New York City, Police Department, 8:02 Uhr
Mit neuer Motivation starte ich in den neuen Tag. Nicht nur wird sich heute Abend die perfekte Möglichkeit ergeben, Clyde auf frischer Tat zu erwischen. Heute ist auch ein neuer Tag, den Mörder zu finden. Ich bin zuversichtlich. Diana kann uns möglicherweise neue Ergebnisse liefern. Schließlich ist sie eine fleißige Frau. Fast so ehrgeizig, wie ich.
Überraschenderweise bin ich einer der ersten im Büro. Sogar anwesend vor Sam. Zugegebenermaßen ist dies eigentlich nicht verwunderlich. Ich denke keiner kann mich in meiner Motivation besiegen.
Ich mache es mir auf meinem Arbeitsstuhl bequem und starte sogleich meinen Laptop. Keines Falls entgeht mir meine einzige Email. Gespannt klicke ich auf diese und kann sofort den Absender als Diana erkennen. Bei ihrer Nachricht, möchte eich am liebsten Luftsprünge vollbringen. Sie hat doch ehrlich Ergebnisse und wir beide sollen doch sogleich vorbei kommen.
Sofort möchte ich mich auf den Weg machen, halte mich aber zurück. Ich musste wohl oder übel auf Sam warten. Der Schwur eines Kollegens oder so. Genervt tippe ich mit meinen Fingern auf der Tischkante herum. Ich war nicht gerade pünktlich und früh Im Department erschienen, somit müsste er auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Keine Sekunde später entdecke ich den blonden, großen Haarschopf um die Ecke huschen. Das musste Sam sein. Ohne zu Zögern springe ich auf und laufe ihm entgegen. Den verwirrten Blick ignorierend, packe ich ihm am Ärmel und ziehe ihn mit mir. „Bonnieeee", nörgelt er. „Deinen Kaffee kannst du später trinken", erwidere ich nur.
Im Aufzug muss ich einen müden, aber genervten Blick kassieren. „Was soll das?", er reibt sich erschöpft die Stirn. „Diana hat Neuigkeiten für uns", erzähle ich aufgeregt. „Hätte das nicht warten können? Ich konnte mich nicht mal an meinen Arbeitsplatz setzen". Ich gehe nicht weiter auf ihn ein und er muss sich mit einem Kopfschütteln zufrieden geben. Neben mir höre ich nur einen lauten Seufzer.
Den weiteren Weg muss ich einen grummelnden Sam hinter mir her schleifen. So müde wie er ist, lässt er sich nicht auf ein Gespräch mit den anderen Polizistin ein. Dabei ist er einer dieser Kandidaten, der von Geselligkeit nur geradeso strotzt.
Kreidebleich steht er anschließend in dem Raum. Sein Wohlbefinden kann ich aber gerade nicht weiter berücksichtigen. „Diana, was hast du für uns?", ich reibe mir erfreut die Hände. „Ich glaube meine Diagnosen sind eher eine Enttäuschung für euch", ich lasse mich von ihren Worten nicht beirren.
„Spuck schon aus!", fordere ich sie weiter auf. Nachdem sie ihre Brille die Nasen hinaufschiebt, setzt sie an: „Nicht so wie bei den anderen Haarsprayflaschen handelt es sich hierbei nicht um Drogen". Jetzt bin ich es, die wahrscheinlich käsebleich im Gesicht bin. „Wie kann das sein? Hast du es auch mehrmals untersucht? Warum ist die andere Falsche Cannabis? Sind wir überhaupt sicher, dass die Cannabis war?", verzweifelt schlage ich die Hände auf meinem Kopf zusammen.
Jetzt ist es Sam, der beruhigend einen Arm auf meine Schulter legt. „Beruhig dich. Du bombardierst sie geradeso mit Fragen", Sam hat recht. Ich muss ruhig bleiben. Einmal tief Ausatmen und ich finde geradeso meine Ruhe.
„Ich war genauso verzweifelt wie du Bonnie. Ich habe alles noch einmal geprüft. Aber außer der einen Flasche, die ihr mir zuerst gebracht habt, ist keine davon positiv", sie schüttelt empört den Kopf. „Und die Frage nach dem warum ist wohl eher euer Job", flüstert sie leise vor sich hin, den Kopf gesenkt. „Tut mir leid für meine Rage, Diana. Danke für alles", entschuldige ich mich. Denn auch sie hat einen Punkt. Schlussendlich sind es immer noch Sam und meine Ermittlungen. Sie ist nur für das Labor zuständig.
Ich will mich gerade verabschieden, da stellt sich mir Diana in den Weg. „Das einzige, was ich sagen kann, ist das sie verschiedene Logos haben", sie zupft aufgeregt an einen ihrer Strähnen. „Zeig her", mein plötzliche Stimmungsschwankungen scheinen sie nicht aus der Bahn zu werfen. Ganz im Gegensatz, begeistert, als hätte sie nur darauf gewartet, steuert sie uns auf den Tisch zu. Nur Sam macht den Anschein einer großen Überforderung. Ob es an seinem Mangelnden Verständnis an Frauen liegt oder seiner Müdigkeit, ist fraglich.
Tatsächlich unterscheiden sich die Haarsprays in einem kleinen Detail. Auf all den Verpackungen ist ein normales Logo zu erkennen. Das Cannabis- Haarspray scheint auch eine Kopie zu sein. Ein genaueres Hinsehen allerdings zeigt, dass sich ein Detail unterscheidet. Ein gespiegeltes, blaues „ↄc" prangt auf der Vorderseite. „Interessant", murmele ich vor mich her und schieße sogleich ein Foto.
„Dem müssen wir nachgehen", motiviert breite ich meine Arme aus und will Diana umarmen, bemerke aber im letzten Moment, dass dies wohl eher unpassend ist. Wir sind immer noch Kollegen und Professionalität steht im Vordergrund. Außerdem habe ich mich in letzter Zeit genug von meinen Gefühlen steuern lassen. Diana lässt sich nichts anmerken und Sam ist im Träumeland verschwunden, nach seinem leeren Blick zu urteilen.
Nach dem Abschied und während des Weges zu unserem gemeinsamen Büro bin ich sehr in Gedanken vertieft. Das einzige, was ich nun zu wissen vermag, ist dass unser Opfer ein Drogendealer ist. Nein, war. Sicher bin ich mir auch nicht, aber es würde auf jeden Fall seine hohen Einnahmen erklären.
Sam ist mehr als befreit und sein Stöhnen beim Hinsetzen auf seinem Stuhl ist ein eindeutiges Zeichen dafür. „Lass uns nachdenken Sam", will ich ihn weiter motivieren. Dieser bereitet sich jedoch einen Kaffee zu. „Diese Motivation am frühen morgen ist unerträglich", Sam schöpft keinen weiteren Gedanken mehr an die Ermittlungen. Ich gewähre ihm eine kurze Verschnaufpause und die Idee eines kleinen Energieschubes ist keine schlechte Idee.
„Warst wohl feieren gestern Abend?", schmunzele ich vor mich her. „Bei deinen bietsigen Worten, schließe och darauf, dass du seit Ewigkeiten nicht mehr in einem Club warst. Single müsste man sein!", theatralisch zwinkert er mir zu. „Du bist Single", entgegne ich. „Ja, du aber nicht", seine Worte sind wie ein kleiner Messerstich. Sie erinnern mich an meine nicht glückliche Beziehung.
„Mein Angebot lautet, wenn du jemanden richtig zum Besäufnis brauchst, dann ruf mich an", er klatscht aufgeregt in die Hände. Ein Partymensch durch und durch...Sekunde, er ist der Macher einer jeder guten Party und mir eine bestimmt gute Stütze. „Hast du heute Abend Zeit in den Club mit mir zu gehen?". Überrascht kräuselt er die Stirn. „Eh wie jetzt?".
„Party, heute Abend! Im Paradise Club. Bist du dabei?", frage ich ihn eindeutig, aber bestimmt. „Kommt zwar plötzlich, aber wieso nicht", achselzuckend nimmt er mein Angebot entgegen. „Na schön, weitere Informationen schreibe ich dir", eröffne ich ihm und ernte ein Nicken seinerseits.
„Jetzt aber zum wichtigen Teil: Der Fall!", befehle ich. Auch dies Mal eröffnet mir Sam mit seiner Körperhaltung sein Einverständnis. „Wieso nur?", meine Frage geht aber unter und ich bin empört darüber, dass Sam seinem Handy mehr Aufmerksamkeit schenkt als mir. „Sam!", rufe ich aus. „Warte", er wischt hektisch auf seinem Telefon umher.
„Gut, dass ich von allem Bilder mache"; er dreht seinen Bildschirm zu mir um. „Ich weiß, wer Antworten für uns hat: Die beiden Jungs, bei dem Diebstahl", verwirrt starre ich auf das Foto. „Eine leere Flasche hatten sie damals schon geklaut. Die hat das selbe Logo. Schau doch", er zoomt mit seinen zwei Fingern hinein. Dann erkenne ich es auch. Einer der beiden Jungen, die in dem Salon eingebrochen sind, halten eine Flasche in der Hand. „Die müssen wir befragen!".
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Whispers from the past
Misteri / ThrillerA B G E S C H L O S S E N ☽ ONC 2023 - Beitrag ☾ In den pulsierenden Straßen von New York City lebt die junge Polizistin Bonnie ihren Traum als Detective. Doch ihr erster Fall stellt sie vor eine unerwartete und furchterregende Herausforderung: Eine...