Kapitel 45

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"Mama? Hey....gibst du mir noch einen Moment?", fragte Zoe, als ihre Mutter sie gerade per Facetime anrief und sah sie dabei bittend an.
Leyla nickte und lächelte ihre Tochter dabei leicht an:"Sicher."
"Danke", meinte sie schnell und legte ihr Handy auf den Tisch, bevor sie vom Bildschirm verschwand.
Ihre Mutter ließ sich in der Zeit auf dem Sofa nieder und legte ihre Füße hoch, da sie heute doch ziemlich müde war. Im Hintergrund hörte sie ihre Tochter mit jemandem sprechen, wobei sie nur Fetzen des Gesprächs verstehen konnte:"Ja, wir sehen uns später....okay...ja....du bist doof....sicher....ja ganz sicher....ich bin dann bei dir....ja das schaffst du schon....ich liebe dich....bis nachher Schatz....." Leicht musste Leyla schlucken, als sie sich die letzten Worte auf der Zunge zergingen ließ. Hatte ihre Tochter wirklich einen Freund? Jetzt schon? War das nicht zu früh? Auch wenn sie jetzt schon 16 war, für sie war sie immer noch ihre Kleine und irgendwie ging ihr das jetzt ein bisschen zu schnell. Kaum war sie auf einem Schüleraustausch in England, hatte sie auch schon einen Freund, der offensichtlich auch noch aus Deutschland kam. Vielleicht sollte sie ihre Tochter einfach darauf ansprechen oder lieber nicht? Nicht, dass es Zoe nachher unangenehm war, aber schließlich war sie ihre Mutter. Länger konnte sie sich jetzt sowieso keine Gedanken mehr darüber machen, da ihre Tochter zurück ans Telefon gekommen war.
"So entschuldige, jetzt hab ich Zeit", meinte Zoe und lächelte ihrer Mutter entgegen.
"Schon gut. Hauptsache wir können jetzt sprechen", meinte Leyla sanft und strich vorsichtig über den Rand ihres Telefons, als würde sie ihrer Tochter über die Wange streicheln wollen,"Du fehlst mir."
"Ach Mama", lächelte Zoe gerührt und gab ihr einen Kuss durch das Telefon,"Ich vermisse dich auch und Ben und natürlich auch Greta."
Sofort erwiderte sie das Lächeln ihrer Tochter und traute sich dann doch sie zu fragen:"Sag mal, habe ich gerade richtig gehört?"
"Was meinst du?", fragte Zoe leise und konnte nicht verhindern, dass ihr augenblicklich das Herz in die Hose rutschte.
"Bis später Schatz?", zitierte Leyla die letzten Worte ihrer Tochter und musterte sie dabei sanft.
Leicht musste Zoe schlucken, bevor sie vorsichtig nickte, da es sowieso keinen Sinn hatte ihrer Mutter etwas vor zu machen, schließlich würde sie es früher oder später so oder so erfahren:"Ja....du hast gerade richtig gehört...."
"Oh....", war alles was ihre Mutter herausbringen konnte, da sie, obwohl sie es vermutet hatte, doch ziemlich überrascht war.
"Ist 'oh' jetzt schlecht?", fragte Zoe vorsichtig nach, da sie ihren Blick nicht richtig deuten konnte und deshalb nicht wusste, wie ihre Mutter auf die Nachricht reagieren würde.
"Also.....eigentlich nicht....sagen wir es so....ich bin einfach nur überrascht....vorher hast du noch nie von einem Jungen gesprochen und kaum bist du weg, gibt es, da scheinbar, jemanden....also versteh mich nicht falsch, ich will nur, dass du glücklich bist....aber ja, es ist eben einfach nur neu für mich....hast du ihn denn erst in England kennengelernt oder kanntest du ihn schon vorher?", traute sich Leyla nun etwas genauer nachzufragen und sah währenddessen abwartend zu ihrer Tochter.
Diese musste erneut schlucken, da sie sich innerlich fragte ob ihre Mutter sich auch noch freuen, wenn sie die Wahrheit rausfinden würde:"Also....also eigentlich....okay....also......wir kennen uns schon länger....wir sind in der selben Schule....also in Erfurt....und naja wir haben uns halt beide für diesen Austausch angemeldet....aber nicht aus dem Grund, den du vielleicht vermutest...aber ja wir kannten uns schon....aber so richtig kennengelernt....also nicht nur auf freundschaftlicher Basis...haben wir uns erst hier....also ja....vorher waren wir nur gute Freunde....aber kaum, dass wir eine Woche hier waren....wir haben halt sehr viel Zeit zusammen verbracht....und naja....vor ein paar Wochen hat sich dann mehr ergeben....aber...."
Leyla unterbrach sie kurz und lächelte dabei:"Es freut mich, wenn du einen netten Freund gefunden hast.....es kommt zwar überraschend....aber irgendwann ist es eben soweit....wann lerne ich ihn denn kennen?"
"Ähmmm....also.....ich denke, wenn ich wiederkomme....in ein paar Wochen....aber Mama....", konnte sie wieder nicht zuende reden, da ihre Mutter sie erneut unterbrach, wobei sie immer blasser wurde.
"Das ist doch schön, dann kann er ja mal zum Essen kommen, wenn du willst.....Zoe? Fühlst du dich nicht gut?", fragte sie ihre Tochter zum Ende hin ziemlich besorgt.
"Ähmmm....also weißt du....", murmelte Zoe leise und sah kurz auf den Boden, wie sollte sie ihrer Mutter das jetzt sagen.
Leyla wirkte nun nicht nur besorgt, sondern auch verwirrt, wieso verhielt sich ihre Tochter so komisch:"Zoe? Was ist los?"
Ein Seufzen verließ ihren Mund und sie sah erneut in das Gesicht ihrer Mutter, bevor sie nur stockend hervorbrachte:"Okay.....der Junge....weißt du...der Junge ist...."
"Ja? Was ist mit ihm?", fragte sie sanft nach und wusste immer noch nicht, was ihre Tochter so beschäftigte, da an der Tatsache, dass sie einen Freund hatte, ja erst einmal nichts sonderbar war.
"Der Junge ist ein Mädchen", erwiderte Zoe schnell und biss sich auf die Lippe, da sie nicht wusste, wie ihre Mutter nun reagieren würde.
"Ein....ein Mädchen....", wiederholte sie die Worte ihrer Tochter ganz leise und musste sich dabei kurz sammeln,"Wow...."
"Mama?", fragte sie vorsichtig nach, da sie den Blick ihrer Mutter nicht wirklich deuten konnte.
"Ja?", fragte Leyla etwas überfordert, wobei sie innerlich feststellen musste, dass es doch eigentlich egal war, ob es ein Mädchen oder ein Junge war, der ihre Tochter glücklich machte.
"Ist alles okay? Ich weiß, dass das alles sehr plötzlich für dich kommt....aber ja, ich bin mit einem Mädchen zusammen, sie heißt Vanessa und ich bin wirklich sehr froh, dass alles so gekommen ist....", versuchte sie ihrer Mutter klar zu machen, wobei sie ganz ruhig blieb, vielleicht hatte ihre Mutter ja gar nichts dagegen.
"Vanessa also....aber ja, alles gut....du bist glücklich und das ist die Hauptsache....außerdem worüber mache ich mir eigentlich Gedanken....schließlich sind meine besten Freunde auch mit keiner Frau zusammen....okay....ich freue mich für dich, solange sie dich nicht verletzt ist alles gut....ich möchte nur, dass du ausschließlich das tust, was dich glücklich macht....", entgegnete sie ihrer Tochter sanft.
Ein Lächeln huschte über Zoes Gesicht, als sie hörte, was ihre Mutter da sagte:"Wirklich?"
"Ja, wirklich", erwiderte Leyla und lächelte ebenfalls.
"Danke, Mama", meinte sie sanft und merkte, wie ihr ein riesen Stein vom Herzen fiel, da sie nicht leugnen konnte, dass sie im Hinblick auf dieses Gespräch etwas Sorge gehabt hatte.
"Nicht dafür, Schatz", lächelte Leyla und merkte wirklich, dass es ihr nichts ausmachte, wenn ihre Tochter mit einem Mädchen zusammen war. Einzig der Gedanke, dass sie nun das erste Mal vergeben war, war neu für sie und das musste sie erst einmal verdauen, da sie nun richtig verstand, wie erwachsen ihre Tochter eigentlich geworden war.
"Bis auf die Tatsache, dass du mich vermisst, gab es noch einen Grund, wieso du mich angerufen hast?", fragte Zoe nun neugierig und sah ihre Mutter wieder aufmerksam an.
"Schon....es gibt zwei....willst du zuerst die sehr gute Nachricht oder die eher nur für dich wirklich erfreuliche Nachricht hören?", stellte Leyla Zoe vor die Wahl, was sie zuerst wissen wollte.
"Mhhhh....schwierig....aber ich denke, dass ich die gute Nachricht nur für mich zuerst hören will", meinte sie dann sanft und war gespannt, was ihre Mutter ihr nun mitteilen würde.
Sanft nickte diese und atmete kurz durch, da sie trotzdem nicht wusste, wie ihre Tochter reagieren würde:"Also....ich habe lange mit Ben und auch mit Matteo geredet.....und mich dann dafür entschieden, dass du....also du darfst deinen Vater im Gefängnis besuchen."
"Ich darf Navid besuchen? Wow....", hauchte Zoe leise und wusste welche Überwindung, das für ihre Mutter gewesen sein musste,"Danke....aber er ist nicht mein Vater....nur mein Erzeuger...Ben ist mein Vater und ich denke, dass er mich auch begleiten wird oder?"
"Bitte Zoe...aber ja, das wird er tun.....ich kann da einfach nicht hin....aber ich verstehe, dass du das tun musst, damit du endlich mit dem Kapitel abschließen kannst. Das ist es doch, weshalb du ihn treffen willst oder?", erklärte sie ihrer Tochter und sah dann abwartend zu ihr, hoffentlich würde sie keinen neuen Kontakt zu ihrem Exmann haben wollen.
"Ja...ich will keinen Kontakt zu ihm....ich muss das endlich hinter mir lassen....aber es bedeutet mir viel, dass du mir das erlaubst...", erwiderte sie sofort und sah ihre Mama unsagbar dankbar an.
"Schon gut...", lächelte sie leicht und hauchte ihrer Tochter einen Kuss zu.
"So jetzt aber die sehr gute Nachricht....irgendetwas ist passiert oder? Auf der Arbeit? Oder bei Matteo und Niklas?", fragte sie nun unfassbar gespannt.
Grinsend sah Leyla nun zu ihr und schüttelte leicht ihren Kopf, während sie, unbemerkt für Zoe, ihre Hand auf ihren Bauch legte:"Okay....wie sage ich dir das jetzt am besten..."
"Och Mama....jetzt mach es nicht so spannend....sag bitte einfach, was los ist...", bettelte ihre Tochter ungeduldig.
"Okay....ich bin schwanger", grinste Leyla und hielt das letzte Ultraschallbild in die Kamera.
Ein glückliches Quietschen entkam Zoe, während ihre Augen groß wurde:"Ein Baby? Wirklich? Ich bekomme noch ein Geschwisterchen?"
"Ja. Ja, das bekommst du. Freust du dich?", fragte ihre Mutter schmunzelnd.
"Ist das ein Scherz? Ich freue mich so sehr. Das ist einfach nur toll...ich freue mich ja so unglaublich für uns", strahlte Zoe in die Kamera,"Das ist so toll. Wie weit bist du denn schon?"
"11. Woche", erwiderte Leyla und strahlte nun auch unaufhörlich vor sich hin.
"Unglaublich. Herzlichen Glückwunsch Mama. Ihr habt es euch ja so gewünscht", erwiderte ihre Tochter grinsend und würde ihre Mutter jetzt am liebsten umarmen, doch da sie das nicht konnte, schickte sie ihr tausend Luftküsse.
"Ich hab dich so lieb, meine Süße", hauchte Leyla nun sehr gerührt und fing jeden einzelnen Luftkuss ihrer Tochter auf.
"Ich dich auch, Mama", hauchte Zoe zurück und wischte sich nun auch ein paar aufkommende Tränen aus den Augenwinkeln, bevor sie sich leicht erhobt,"Bist du mir böse, wenn ich jetzt los muss?"
"Nein, natürlich nicht", meinte ihre Mutter ehrlich und lächelte dabei.
"Danke, ich muss jetzt nämlich zu Vanessa", meinte sie sanft.
"Dann grüß sie mal von mir. Schönen Abend noch, Schatz", meinte Leyla lächelnd und erhob sich ebenfalls leicht, da sie jetzt etwas für Ben, Greta und sich zu essen machen würde.
"Das werde ich tun, grüß Papa und meine Schwester und wir sprechen die Tage wieder", verabschiedete Zoe sich von ihrer Mama.
"Mach ich. Bis dann, Süße", entgegnete diese ihr, wobei sie ihr noch einmal ein großes Lächeln schenkte, bevor sie schließlich auflegte.

In aller Freundschaft- Die jungen Ärzte Liebesgeschichten mit HürdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt