Ein paar Wochen später saß Leyla zuhause auf dem Sofa. Sie hatte sich den Tag freigenommen, da ihr die Schwangerschaft doch ziemlich zusetzte und sie es für besser gehalten hatte, sich einen Tag Ruhe zu gönnen. Ben hatte auch versprochen früher Feierabend zu machen, damit sie den Abend zusammen ausklingen lassen konnten. So wollten sie sich mit Pizza und einem Film gemütlich machen.
Gerade als Leyla sich noch einmal hingelegen wollte, da sie heute den ganzen Tag schon sehr müde war, klingelte es an der Tür. Mühselig erhob sie sich vom Sofa und ging langsam zur Tür. Wer konnte das nur sein? Alle ihre Freunde waren in der Klinik und Zoe auf ihrem Zimmer, wo sie Hausaufgaben machte. Auch Ben konnte es noch nicht sein, denn dann wäre er viel zu früh dran. Außerdem hatte er einen Schlüssel und würde deshalb gar nicht erst klingeln.
Vorsichtig schaute sie nun durch den Spion an der Tür, als sie wie eine Salzsäule erstarrte. Vor der Tür stand ihr Ex-Mann mit einem Strauß Rosen in der Hand und klingelte ungeduldig erneut:"Leyla? Mach die Tür auf! Ich weiß, dass du da bist. Dein Auto steht vor der Tür. Endlich habe ich dich gefunden! Bitte mach auf!"
Panik machte sich in Leylas Innerem breit, weshalb sie an der Innenseite der Tür auf den Boden rutschte. Niemals würde sie ihm die Tür aufmachen! Zu viel Schlimmes hatte er ihr angetan. Genau deshalb hatte sie ihn ja auch verlassen, um mit Zoe so weit es ging von ihm wegzukommen. Jedoch scheinbar nicht weit genug. Denn nach fast 11 Jahren hatte er sie trotz allem gefunden. Was sollte sie jetzt nur tun? Die Tür öffnen? Doch hatte sie wirklich schon die Kraft dazu? Es grauste ihr davor, wenn sie auch nur daran zurückdachte, was damals passiert war. Zu oft war Navid, ihr Ex-Mann, ihr gegenüber gewalttätig geworden. Am Ende war es sogar so schlimm gewesen, dass sie Angst gehabt hatte, er könnte ihrer gemeinsamen Tochter als nächstes etwas antun. Bei dem Gedanken daran musste sie sich schütteln und bekam eine Gänsehaut. Doch was sollte sie jetzt machen? Navid würde nicht so einfach gehen, dafür kannte sie ihn zu gut. Sollte sie lieber warten bis Ben nach Hause kam? Wobei, das war keine gute Idee, wenn ihr Ex-Mann Ben bemerken würde.....nicht auszudenken, was er ihm vielleicht antun würde. Nein, sie würde sich ihm wohl selber stellen müssen und ihm ein für allemal verständlich machen, dass er sich aus ihrem Leben rauszuhalten hatte. Er hatte schon viel zu lange über ihr Leben bestimmt und sie war lange genug weggelaufen. Doch damit war jetzt Schluss! Entschlossen stand Leyla wieder auf und drehte sich zur Tür. Mit zitternden Händen näherte sie sich dem Türgriff und atmete noch einmal tief durch, bevor sie langsam die Tür öffnete.
"Was willst du hier?!", fragte sie ihn, mit neuem Selbstbewusstsein, ernst und versperrte ihm sofort den Weg in ihr Haus zu gelangen.
"Hallo erstmal, Leyla", meinte er, für seine Art, erstaunlich ruhig und hielt ihr die Blumen hin.
"Hallo", erwiderte sie nur zerknirscht und nahm die Rosen widerwillig entgegen, ehe sie ihn erneut ansah,"Also? Nochmal, was willst du hier?!"
"Wieso denn so ernst, mein Schatz? Ich habe dich gesucht und vermisst, wie du sehen kannst. Und naja, ich will dich zurück!", erklärte er ihr und sah ihr, wie sie es von früher kannte, fest in die Augen.
"Du machst Witze oder? Das kannst du nicht ernst meinen!", zischte sie nur und legte die Rosen weg, ehe sie die Arme verschränkte.
Er schüttelte nur den Kopf und kam ihr einen Schritt näher:"Nein, Leyla! Ich meine das ernst. Ich will dich und Zoe zurück! Ich bin so froh dich endlich gefunden zu haben. Jahrelang habe ich nach euch gesucht und ja, hier bin ich! Lässt du mich rein?"
"Wohl eher nicht! Außerdem will ich dich nicht zurück! Ich möchte, dass du jetzt gehst! Jetzt sofort!", meinte sie laut und drückte ihn mit ihrer Hand weg.
Navid schloss seine Hand ausgenblicklich fest um ihre und zog sie an sich:"Das meinst du doch nicht ernst, Leyla! Ich weiß, dass du mich immer noch liebst! Gib uns noch eine Chance!"
"Nein! Lass mich los!", meinte sie ernst und versuchte sich, erfolglos, aus seinem Griff zu befreien. Über die Jahre schien er nur noch stärker geworden zu sein und obwohl ihr Handgelenk, durch seinen festen Griff, schon ziemlich schmerzte, konnte sie dies gut überspielen.
"Du weißt, dass ich dich nicht wieder gehen lasse Leyla! Ihr seid meine Familie und jetzt, wo ich euch wieder gefunden habe....werde ich euch auch nicht mehr verlassen!", meinte er nun etwas ernster und hielt nun auch ihre andere Hand fest, seine anfängliche ruhige Art war verschwunden und da war er wieder, so wie sie ihn in Erinnerung hatte.
Leyla wurde nun doch langsam schwach, da ihr neu gewonnenes Selbstbewusstsein sich langsam in Angst umwandelte:"Navid, bitte....bitte...."
"Ja, was denn, Liebling?", fragte er leicht grinsend und sah in ihre Augen. Er liebte es, wenn sie ihn anbettelte, egal worum es ging. Leyla war ihm schon früher immer unterlegen gewesen und wie er merkte, hatte sich das in all den Jahren nicht geändert.
Um etwas Abstand zwischen sie beide zu bringen, fiel Leyla leider nur eine Möglichkeit ein:"Willst du nicht reinkommen?"
"Wenn du willst, natürlich", grinste er, ließ sie los und marschierte ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei in die Wohnung,"Wo ist Zoe?"
"Oh nein, Zoe wirst du nicht sehen!", meinte Leyla nun wieder ernst.
"Leyla, sie ist meine Tochter! Ich habe jedes Recht sie zu sehen", wurde er sofort auch wieder ernst.
"Du hast gar kein Recht! Du wirst Zoe nicht sehen! Und wenn du nicht gleich gehst, rufe ich die Polizei und erzähle ihnen, dass du die Einstweilige Verfügung, die ich gegen dich erwirkt habe, missachtet hast!", zischte sie nur gefährlich und ging wieder einen Schritt näher auf ihren Ex-Mann zu.
Dieser drückte sie sofort fest gegen die Wand:"Willst du mir etwa drohen?!"
"Nenn es wie du willst! Du darfst dich uns gar nicht nähern! Und wenn du jetzt nicht gehst, dann mache ich meine Drohung wahr!", meinte sie nun lauter. Es reichte ihr jetzt schon wieder. Kaum zu glauben, dass sie diesen Mann mal geliebt hatte. Früher, da hatte es Zeiten gegeben, wo er nicht so gewesen war. Die ersten Jahren waren sie wirklich sehr glücklich gewesen. Doch irgendwann hatte er sein wahres Gesicht gezeigt und sie sah, was für ein Mensch eigentlich in ihm steckte. Deshalb hatte sie mit dem Kontaktverbot auch so viel Abstand zwischen sich gebracht, wie nur möglich gewesen war. Und wenn es sein musste, dann würde sie ihn erneut anzeigen.
"Du drohst mir nicht!", meinte Navid laut und schlug ihr ins Gesicht, was sie wieder in die Realität brachte.
Schmerzverzerrt hielt Leyla sich ihre Wange und schlug wie aus Reflex zurück, was sie besser nicht getan hätte. Sofort hatte er einen dicken Büschel ihrer Locken in den Hand, drücke sie auf die Knie und zog fest daran.
"Habe ich dir nicht Manieren beigebracht, Leyla? Hast du das über die Jahre etwa alles vergessen? Du weißt wohl nicht mit wem du es hier zutun hast!", schrie er sie nun an, da seine Geduld nun endgültig ausgereizt war. Durch die plötzlich entstande Lautstärke wurde nun auch Zoe aufmerksam und stand von ihrem Stuhl auf, um sich zu vergewissern, was da unten eigentlich vor sich ging.
Unterdessen fing Leyla an zu Wimmern und schluchzte laut auf:"Du Mistkerl! Lass mich los!"
"Du bekommst nur das, was du verdient hast!", meinte er mit schneidender Stimme und schubste sie gegen die Wand, ehe er wieder auf sie einschlug.
Zoe, die nun eindeutig Schreie ihrer Mutter vernommen hatte, lief besorgt die Treppe hinunter. Unten angekommen blieb sie nur geschockt im Türrahmen stehen. Leyla lag auf dem Boden, hatte ihre Arme und Beine angezogen, während sie verzweifelt wimmerte. Aber das, was sie am meisten schockierte, war der Mann, der vor ihrer Mama stand und auf sie einschlug. Denn dieser Mann da vorne, war ganz eindeutig "ihr Vater". Zoe musste scharf einatmen und sich am Türrahmen festhalten. Das gute Bild, welches sie, bis gerade, von ihrem Vater gehabt hatte, zersprang, durch diese Szene im Flur, augenblicklich in tausend Scherben. Plötzlich verstand sie, warum ihre Mutter damals so schnell mit ihr weg wollte und wieso sie ihr nie den wahren Trennungsgrund genannt hatte. Die ganze Zeit über hatte Zoe gedacht, Leyla wollte ihr ihren Vater vorenthalten, doch im Grunde wollte sie sie die ganze Zeit nur beschützen. Doch ihre Mutter weinend am Boden liegend, ihren Vater gehässig darüber gebeugt, verwandelte ihre Gefühle von Schockiertheit, in Wut. Selbstbewusst betrat sie nun den Flur und sah besorgt zu ihrer Mutter:"Mama!"
Überrascht sah Leyla auf und schüttelte nur panisch den Kopf:"Zoe! Lauf weg! Geh in dein Zimmer und schließ dich ein! Ruf Ben an und....ahhhh...."
Weiter kam sie nicht, denn Navid trat ihr erneut in die Rippen, bevor er sie mit schneidender Stimme anfuhr:"Halt den Mund, Leyla!"
"Mama! Lass sie in Ruhe!", zischte Zoe ernst und trat einen weiteren Schritt auf die beiden zu, sie würde ihr Mutter jetzt nicht alleine lassen.
"Zoe, das verstehst du nicht! Geh jetzt!", meinte ihr Vater ernst und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
"Was gibt es daran bitte nicht zu verstehen?! Lass sie in Ruhe, habe ich gesagt!", fuhr Zoe ihn aufgebracht und mit Wut in der Stimme an.
Navid ließ Leyla los, welche kurz durchatmete, bevor er auf Zoe zuging und sie wütend ansah.
So hatte sie ihren Vater noch nie gesehen, doch so leicht ließ sich von ihm nicht einschüchtern. Sollte er es doch wagen sie anzufassen, dann würde ihm Hören und Sehen vergehen.
"Zoe nicht!", entfuhr es Leyla sofort und sie biss Navid in den Arm, welchen sie zu fassen bekam. Niemals würde sie zulassen, dass er ihrer Tochter auch nur ein Haar krümmen würde.
"Ahhh....du blödes Miststück!", entfuhr es Navid und schubste sie sogleich voller Wut von sich weg.
"Ahh....", entkam es ihr nur kurz, bevor sie bewusstlos zusammenbrach, da ihr Ex-Mann sie gegen die Heizung geschubst hatte.
"Mama!", schrie Zoe nur panisch, als sie sah, wie ihr Mutter mit dem Kopf gegen die Heizung schlug und sofort, von einer Blutlache umgeben, auf den Boden sank. Zornig funkelte sie ihren Vater nun an, nahm ihr Handy aus der Hosentasche, bevor sie ihn anschrie:"Wie konntest du nur! Und ich habe dich auch immer noch verteidigt! Hätte ich nur früher dein wahres Gesicht erkannt, dann.....das ist jetzt nicht wichtig....wenn Mama stirbt.....dann, wirst du dafür bezahlen! Aber an deiner Stelle würde ich jetzt erstmal abhauen! Sonst rufe ich die Polizei!"
"Drohst du mir etwa?", fragte er kurz belustigt, doch verstand sogleich den Ernst der Lage. Wenn er erwischt werden würde, dann würde er direkt ins Gefängnis wandern und das konnte er nun wirklich nicht riskieren, wo er soweit gekommen war.
"Hau ab, habe ich gesagt!", schrie Zoe ihn erneut an und hielt immer noch drohend ihr Handy in die Höhe.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ Navid das Haus, lief die Ausfahrt hinunter und im darauffolgenden Moment, war er verschwunden.
Als die Luft rein war, stürzte sich Zoe zu ihrer Mutter auf den Boden und zog sie beschützend an sich:"Mama bitte! Bitte....du darfst nicht sterben....Mama?"
Doch Leyla antwortete nicht und hing einfach nur in Zoes Armen, weshalb sie fieberhaft überlegte, was sie nun tun sollte. Ben! Kam ihr sofort die Idee. Sie musste Ben anrufen und zwar jetzt sofort. Schnell wählte sie seine Nummer und wartete auf das erste Piepen, während sie ihrer Mutter ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht strich und Tränen über ihre Wangen kullerten.
"Ja?", fragte Ben, nachdem er abgehoben hatte.
"Bbennn....", hauchte Zoe nur mit zitternder Stimme.
"Zoe?", fragte er ernst und machte sich sofort große Sorgen,"Was ist passiert?"
"Mama...", schluchzte sie nur und konnte keinen ganzen Satz rausbringen.
"Was ist mit Leyla? Zoe, was ist mit Leyla?!", seine Stimme wurde vor Besorgnis ungewollt lauter.
Kurz zuckte Zoe zusammen, doch versuchte dann zumindest einen klaren Satz heraus zu bekommen:"Mama....Papa war da.....und er hat sie.....sie ist bewusstlos....und blutet...."
"Ich komme sofort! Bleib, wo du bist!", Ben zog sich schnell etwas über und lief zum Krankenwagen.
Zoe nickte nur und ließ ihr Handy sinken, ehe sie erneut laut schluchzte und ihre Mama nur noch enger an sich zog. Sie durfte jetzt nicht sterben! Was sollte sie nur ohne sie machen? All die Streitereien, um ihren Vater, taten ihr jetzt unfassbar leid. Ihre Mutter wollte doch immer nur ihr Bestes und sie war einfach zu stur gewesen. Sicher, sie hatte nicht einsehen wollen, dass ihr Vater ihrer Mutter vielleicht etwas Schlechtes gewollt hatte. Aber sie hätte ihrer Mutter einfach nur vertrauen müssen, dass es so am Besten gewesen war. Und jetzt? Vielleicht hatte sie nicht mehr die Möglichkeit ihrer Mutter zu sagen....nein das war Blödsinn, ihre Mama würde das schaffen. Sie musste es schaffen!
"Zoe!", riss sie nun jemand aus ihren Gedanken und eilte zu ihr.
Sofort sah sie geschockt auf, doch als sie Ben erkannte, atmete sie erleichtert auf:"Ben....ich konnte nichts machen...."
"Zoe, es wird alles gut! Schatz, kannst du mich hören?", versicherte er "seiner Tochter" und sah besorgt zu seiner Freundin.
Auch diesmal reagierte Leyla nicht und sah, im Gesicht, nicht wie sonst wunderschön aus, sondern ziemlich verunstaltet, da dieses von vielen blauen Flecken überzogen war.
"Okay, wir müssen sie ins Krankenhaus bringen! Du kommst mit Zoe!", kurz nickte er seinen Kollegen zu, welche Leyla sofort auf eine Trage hoben, bevor er dann Zoes Hand nahm, um ihr beim Aufstehen zu helfen.
"Ja", hauchte diese nur und drückte sich dann an Ben, erneut liefen Tränen über ihre Wangen. Sie hatte gerade solche Angst gehabt und hatte diese auch immer noch.
"Es wird wieder alles gut! Shht", versuchte er sie zu beruhigen und hielt sie fest im Arm, während sie zum Krankenwagen gingen, um daraufhin in die Klinik zu fahren.
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In aller Freundschaft- Die jungen Ärzte Liebesgeschichten mit Hürden
ФанфикDies ist eine Fan-Fiction, die auf der ARD Serie In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte basiert, allerdings etwas anders als man es erwarten würde und mit vielen Überraschungen. Seid gespannt, was euch erwarten wird! Wenn euch die Geschichte gefäl...