Kapitel 42

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"Wäre es okay, wenn ich noch mit zu dir nach Hause kommen würde?", fragte Leyla nach der OP, als sie sich gerade ihre Hände wusch.
Matteo sah zu ihr, während er seine Hände abtrocknete und daraufhin leicht nickte:"Klar, also, wenn Ben nichts dagegen hat?"
"Nein, der hat sowieso noch die Nachtschicht und Zoe...naja sie ist ja noch bis nächsten Monat auf ihrer Sprachreise...", erwiderte sie schnell und sah dann etwas betreten auf den Boden.
"Leyla?", fragte Matteo sanft und legte ihr eine Hand auf den Rücken.
"Mhh?", murmelte sie fragend und nahm sich ein Papiertuch aus dem Spender.
"Du vermisst sie ganz schön oder?", verstand er sofort, was sie belastete und legte einen Arm um ihre Schultern.
Ein leichtes Nicken gefolgt von ein paar einzelnen Tränen, waren Leylas einzige Reaktionen, bevor sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte.
"Das ist doch ganz normal. Wann hast du das letzte Mal mit ihr telefoniert?", erkundigte er sich und streichelte beruhigen über ihren Arm.
Ein Seufzen entkam ihr, bevor sie ihn vorsichtig ansah:"Gestern....ist nicht so gut gelaufen?"
"Wieso das denn?", fragte er sanft nach.
"Zoe hat erneut gesagt, dass sie Navid im Gefängnis besuchen will", gab sie leise zur Antwort.
"Ihren Vater? Aber ich dachte, dass....also Ben ist doch jetzt ihr Vater...das wollte sie doch damals so. Er hat sie doch sogar adoptiert und soweit ich mich erinnere, war das sogar ihr Wunsch", meinte Matteo und sah nachdenklich zu seiner besten Freundin.
"Das ist ja auch so. Ben ist Zoes Vater, auf dem Papier, im Herzen und....sie nennt ihn ja sogar Papa....ach ich weiß auch nicht genau was sie da jetzt.....naja warum gerade jetzt....also ja, er ist trotzdem ihr leiblicher Vater und mein Ex Mann, aber mehr eben auch nicht und ich möchte ihn auch nicht mehr in unserem Leben....ich bin nach langer Zeit endlich mal wieder richtig glücklich und habe, seit er im Gefängnis ist, keinen einzigen Gedanken mehr an ihr verloren und jetzt.....jetzt fängt Zoe wieder mit dem Kapitel an....", seufzte sie erneut und fasste sich an die Stirn, kaum dachte sie auch nur im Entferntesten an ihren Ex Mann, da bekam sie auch schon Kopfschmerzen.
"Das verstehe ich auch vollkommen.....", entgegnete ihr Matteo, der Navid noch nie leiden konnte, nach allem, was er seiner Leyla angetan hatte.
"Danke", meinte sie leise und zog sich dann ihren blauen Kittel aus.
Matteo tat es ihr gleich, aber runzelte dabei leicht seine Stirn:"Wie hat Zoe das eigentlich begründet?"
"Mhhh? Was meinst du?", fragte sie neugierig und wandte ihm wieder ihren Blick zu.
"Wieso will sie ihn sehen?", fragte er sie und sah abwartend zu ihr.
Leicht verdrehte Leyla ihre Augen, als sie an die Worte ihrer Tochter denken musste:"Sie hat gesagt, sie muss wissen, wieso er uns das alles angetan hat und dass es sie alles immer noch beschäftigt, weil sie nie mehr mit ihm reden konnte und endlich einen Schlussstrich ziehen will....aber ganz ehrlich, als würde sie darauf jemals eine vernünftige Antwort bekommen.....ich meine, es ist immerhin Navid von dem wir hier sprechen....und muss sie ihn dafür unbedingt besuchen....ich meine zur Not kann sie ihn ja anrufen...zumal es immer noch Navid ist, der mir und auch meiner Tochter so schlimme Dinge angetan hat, aber natürlich in erster Linie mir....außerdem tut er immer nur Dinge, die er dann nicht so meint und nie wieder tun wird und sie dann doch immer und immer wieder tut.....und ich habe mir das lange genug angehört....die dauernden Entschuldigungen und ich war ja auch so blöd und bin immer und immer wieder drauf reingefallen, dass er sich wirklich ändern würde.....und eigentlich wundert es mich, dass sie das jetzt wissen will, wo sie weiß, wie ihr Vater tickt.....ach keine Ahnung.....ich denke einfach, dass meine Tochter gerade an dem Punkt in ihrem Leben ist, wo sie alles hinterfragt und naja komplett mit allen Dingen in ihrer Vergangenheit abschließen will.....da gehört Navid wohl zu....und scheinbar kann sie das Kapitel erst für sich beenden, wenn sie noch einmal mit ihm spricht.....das muss ich wohl akzeptieren oder? Auch wenn ich es absolut nicht will.....aber Ben hat schon angeboten sie zu begleiten, damit ich nicht mit muss....meinst du das ist eine gute Idee?"
"Mhhhh....schwierig.....also erst einmal denke ich, dass es auf jeden Fall die richtige Entscheidung ist, dass Ben sie begleitet und nicht du....weil einen Anruf....naja den könnte er einfach ablehnen....ein Treffen aus besonderen Gründen dagegen nicht.....aber ja, ich denke, dass du das so akzeptieren musst. Zoe ist schließlich schon 16 und muss auch lernen ihre eigenen Entscheidungen zu fällen. Aber ich verstehe trotzdem, dass dir der Gedanke, dass sie deinen Ex Mann im Gefängnis besuchen will, nicht gefällt....aber ja, ich denke, dass Zoe damit erst abschließen kann, wenn sie nochmal mit ihm spricht....weil im Grunde bin ich mir sicher, dass sie keinen anderen Vater mehr als Ben will...sie will nur das Kapitel endlich zu einem Ende kriegen und anders scheint mir das auch eher schwierig zu sein.....aber ja, ich sehe das ähnlich, wie du und trotzdem ist es wichtig für Zoe....du solltest ihr sagen, dass du es zwar nicht toll findest, aber es trotzdem nachvollziehen kannst, wenn sie anders nicht damit abschließen kann......und sie will ja einen Strich drunter setzen und kein neues Verhältnis zu ihm aufbauen, gerade weil sie weiß, was er Schlimmes getan hat, wenn es auch nicht wirklich gegen sie war."
"Ich weiß, aber.....danke Matteo....ja das war auch Bens Meinung.....okay, dann werde ich das wohl so hinnehmen müssen....ich rede Ende der Woche nochmal in Ruhe mit ihr darüber...", meinte sie leise, aber warf ihm trotzdem einen dankbaren Blick zu.
"Gerne doch....so, wollen wir dann los?", fragte er sanft nach und legte erneut einen Arm um sie,"Oder musst du noch Ben Bescheid sagen?"
"Ich schreibe ihm, wenn wir im Auto sitzen", entgegnete sie ihm und lächelte leicht.
"Na gut, dann lass uns fahren", meinte er lächelnd und küsste sie noch einmal kurz auf die Wange, bevor sie sich zusammen auf den Weg zu seinem Auto machten, um zu ihm, Niklas und dem kleinen Emil nach Hause zu fahren.

"Also, ich werde gleich eben nach Emil sehen, dann habt ihr zwei einen Moment für euch, ist das okay?", fragte Matteo sanft, als sie gerade seine Haustür erreicht hatten.
Ein etwas nervöses Nicken entkam ihr, wobei sie jedoch ein Lächeln nicht unterdrücken konnte, da sich ein Stahlen in ihrem Inneren breit machte:"Ja, das ist perfekt, danke!"
"Kein Problem. Na dann, wollen wir doch mal", mit diesen Worten schloss er die Tür auf und betrat sein Haus, wo Niklas schon im Flur auf ihn wartete,"Hallo, Schatz!"
"Hallo, Schatz. Ich habe schon auf dich gewartet", grinste Niklas leicht und schloss Matteo fest in seine Arme.
Seufzend ließ er sich in die Umarmung seines Mannes sinken, während er den Moment sehr genoss:"Tschuldige, ging nicht früher."
"Das macht doch nichts", entgegnete Niklas verständlich und gab ihm nun erst einmal einen richtigen Begrüßungskuss.
Grinsend erwiderte Matteo diesen und zog seinen Mann noch etwas mehr zu sich.
Sofort schmiegte dieser an seinen Körper und küsste ihn inniger, während er über seinen Rücken fuhr und etwas fordernder wurde.
Matteo löste sich nur ungern aus diesem Moment, allerdings kam ihm Leyla wieder in den Sinn, die immernoch in der Eingangstür stand.
Etwas verwirrt sah Niklas zu ihm, da er solche Momente eher selten unterbrach, weshalb er sich sofort fragte, ob er etwas falsch gemacht hatte:"Alles okay?"
"Ja, alles in Ordnung, Liebling", nahm Matteo ihm augenblicklich seinen unschönen Gedanken, bevor er zur Tür sah,"Ich habe jemanden mitgebracht."
"Leyla", entkam es Niklas sofort lächelnd, als er seine beste Freundin erkannte und seinen Mann abrupt stehen ließ.
"Hey, Niklas", grinste diese leicht und warf sich einfach in seine Arme.
Grinsend hob er sie etwas hoch und küsste sie auf die Wange:"Hast mir gefehlt!"
"Du hast mir auch gefehlt", erwiderte sie und genoss seine Nähe sehr, da sie sich seit fast zwei Wochen nicht gesehen hatten, weil sie in der Klinik immer unterschiedliche Arbeitszeiten gehabt hatten und sie sich nach Feierabend wieder mehr um ihre eigene Familie gekümmert hatte.
Leicht löste er sich vor ihr und bat sie herein:"Komm, lass uns in Wohnzimmer gehen."
"Sehr gerne", entgegnete sie sanft und konnte dabei ein Lächeln nicht unterdrücken.
"Hallo? Kaum ist Leyla da, bin ich wohl abgemeldet, oder wie?", empörte sich Matteo nun lachend und sah zu seinem Mann.
"Tja, du bist eben nicht Leyla", antwortete Niklas seinem Mann und grinste schief.
"Schon klar, wie könnte ich auch", lachte Matteo erneut und sah nun zu Leyla.
"Tja, du bist eben nicht ich", meinte sie frech und streckte ihm dabei leicht die Zunge raus.
"Wow, danke Leyla", meinte er und schüttelte dabei nur schmunzelnd seinen Kopf.
"So du wolltest doch nach deinem Sohn sehen, oder?", hakte Leyla leicht nach und wies ihn somit darauf hin, dass sie jetzt gerne mit Niklas alleine wäre.
"Stimmt, dann bis gleich", verstand Matteo sofort und verschwand Richtung Kinderzimmer.
Niklas nickte nur und sah dann wieder zu seiner besten Freundin:"Setzen wir uns doch."
"Gerne", meinte sie sanft und betrat dann das Wohnzimmer, wo sie auf dem Sofa Platz nahm.
Niklas ließ sich sofort neben ihr nieder und musterte sie aufmerksam:"Also, was gibt es neues?"
"Naja....also ich brauche da mal deine Meinung, als bester Gynäkologe der ganzen Welt", fing sie an und fuhr sich einmal durch ihre dunklen Locken, da sie sehr gespannt war, wie er reagieren würde, wenn er gleich die frohe Botschaft hören würde.
"Jetzt übertreib mal nicht. Es gibt noch deutlich bessere Gynäkologen, als mich", meinte er etwas peinlich berührt, wobei er nicht drumrum kam, das ihm der Gedanke, dass er der Beste auf seinem Gebiet war, deutlich gefiel.
"Jetzt tu mal nicht so....ich weiß, dass dich das nicht gerade stören würde, wenn es so wäre", konnte sie sich ein kleines Lachen nicht verkneifen.
Schmunzelnd schüttelte Niklas einfach nur seinen Kopf und legte seine Hand auf Leylas Oberschenkel:"Schon klar, aber jetzt sag doch mal, wofür brauchst du meine Meinung?"
"Okay, also ich brauche die Meinung von Erfurts bestem Gynäkologen, besser?", hakte sie noch einmal grinsend nach.
"Ja, damit kann ich mich zufrieden geben....also jetzt spann mich doch nicht so auf die Folter....was ist es, wofür du mich brauchst?", fragte er nun schon ziemlich neugierig, wobei er ein kleines Grinsen, über ihren Kommentar, nicht unterdrücken konnte.
"Gut, also es geht um Folgendes....", begann sie zu erzählen, wobei sie nun doch eine gewisse Aufregung unterdrücken musste, da es immernoch etwas ungewohnt war erneut schwanger zu sein, auch wenn es das schönste Gefühl der Welt war.

In aller Freundschaft- Die jungen Ärzte Liebesgeschichten mit HürdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt