"Wollen wir nachher mal zu Emil?", fragte Leyla ihren Mann heute so, als hätte sie ihr Patenkind seit Wochen nicht zu Gesicht bekommen.
Seufzend erhob sich Ben von der Couch und ging zu seiner Frau, welche sich in der Küche befand:"Leyla, wirklich? Schon wieder?"
"Was denn?", fragte sie verwirrt und drehte sich zu ihm um.
"Wir sind seit Wochen eigentlich jeden Tag bei ihm", gab er zur Antwort und lehnte sich dabei gegen die Küchenzeile.
"Stimmt doch gar nicht", erwiderte sie schnell und verschränkte ihre Arme vor der Brust.
"Du verbringst in letzter Zeit mehr Zeit mit Matteo, Niklas und Emil, als mit mir, Greta und Zoe", machte Ben sie nun das erste Mal darauf aufmerksam, da er die letzten Wochen den Mund gehalten hatte, um einen Streit zwischen ihnen zu vermeiden.
"Das stimmt doch gar nicht! Außerdem kann ich Zoe gerade gar nicht sehen, da sie einen Auslandsaufenthalt macht....ich hätte ihr das nicht erlauben sollen....mit 16 einfach so für mehrere Monate in eine fremde Familie und an eine andere Schule...", seufzte Leyla und ging daraufhin zum Kühlschrank, um sich eine Flasche Cola heraus zu nehmen.
"Seit wann trinkst du Cola?", fragte Ben verwundert, da sie normalerweise nichts von dem süßen Zeug hielt und ihn schon mehrmals maßregelt hatte, wenn er auch nur ein bisschen davon trank.
Schulterzuckend befüllte Leyla ein Glas mit der Flüssigkeit und trank einen großen Schluck daraus:"Ist doch egal!"
Leicht verdrehte er seine Augen, da sie seit den letzten Tagen doch ziemlich launisch gewesen war, richtig gut gelaunt war sie nur, wenn sie ihr Patenkind um sich hatte:"Wie auch immer. Es geht ums Prinzip, Leyla. Dauernd bin ich mit Greta alleine und das geht so nicht weiter. Wir brauchen dich hier nämlich auch."
"Ich weiß! Trotzdem braucht Emil mich eben auch, gerade wo er noch so klein ist", entgegnete sie ihm sofort ernst und trank erneut aus ihrem Glas.
"Emil hat seine Eltern und du bist nunmal Gretas Mama, sie braucht dich viel mehr", meinte Ben nun genauso ernst und verschränkte seine Arme augenblicklich vor der Brust.
"Aber ich muss gerade bei Emil sein....er ist doch noch ein Baby....", erwiderte sie fast schon störisch, als wollte sie nicht einsehen, dass Ben vielleicht recht haben könnte.
"Aber nicht deins! Greta ist zwar schon 2, aber sie braucht dich ganz und gar", meinte Ben nun ziemlich genervt, als ihm plötzlich ein Licht aufging,"Ich glaube so langsam weiß ich, worum es hier geht. Du bist so oft bei Emil, weil du einfach nicht schwanger wirst. Ist es nicht so?"
Überrascht sah Leyla auf, woraufhin sie ihn augenblicklich ziemlich sauer anfunkelte:"Ach und das ist jetzt meine Schuld?! Ich kann nichts dafür, dass wir es seit Wochen versuchen und nichts passiert!"
"Das habe ich nicht gesagt. Aber meine Schuld ist es auch nicht", meinte Ben nur schulterzuckend,"Aber deshalb kannst du uns nicht einfach so vernachlässigen, wir sind schließlich deine Familie."
"Sie sind auch meine Familie....außerdem diskutiere ich jetzt nicht weiter mit dir....", meinte sie ernst und rauschte einfach aus dem Raum. Auf der einen Seite tat sie das, weil sie jetzt Zeit für sich brauchte, aber in erster Linie war ihr gerade ziemlich schlecht geworden, weshalb sie lieber schnell die Toilette aufsuchen wollte.
"Leyla?! Danke....", meinte Ben etwas verärgert, dass sie ihn scheinbar überhaupt nicht verstand und ihre Priotäten offenbar gerade nicht ihn oder Greta enthielten.
Leyla war unterdessen im Badezimmer angekommen, hatte die Tür verschlossen und stand nun vor dem Spiegel, wo sie tiefe Atemzüge tätigte. Verdammt, was war das denn jetzt? Wieso wurde ihr auf einmal so schlecht? Vermutlich lag es an dem Stress mit Ben. Frustriert fuhr sie sich durch ihre dunklen Locken und versuchte sich zu beruhigen. Zu ihrem Pech wurde die Übelkeit dadurch nicht besser, sondern eher schlechter, weshalb sie nun doch keine andere Wahl hatte, als sich vor die Toilette zu knien. Noch ehe sie sich richtig über diese gebeugt hatte, musste sie sich auch schon übergeben. Etwas verkrampft umklammerte sie schließlich den Toilettenrand und hustete stark. Ein paar Minuten später ließ sie sich einfach nur erschöpft auf den Boden sinken und lehnte ihren Kopf dabei an die Wand hinter sich, während sie sich ein paar verschwitzte Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Na super, wurde sie jetzt auch noch krank? Das konnte ja heiter werden, wenn sie jetzt auch noch in der Klinik ausfallen würde, da sie wegen mehreren Krankheitsausfällen sowieso schon wieder unterbesetzt waren. Dazu kamen auch noch die verkürzten Schichten von Matteo und Niklas, damit noch genug Zeit für ihren gemeinsamen Sohn blieb. Deshalb schob sie ja schon mehr Schichten, aber Ben hatte recht, wenn sie frei hatte, war sie meistens bei ihrem Patenkind und der Stress schwanger zu werden, war nicht gerade hilfreich. Wie konnte sie dafür sorgen, dass wieder alles geregelter ablief und sie genug Zeit für alle hatte? Vielleicht war doch jetzt nicht der richtige Zeitpunkt schwanger zu werden, wenn ihr sowieso schon alles über den Kopf wuchs. Seufzend erhob sie sich wieder und richtete sich ein bisschen her, sie würde wohl doch noch einmal vernünftig mit Ben reden müssen.
Als Ben leise Schritte im Flur vernahm erhob er sich sofort vom Sofa und sah abwartend zur Tür.
"Schatz....vielleicht sollten wir nochmal reden....", murmelte Leyla, musste sich dann jedoch leicht am Türrahmen abstützen, da ihr nun auch noch schwindelig wurde.
Besorgt sah Ben zu seiner Frau und war mit ein paar schnellen Schritten bei ihr, um sie zu stützen, bevor sie fallen konnte:"Geht es dir nicht gut, Sonnenschein?"
"Nur etwas schwindelig", gab sie leise zu und lehnte sich haltsuchend an ihn.
"Nur schwindelig?", erkundigte er sich und fühlte an ihrer Stirn, während er sie zum Sofa brachte.
"Gerade war mir auch schlecht....ziemlich schlecht....", seufzte sie leicht und ließ sich dann dankbar auf die Couch sinken.
"Mhhhh schlecht und schwindelig", begann Ben zu überlegen und legte dabei einen Arm um sie.
"Ben...", hauchte sie dann und sah leicht zu ihm nach oben.
"Ja?", fragte er sofort aufmerksam nach und sah zu ihr nach unten.
Ein Seufzen entkam ihr, bevor sie kurz schluckte, das was sie jetzt sagen würde, würde vermutlich alles verändern, aber es war das einzig Richtige:"Wir...wir sollten das mit dem Baby lassen....zumindest jetzt...."
"Was? Aber....wir wollten doch ein Baby....deshalb versuchen wir es doch schon so lange...", entgegnete er überrascht und musste innerlich selber schlucken.
Sie nickte leicht und kuschelte sich wieder mehr in seinen Arm:"Ich weiß.....und das will ich ja auch immer noch....aber du hast es gesagt....gerade läuft alles nicht so glatt und eine Schwangerschaft würde zusätzlichen Stress bedeuten....verstehst du, was ich meine?"
"Ich....ja natürlich verstehe ich dich....nur....", traute er sich nicht den letzten Teil des Satzes auszusprechen.
"Nur?", fragte sie nach und sah ihn neugierig an.
"Bist du sicher, dass du nicht schwanger bist?", fragte er leise nach und traute sich kaum ihr in die Augen zu sehen, weshalb er leicht auf ihren Bauch sah.
"Was? Findest....findest du mich etwa zu dick?", fragte sie sofort ernst und sah ihn leicht verletzt an.
"Gott nein....das meinte ich nicht....", versuchte Ben die Wogen sofort zu glätten und küsste sie zärtlich auf den Scheitel.
"Was meintest du dann?", fragte sie nun wieder ruhiger und musterte ihn.
"Okay....also Übelkeit, Schwindel und naja Stimmungsschwankungen, sind doch Anzeichen für eine Schwangerschaft....und seit wann trinkst du Cola....", zählte Ben ihr einige Symptome auf, die er bei ihr beobachtet hatte, wobei er sie trotz allem sehr liebevoll ansah.
Ein nachdenklicher Ausdruck trat auf Leylas Gesicht, bevor sie ein leichtes Nicken zustande brachte:"Du hast recht....ich verhalte mich wirklich seltsam....vielleicht sollten wir doch noch einen Test machen....also nur um ganz sicher zu sein."
"Ich denke, das ist eine sehr gute Idee", stimmte er ihr zu und erhob sich von der Couch,"Haben wir noch einen Schwangerschaftstest hier?"
"Ja, im Badezimmerschrank", meinte Leyla und stand nun ebenfalls auf.
"Okay", hauchte Ben und folgte seiner Frau nach einem Augenblick, welche schonmal vorgegangen war, da sie den Test sowieso erst einmal machen musste, bevor sie gemeinsam auf ein Ergebnis warten konnten.
"Hab ihn gemacht", murmelte Leyla dann sanft, als sie aus dem Badezimmer trat.
"Gut", hauchte Ben leise und ließ sich an der Wand hinunter auf den Boden gleiten,"Dann warten wir jetzt..."
"Alles in Ordnung, Schatz?", fragte sie vorsichtig nach und ließ sich schließlich neben ihm nieder.
Leicht nickte er, bevor er ihre Hand in seine nahm:"Ich bin nur etwas nervös....ich meine ein weiteres Baby....das wäre....wow...."
"Aber was wenn....naja....es ist so schon alles sehr stressig...", murmelte sie leise und senkte ihren Kopf.
Sanft legte Ben ihr einen Finger unter das Kinn und hob es leicht an, sodass sie ihm in die Augen sehen musste:"Wir kriegen das hin......und ich bin immer für dich da!"
"Danke....das bedeutet mir wirklich viel", hauchte sie lächelnd und legte ihren Kopf auf seine Schulter.
"Gerne", gab er lächelnd von sich und lehnte seinen Kopf nun auch leicht gegen ihren, bevor ihr Handy zu bimmeln begann und ihren ruhigen Moment störte.
Augenblicklich hob Leyla ihren Kopf und sah in Bens Augen, der ebenfalls schlagartig aufgeschaut hatte:"Die Zeit ist vorbei!"
"Gemeinsam?", fragte Ben sanft nach und legte seine Hand auf ihre Hand, in welcher der Schwangerschaftstest lag.
Leicht nickte sie und zusammen zählten sie leise bis drei, bevor sie zusammen auf ihre Hände sahen. Einen kurzen Moment brauchten sie um genau zu erkennen, was auf den Test zu sehen war, als Leyla ihrem Mann auch schon um den Hals fiel.
"Schwanger", hauchte Ben strahlend und zog seine Frau eng an sich.
"Wir bekommen noch ein Baby", realisierte Leyla überglücklich und drückte sich fest an ihren Mann.
"Noch ein Baby", grinste er und küsste sie auf die Wange.
Leicht löste sich Leyla, jedoch nur, um ihrem Mann nun einen richtigen Kuss zu geben.
Glücklich erwiderte er diesen und zog sie nur noch mehr zu sich.
"Ich bin ja so froh", hauchte Leyla, als sie sich leicht von ihm gelöst hatte.
"Ich auch", grinste Ben und sah verliebt in ihre Augen,"Ich liebe dich!"
"Ich liebe dich auch", hauchte sie mit Tränen in den Augen.
Liebevoll streichelte Ben über ihre Wange, während auch seine Augen zu glitzern begannen.
Verliebt schmiegte sie sich an seine Handfläche und schloss für einen kurzen Moment ihre Augen.
"Und dich liebe ich auch", meinte Ben sanft und fuhr zärtlich über den Bauch seiner Frau.
Überwältigt sah Leyla auf ihren Bauch, da sie noch immer nicht ganz begreifen konnte, dass sie erneut schwanger war und sie und Ben bald noch ein Kind zusammen haben würden. Manchmal kam eben doch alles so, wie man sich das vorgestellt hatte, auch wenn es nicht immer auf Anhieb funktionierte.
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In aller Freundschaft- Die jungen Ärzte Liebesgeschichten mit Hürden
FanfictionDies ist eine Fan-Fiction, die auf der ARD Serie In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte basiert, allerdings etwas anders als man es erwarten würde und mit vielen Überraschungen. Seid gespannt, was euch erwarten wird! Wenn euch die Geschichte gefäl...