert. Vielleicht kann sie jetzt auch 'ne Umarmung gebrauchen.
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Was zur Hölle?!
ParanormalNachdem Tess ganze drei Wochen mit Grippe im Bett gelegen hat, will sie endlich wieder zurück zur Arbeit. Zu dumm, dass in der Zwischenzeit die Apokalypse begonnen hat und haufenweise Dämonen auf der Erde eingefallen sind - völlig unbemerkt von Tess...