Zoe, die schon auf dem Sofa im Büro ihrer Mutter saß, sah immer wieder gespannt zur Tür. Was würden ihre Eltern wohl sagen, wenn sie sie sehen würden? Eigentlich wollten sie sich ja erst später treffen, aber wieso warten, wenn sie sowieso schon da war. Hoffentlich war bei Elli alles gut gegangen und ihre ehemaligen Freunde hatten sich gefreut sie wiederzusehen. Naja, spätestens heute Abend würde sie es erfahren, schließlich telefonierten sie jeden Tag miteinander. Zu sich nach Hause einladen konnte sie sie ja schlecht, dann würden ihre Eltern sofort merken, dass etwas zwischen ihnen lief. Fürs Erste mussten sie das Ganze wohl diskret behandeln und sich unauffällig verhalten, auch wenn das nicht so leicht sein würde. Schließlich liebten sie sich sehr und wie sie heute morgen gemerkt hatten, war es schwieriger sich voneinander fern zu halten, als gedacht. Zum Glück hatte Julia sie erwischt und nicht ihr Mann Elias, der es sicher sofort Ben erzählt hätte und wie ihr Vater reagieren würde, wenn er die Wahrheit herausfinden würde, konnte sie sich schon vorstellen. Er würde bestimmt nicht erfreut sein und dann würde es nicht mehr lange dauern, bis auch ihre Mutter davon erfuhr und vermutlich würde sich das Ganze dann schnell in der Klinik rumsprechen. Dann war es mit ihrem Geheimnis sowieso vorbei und der Flurfunk würde sich nur noch das Maul über sie zerreißen. Oh je, dann würde Ellis Status, als Oberärztin, sicher auch leiden und der Respekt der Kollegen wäre weg. Das wollte sie lieber nicht riskieren. Vorallem, da sie morgen als Praktikantin anfangen würde, wovon ihre Eltern auch noch nichts wussten, da sie Professor Patzelt gebeten hatte auch das diskret zu behandeln. Irgendwann würde die Bombe mit Elli und ihr sowieso platzen, nur den Moment, wenn es passieren würde, wollte sie soweit es möglich war hinauszögern. Am Besten wäre es, wenn es erst nach ihrem 18. Geburtstag sein würde, da dann niemand Elli etwas übel nehmen konnte. Schließlich war ihre Beziehung auch alles andere als geplant oder auch gewollt gewesen. Es war eben einfach passiert und egal wie sehr sie sich gewehrt hatten, das Schicksal hatte sie immer wieder an den selben Ort verschlagen. Wie oft hatten sie sich aus dem Weg gehen wollen und waren doch wieder zusammen gekommen. Irgendwann hatten sie dann selber eingesehen, dass es wohl einfach so sein sollte und hatten sich nicht mehr gegen ihre Gefühle gewehrt. Eigentlich konnten sie ja auch sehr froh sein ihren Seelenverwandten gefunden zu haben und das waren sie auch, egal was auch die Menschen in London gedacht hatten, wenn sie zum Beispiel nur Händchen, außerhalb ihrer Wohnung, gehalten hatten. Ja, sie sprach von ihrer gemeinsamen Wohnung. Auch davon wusste niemand. Sie hatten die letzten zwei Monate in Ellis Wohnung gelebt, nachdem Zoe ihr Hostelzimmer gekündigt hatte. Wieso auch nicht? Schließlich waren sie sowieso immer bei Elli gewesen und dann hatte sie sie gefragt, ob sie nicht für die letzten Wochen bei ihr einziehen wollte. Ab diesem Moment konnten sie dann auch wirklich den Rest der Zeit zusammen genießen. Irgendwie war das Ganze sehr romantisch gewesen.
Plötzlich öffnete sich jedoch die Bürotür, weshalb Zoe aus ihren Tagträumen gerissen wurde und sich schnell von der Couch erhob.
"Weißt du, irgendwie ist es doch ganz schön, dass ihr jetzt alle wieder vereint seid oder?", hörte sie die Stimme ihrer Mutter, die sich scheinbar mit jemandem unterhielt.
"Ja, schon irgendwie. Kommt nur alles sehr unerwartet", nun erkannte sie auch noch die Stimme ihres Adoptivvaters.
"Du weißt doch, häufig sind die unerwarteten Momente, die besten", lächelte Leyla ihrem Mann entgegen und trat nun ganz in ihr Büro, bevor sie wie eine Salzsäule auf der Stell erstarrte.
Etwas überrascht, da sie nicht weitergegangen war, stieß Ben gegen seine Frau und musterte sie verwirrt:"Leyla?"
Mit großen Augen starrte diese Richtung Sofa und bekam sofort einen Kloß im Hals:"Zzoe...."
"Die kommt doch erst um 11, Schatz", versuchte er sie zu beruhigen, da er ihre Reaktion nicht wirklich verstand.
"Nein. Zoe! Oh mein Gott, Schatz....endlich....", hauchte Leyla glücklich und konnte nicht verhindern, das Tränen über ihre Wangen liefen, bevor sie ihrer Tochter entgegen ging und sie fest in ihre Arme schloss.
Strahlend ließ sich diese in die Umarmung sinken:"Mama."
Nun verstand auch Ben, dass seine Tochter schon längst angekommen war und ging ebenfalls schnellen Schrittes auf sie zu:"Zoe."
"Papa", hauchte sie leise und streckte einen Arm nach ihm aus, während sie immer noch mit ihrer Mutter kuschelte, die gar nicht daran dachte sie loszulassen.
Lächelnd und ebenfalls mit Tränen in den Augen ließ er sich nun zu ihnen ziehen und legte dabei beide Arme um seine Frauen:"Da bist du ja endlich wieder, Kleines."
"Ja und ich gehe auch nicht mehr weg", hauchte Zoe erleichtert und weinte ein kleines bisschen.
"Ich lasse dich auch so schnell nicht mehr gehen", gab Leyla sanft zu und fuhr über die Haare ihrer Tochter, woraufhin sie ihr einen Kuss auf die Wange hauchte.
"Das will ich auch gar nicht", lachte Zoe leise und schmiegte sich noch mehr an ihre Mama,"Hab dich vermisst."
"Und ich dich erst", hauchte ihre Mutter leise und seufzte zufrieden auf, die ganzen Wochen hatte sie sich nach diesem Moment gesehnt.
Auch Ben war glücklich seine Tochter endlich wieder zu haben und küsste sie sanft auf ihren Scheitel:"Hast mir auch sehr gefehlt, Süße."
"Du mir auch Papa", murmelte sie lächelnd und ließ sich auch wieder etwas mehr in seine Richtung sinken.
So standen sie noch eine Zeit lang im Raum und begaben sich dann langsam zum Sofa, wo Zoe ihnen ausführlich von ihrem Aufenthalt in London berichtete. Darüber was sie alles erlebt hatte, wo sie überall gewesen war und was sie nun mit ihrem Leben vorhatte.
"Ein Praktikum in der Klink?", erkundigte Leyla sich überrascht, aber freute sich auch sehr, dass ihre Tochter endlich etwas gefunden hatte, was ihr Freude bereitete.
"Ja, also erst nur für zwei Wochen und wenn mir das so gut gefällt, wie ich mir denke...dann mache ich eine Ausbildung zur Krankenschwester", verkündigte Zoe stolz und sah von ihrer Mama zu ihrem Papa, um auch seine Reaktion auf ihre berufliche Zukunft zu sehen.
Ein Lächeln stahl sich auf Bens Gesicht und er fuhr ihr liebevoll über die Haare:"Also ich finde, dass das nach einem ganz tollen Plan klingt und dann können wir alle am selben Ort arbeiten."
"Das dachte ich mir halt auch und irgendwie fasziniert mich die Arbeit mit den Patienten. Ich möchte Menschen helfen und da ich keine Ärztin werden möchte, ist das der beste Weg. Oder was meinst du Mama?", meinte Zoe lächelnd und sah dann wieder fragend zu Leyla.
Sanft erwiderte sie den Gesichtsausdruck ihrer Tochter und griff nach ihrer Hand:"Ich freue mich, dass du endlich weißt, was du machen möchtest und ich finde deinen Plan auch sehr gut. Du bist wie gemacht für diesen Job und ich bin einfach nur froh, dass ich dabei in deiner Nähe sein kann."
"Das dachte ich mir und darüber bin ich auch froh", grinste Zoe leicht und lehnte sich wieder leicht gegen ihre Mutter.
"Na sag das nicht so früh. Ich denke, dass du dir manchmal auch wünschen würdest, dass wir dir hier nicht zu sehr auf die Nerven gehen. Kann auch anstrengend werden, als Familie zusammenzuarbeiten", meinte Ben sanft und wechselten einen Blick mit seinen beiden Frauen.
"Ich denke, dass wir das schon hinkriegen werden oder?", fragend sah Leyla zu ihrer Tochter und lächelte ganz leicht.
"Denke ich auch", stimmte Zoe ihr zu und war froh, dass auch sie ihre Idee so gut fanden. Als sie Elli damals davon erzählt hatte und ihren kurz angedachten Plan einfach in London zu bleiben, über Bord geworfen hatte, war diese auch sehr überrascht gewesen. Zwar freute sie sich sehr, dass ihre Freundin endlich wusste, was sie einmal werden wollte. Allerdings hieß das auch für sie, dass sie ebenfalls zurück nach Erfurt musste, da eine Fernbeziehung für sie beide nicht in Frage kommen würde. Augenblicklich hatte Elli sich in Erfurt als Oberärztin beworben und da zufällig eine Stelle frei war und sie allen nicht unbekannt war, hatte sie auch sofort eine Zusage bekommen, weshalb ihrer Zukunft zumindest nicht die Entfernung im Weg stehen würde. Alles andere, da war Zoe sich sicher, würde sich auch noch so fügen, wie sie sich das vorstellten. Früher oder später würden sie bestimmt ein glückliches Leben zusammen führen können und jetzt mussten sie es eben erst einmal im Stillen genießen. Das war für den Moment vollkommen ausreichend und die Hauptsache war, dass sie glücklich waren und sich aus vollem Herzen liebten.Am nächsten Tag kam Zoe gerade aus dem Umkleidezimmer im Johannes-Thal Klinikum und zupfte ihren Kasack zurecht. So schick war das jetzt zwar nicht, aber naja, da würde sie jetzt durch müssen. Um diesen Job auszuüben, musste man eben die ein oder anderen Opfer bringen und wenn die Kleidung das größte Problem darstellte, dann würde sie damit klar kommen. Langsam passierte sie den Flur und ging Richtung Schwesternzimmer, um sich bei der Oberschwester zu erkundigen, was ihre Aufgaben als Praktikantin so waren. Als sie den Gang hinunter lief, kam sie auch an dem ein oder anderen Patientenzimmer oder Behandlungsraum vorbei. Schneller als sie gucken konnte, wurde sie dann plötzlich in eines der leeren Zimmer gezogen und spürte schon samtweiche Lippen auf ihren. Natürlich konnte sie sich schon denken, wen sie da vor sich hatte, weshalb sie sich sogleich wieder löste und ein leicht lachendes "Sag mal spinnst du?" von sich gab.
Grinsend sah Elli ihr in die Augen und schüttelte dann ganz leicht ihren Kopf:"Ich wüsste nicht. Wieso fragst du?"
"Weil uns jemand sehen könnte? Du weißt doch wie knapp das gestern mit Julia war. Es hätte auch meine Mutter oder Ben sein können", meinte Zoe leise und versuchte ihrer Freundin ihre Sorgen näher zu bringen.
Ein leichtes Seufzen entkam Elli und sie lehnte sich dabei leicht mit ihrem Rücken gegen den Tisch:"Schon gut. Du hast ja recht."
"Hey, jetzt sei nicht sauer.....ich will das doch auch und genau deshalb müssen wir einfach ein bisschen vorsichtiger sein", entgegnete Zoe leise und strich Elli eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Du bist wie immer viel vernünftiger als ich....dabei bin ich doch die Ältere von uns beiden. Tschuldige, ab jetzt verhalte mich professioneller", murmelte diese und senkte dabei leicht den Kopf.
Liebevoll fuhr Zoe unter ihr Kinn und hob es leicht an, sodass sie ihr in die Augen sehen musste:"Entschuldige dich bitte nicht dafür. Du bist perfekt, genauso wie du bist und dafür liebe ich dich."
Sofort hellte sich Ellis Blick auf und ihre Wangen wurde etwas rosiger:"Ich liebe dich auch, so wie du bist."
Sanft beugte Zoe sich noch etwas mehr zu ihr und gab ihr einen kurzen aber zärtlichen Kuss, der Elli fast ihre ganze Selbstbeherrschung kostete. Zusätzlich zeigte es ihr aber auch, dass es sich lohnte genau für das hier zu kämpfen und auch in gewissen Momenten zurückstecken zu müssen.
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In aller Freundschaft- Die jungen Ärzte Liebesgeschichten mit Hürden
FanficDies ist eine Fan-Fiction, die auf der ARD Serie In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte basiert, allerdings etwas anders als man es erwarten würde und mit vielen Überraschungen. Seid gespannt, was euch erwarten wird! Wenn euch die Geschichte gefäl...