Genüsslich schmatzend saßen wir alle zusammen am runden Küchentisch. "Du MUSST hier einziehen. Wir Jungs können alle nicht kochen und Lena kannst du auch vergessen!", sagte Simon. "Hallo?! Ich kann... naja, eigentlich kann ich wirklich nicht kochen.", lachte Lena, worauf wir alle in ihr Lachen einstimmten.
"Aber jetzt wirklich: Wieso kannst du das so gut? Es schmeckt göttlich!", fragte Anton mich und nahm sich, wie zur Bestätigung noch einmal nach. "Liegt an der jahrelangen Übung. Meine Mutter ist absolut untalentiert, mein Dad so gut wie nie Zuhause und ich das älteste Kind.", erklärte ich. " Zu mindestens das älteste Kind was noch da ist... ", fügte ich kaum hörbar und mit belegter Stimme hinzu.
Die Erinnerungen an das, was geschehen war, machten mich immer noch traurig. Ich merkte wie die anderen mich besorgt ansahen. "Ist was?", fragte ich verwirrt. Ich hatte mir eigentlich Mühe gegeben mir nichts anmerken zu lassen. "Du weinst...", flüsterte Lena. Jetzt wo sie es sagte, spürte ich auch, wie mir heiße Tränen über die Wange liefen. "Möchtest du mit uns darüber reden?", fragte Anton vorsichtig.
Schwere Frage. Auf der einen Seite kannte ich Anton, Simon und Lena erst seit einem Tag. Auf der anderen Seite, waren sie mir in dieser kurzen Zeit schon echt ans Herz gewachsen und es würde schön sein, alles rauszulassen. Mit Kyle konnte ich nie vernünftig darüber sprechen, er war einfach zu unvernünftig. Das Bedürfnis mich bei jemanden ausheulen zu können, war einfach zu groß, also stimmte ich letztendlich zu.
Wir legten und zu viert aufs Sofa. Ganz links Simon, daneben Lena, dann ich und ganz rechts Anton. Wir kuschelten uns in Decken und Kissen. Unter der Deckte nahm Lena meine Hand, drückte sie einmal und sah mich aufmunternd an, worauf ich dankbar lächelte. Ich seufzte. "Ich fang dann mal ganz von vorne an, okay?", fragte ich in die Runde. Alle warfen mir zustimmende und ermutigende Blicke zu. Ich begann zu erzählen:
"Wir sind nach L.A. gezogen, weil mein Vater hier eine Firma aufgemacht hat. Die Firma war sein Ein und Alles, ich hatte ihn lange nicht mehr so glücklich gesehen, wie in diesen Monaten. Eines Tages bekam mein Vater einen Anruf. Die Firma war niedergebrannt, die Versicherung übernahm keine Verantwortung und so musste mein Dad, wohl oder übel, die Firma schließen. Aus Frust fing er an zu trinken. Erst nur ein Glas, dann eine Flasche, irgendwann einen ganzen Kasten.", bei der Erinnerung daran musste ich schlucken. "Er wurde immer gereizter, hat überreagiert und wurde rücksichtslos. Es war nicht mehr mein Dad. Mein Bruder, Ludwig, hat mir, immer wenn er betrunken war, erzählt wenn er Alkohol trank, wäre es nicht mehr Dad. Er sagte, dieser Mann wäre Dads Doppelgänger, aber Papa würde ihn schon besiegen. Ich glaubte es schon damals nicht wirklich, aber ich habe immer gehofft, dass es stimmt. Irgendwann wurde Dad dann brutal, er schlug Mama, wenn sie ihm ein weiteres Bier verweigerte. Als er wieder einmal Mama schlug, saß ich, wie immer, bei Ludwig im Zimmer. Unsere anderen Geschwister waren noch zu jung, um zu merken, was hier geschah. Ludwig hatte seine Arme tröstend um mich gelegt, während ich mir die Ohren zuhielt und in sein T-Shirt weinte. Ich hörte, obwohl ich mir die Ohren zuhielt alles und bei jedem von Mamas Schreien zuckte ich zusammen. Es tropfte auch eine Träne von Lu, wie ich ihn liebevoll nannte auf meinen Arm. Ich hatte ihn noch nie weinen sehen. "Warum weinst du Lu. Du bist doch stark und bald kommt doch Papa und macht den Doppelgänger weg!", tröstete ich ihn. "Genau, Milie. Bald ist er besiegt", drückt er nur heraus und weinte noch mehr. "Pscht!", flüsterte Lu. Polternde Schritte kamen unsere Treppe herauf. Ich zitterte am ganzen Körper. Lus Zimmertür ging auf. Dad kam herein. Er stank beißend nach Alkohol und er sah schmuddelig aus.
"Komm her!" schrie er mich an. Ich drehte mich zu Ludwig, der mich aber nur hilflos anguckte. Langsam ging ich auf meinen Vater zu. Er nahm mich am Arm und holte aus. Ich war wie gelähmt, nur Tränen liefen in Strömen über meine Wange. Ich hörte ein Klatschen und wartete auf den Schmerz, aber er kam nicht. Als ich aufsah, sah ich, wie Lu sich schützend vor mich gestellt hatte. Ein kurzen Moment war wohl auch mein Vater verwirrt, er stand zumindest ein paar Sekunden still da. Dann begann er Ludwig anzubrüllen, wie er es wagen könne und schlug auf ihn ein. Ich wollte ihm helfen, aber er schob mich, sanft aber bestimmt zur Seite. So musste ich zusehen, wie er verprügelt wurde. Ich schrie und weinte die ganze Zeit, irgendwann ging mein Vater dann aus dem Zimmer. Ich beugte mich weinend über Lu, sagte ihm, dass er nie mehr so etwas für mich tun solle und ich mich so schuldig fühle. "Besser ich als du." , war das einzige was er sagte. Danach nahm er mich in den Arm um mich zu beruhigen. Er sah schlimm aus, seine Schläfe blutete, er hatte zahlreiche blaue Flecken und Kratzer, und das alles nur, weil er mich beschützen wollte. Er war so mutig.", ich lächelte bei dem Gedanken. "Meine Mutter rief natürlich sofort die Polizei, sie brachten ihn in eine Entzugsklinik. Als er da wieder raus war, entschuldigte er sich bei uns, wir wussten alle, dass es am Alkohol lag, und nahmen ihn, nachdem er versprochen hatte, nie mehr einen Schluck Alkohol zu trinken, wieder auf. Jetzt ist Lu weg. Er hat nur kurz geschrieben, dass es ihm gut geht und wir ihn nicht suchen sollen. Er habe seine Gründe. Aber ich kann ihn einfach nicht vergessen, ich vermisse ihn so unglaublich. Er hat mir das Kochen und das Surfen beigebracht, immer wenn ich eines davon mache denke ich an ihn, wenn ich meinen Vater sehe denke ich an ihn, wenn ich an seinem Zimmer vorbei gehe, denke ich an ihn. Ich kann ihn einfach nicht vergessen und ich will es auch nicht.".Ich sah die anderen an. Lena weinte und auch Anton und Simon hatten Tränen in den Augen. Ich selbst zitterte, das Kissen, das ich mit einem Arm umklammerte war nass, meine Stimme zitterig und kratzig und ich zerquetschte Lenas Hand.
Ich habe doch Internet! Partyyy! Es sind trotzdem keine Kapitel gekommen, da ich nur vom Handy schreiben kann UND meine Großeltern soviele Aktivitäten geplant haben. Ich werde aber auf der vierstündigen Zugfahrt noch mindestens zwei Kapitel schreiben, die dann direkt kommen. Ich würde übrings gerne mal FFs von euch lesen, schreibt mir einfach Namen in die Kommentare, oder andere FFs, suche gerade gute. Zu diesem Kapitel: Ich habe es extra lang gemacht da die letzten Tage nichts kam. Musstet ihr weinen? Ich hatte zumindest Tränen in den Augen, aber ich glaube es ist nochmal was anderes ob man Autor oder Leser ist. 1111 Wörter, ist doch recht ansehnlich!
Schönen Tag euch
Mia
DU LIEST GERADE
Reyst » Egal wo, du und ich
ActionEmilia, ein Mädchen aus Amerika, lernt über ein paar Umwege Simon und Anton kennen. Die Dinge nehmen ihren Lauf und schließlich begleitet sie die beiden mit auf Weltreise. Dass diese Weltreise nicht ganz ereignislos bleibt ist vermutlich klar, aber...