Es ist Montagabend, als wir am Safehouse ankommen – wie passend. Vor genau einer Woche war ich zum ersten Mal hier ... mit Alex.
Ich weiß, es ist irrational, aber ... ich hoffe einfach, dass er noch am Leben ist und vielleicht sogar drinnen auf uns wartet.
Ty, der alt genug ist, um die Situation richtig einzuschätzen, kennt die traurige Wahrheit. Trotzdem reißt er voller Hoffnung die Tür auf und ruft nach Alex. Mehrfach. Laut. Selbst Millie hält die Luft an, während wir auf 'ne Antwort warten – auf irgendein Geräusch. Doch da ist nichts. Uns empfängt nur Stille.
Wie versteinert stehen wir da und können's nicht mehr leugnen. Keiner will weitergehen. Ohne Alex fühlt sich das Haus einfach nicht mehr sicher und geborgen an.
Doch er wollte, dass wir uns hier verstecken. Also atme ich tief durch und schließe die Tür hinter uns. Dann scheuche ich die Kids ins Rosen-Zimmer, während ich nach den Vorräten sehe. Fast alle Schränke sind voll – genau wie vor ein paar Tagen.
Ich runzle die Stirn. Was hatten die Kids dann im Wald zu suchen, als sie geschnappt wurden? Essen kann's nicht gewesen sein. Das muss ich unbedingt noch klären! Aber nicht jetzt. Erst müssen sie wieder zu Kräften kommen.
An den markierten Orten gab's zwar Trinkflaschen und ein paar Snacks, aber nichts davon war ausreichend für drei Leute. Dazu die Aufregung der letzten Tage und der weite Fußmarsch ... Kein Wunder, dass die Kids völlig erschöpft sind.
Die Vorräte hatte Alex vermutlich für sich selbst dort deponiert. Für den Fall, dass er irgendwann mal auf der Flucht ist. Für drei halbwegs Fremde, die in kürzester Zeit seine komplette Notreserve verputzt haben, war das Ganze sicher nicht gedacht.
Ich fühl mich furchtbar, wenn ich daran denke, wie wir ihn zurückgelassen haben. Er hätte das nicht tun müssen, verdammt. Er ist doch ein Dämon!
Ein halber Dämon, Tess. Und sein menschlicher Teil hat schon lange unter der emotionalen Folter gelitten, die ...
Jaja, schon klar. Aber als er vor ein paar Wochen auf uns angesetzt wurde, gab's für ihn doch nur ein Ziel: Er wollte uns fangen und opfern. Woher also der Sinneswandel? Ich will's doch nur verstehen!
Und du trauerst. Du weißt, dass sein Vater Ernst gemacht hat, oder?
Ich lasse den Kopf hängen und wische mir verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. „Ja", ist alles, was ich sagen kann. Das ist allein meine Schuld!
Nein, Tess. Alex hat das getan, weil er genau weiß, was euch passiert ist. Er konnte nicht zulassen, dass ihr noch mehr leidet. Dämon hin oder her – er ist selbst ein misshandeltes Kind.
„Aber mich hätte er doch eiskalt geopfert! Nur die Kids nicht ..."
Das beschäftigt dich?
„Ja, verdammt! Ich hab diesen Mistkerl ins Herz geschlossen und er wollte mich opfern!"
„Nein, Tess. Das wollte ich nicht."
Alex?! Hab ich gerade wirklich seine Stimme gehört?
Hektisch drehe ich mich um und suche die kleine Küche ab. Wo zur Heugabel steckt er?!
„Ich wollte dich genauso beschützen wie die Kinder, aber das ging nicht. Ich dachte ..."
„Wo bist du, verdammt! Zeig dich endlich! Ich ..." Meine Stimme bricht. Er ist hier! Dabei war ich so sicher, ihn für immer verloren zu haben.
„Klopf-klopf", flüstert mir Alex ins Ohr und ich könnte schwören, dass er dabei lächelt. Doch als ich den Kopf herumreiße, ist er nicht da. Was zur Heugabel?!
![](https://img.wattpad.com/cover/333942067-288-k307541.jpg)
DU LIEST GERADE
Was zur Hölle?!
ParanormalNachdem Tess ganze drei Wochen mit Grippe im Bett gelegen hat, will sie endlich wieder zurück zur Arbeit. Zu dumm, dass in der Zwischenzeit die Apokalypse begonnen hat und haufenweise Dämonen auf der Erde eingefallen sind - völlig unbemerkt von Tess...