18| ...dienen zur Enthüllung.

23 10 7
                                    

New York City, 3:018 Uhr

Erschrocken schrecke ich hoch. „Clyde, warte", schreie ich. Beim Umschauen bemerke ich aber, dass ich mich an einem ganz anderen Ort befinde, als in dem Club. „Wo bin ich?", frage ich leise. Ich erkenne, dass ich auf einer weichen Unterlage sitze. Ich bin in einem Bett, aber nicht in meinem Bett. Das erkenne ich sofort an dem Geruch.

Eine Tür öffnet sich und ich kann durch die Dunkelheit nur Züge einer Gestalt wahrnehmen „Bonnie, du bist wach", die Stimme ist eindeutig Sam zuzuordnen. „Sam, warum bin ich hier?", er schaltet das Licht ein und eilt auf mich zu. In der Hand hält er ein Glas. „Trink das, bitte. Das ist gegen die Kopfschmerzen", sobald er das Wort ausspricht, machen sich augenblicklich meine Kopfschmerzen bemerkbar.

Mit einem leisen „Danke", nehme ich das Glas entgegen und in ein paar Zügen habe ich es herunter gekippt. „Was ist passiert?", in meinem Kopf ist ein kompletter Blackout von dem Abend. „Du weißt nichts mehr?", ungläubig zieht Sam die Augenbrauen nach oben. „Ne wieso? Ist etwas passiert? Wieso bin ich überhaupt hier", und wieso habe ich während des Traums an Clyde gedacht? Die Frage stelle ich mir lieber selber.

Aus dem Nichts fängt Sam an zu lachen. „Du verträgst wirklich überhaupt kein Alkohol", kichernd setzt er sich neben mich. Ich erröte. Ertappt. „Ich möchte ehrlich zu dir sein, Bonnie...", er lässt eine lange Pause. Kurz bin ich unsicher. Naja, so etwas schlimmes kann nicht passiert sein.

„Wir haben uns geküsst", diese Worte lösen bei mir einen Schwall an Gefühlen aus. Sofort kommen mir Bilder von dem Abend ins Auge.

Den Sprint den ich wohl gerade vollbringe ist wohl das anstrengendste, was ich die letzten Wochen gemacht habe. In meinen Gedanken spielt sich ein reines Gefühlschaos ab und mein Körper hat nach dem ganzen Alkohol und Tanzen eine ordentliche Ladung an Müdigkeit abbekommen. „Clyde, Clyde!", rufe ich lautstark aus. Aber durch die Musik hört Clyde mich nicht.

Als er dann um die Ecke huscht, verliere ich ihn dann endgültig aus den Augen. Dieses Missverständnis darf keinesfalls dazu führen, dass mein Plan durcheinander kommt. Ich werde panisch. „Bonnie, hey", flüstert mir eine Stimme ins Ohr.

Wütend drehe ich mich zu der Person um, die das alles verursacht hat. „Sam, lass mich". Irritiert blickt er mich an. „Du weißt schon, dass nicht nur ich der Verursacher bin, du hast einen genauso großen Anteil daran!", wütet er nun auch los. „Das war ein Fehler, Sam! Ich möchte keine Gefühle zwischen uns. Wir sind Kollegen, nicht mehr, nicht weniger", mit den Worten will ich mich eigentlich von ihm wegdrehen, er stellt sich aber bestimmt vor mich.

„Bonnie beruhige dich. Atme erst einmal tief durch. Lass uns in Ruhe hinsetzen und reden", sein Griff wandert zu meiner Hüfte. Sanft schiebt er mich in die Richtung, aus der wir eigentlich gekommen sind, zu der Sitzgelegenheit. Ich schüttele den Griff aber nach kurzer Zeit ab. „Sam, lass mich in Ruhe!", fauche ich lautstark, doch auch meine drohende Stimmlage bringt ihn nicht ab.

„Sam!", ich will scharf klingen, aber meine Stimme zittert. „Aber bitte setz dich doch zuerst", diesmal hört seine Bitte sich eher flehend an. Ich kann es nicht verhindern, dass er mich weiter zu den Stühlen leitet. Meine Sicht verschwimmt und auch die Musik ebbt in meinen Augen ab. Ich höre nur noch ein aufgeregtes „Bonnie?", und dann umgibt mich auch schon die Schwärze.

„Das war ein Fehler", ich springe aus dem Bett. „S-Sam wir können nicht...", ich werde panisch. Ich muss hier weg. Ich muss Clyde finden.

„Du hast Recht Bonnie. Das war ein Fehler. Du hast einen Freund und ich bin der glücklichste Single auf der Welt", ich nicke bei seiner Erklärung. „Das war bestimmt der Alkohol", diese Erklärung genügt uns. Stille tritt ein. „Gut, ich muss dann los", stolpernd richte ich mich auf.

Immer noch, ohne ein Wort, begleitet er mich zur Türe. „Ein letztes Wort. Dein Freund ist mit einem Mann zu euch nach Hause gegangen", in mir kochen die Gefühle auf. „Das wird er mir büßen", mit diesem Selbstbewusstsein verabschiede ich mich von Sam. Auch wenn er mir angeboten hat, bin ich mir sicher, ich schaffe es sicher nach Hause.

Tatsächlich bin ich dank Google Maps innerhalb von fünf Minuten an meiner Wohnung. Wahrscheinlich liegt es auch an meinem Ehrgeiz, Clyde auffliegen zu lassen. Er kann froh sein, dass ich meine Waffe sicher im Safe verstaut habe. Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich wohl in der Lage, dieses Mittel einzusetzen. Meine Wut ist groß, wenn ich den Gedanken mit einbeziehe. Eigentlich bin ich sehr diszipliniert.

Bemüht versuche ich, die Wohnung so leise wie möglich zu betreten. Doch bei dem lauten Gestöhne hätte ich mir nicht einmal Mühe geben müssen. „Du mieses Arsch", hauche ich, gehe aber erst zum Safe um meine Waffe und das Walkie-Talkie einzupacken. Eine weitere Nacht mit dieser Person werde ich nicht verbringen.

Ich schleiche auf leisen Sohlen ins Schlafzimmer. Immer lauter wird das Geräusch des genießerischen Aufstöhnen zwei Stimmen. Ich kann mich nicht zusammenreißen und ich stoße die Türe lautstark auf. Ohne weiter hinzuschauen schieße ich ein Foto nach dem anderen, dass die beiden bei ihrer Tat erwischt werden. So urplötzlich ich da bin, können sie gar nicht reagieren und sind in meine Falle getappt.

„Scheiße", schreit Clyde währenddessen auf. Das Handy senkend, schmunzelnd ich siegessicher in die Gesichter von Clyde und Graves. „Graves?", schreie ich entrüstet auf. Ich kann es nicht fassen. Mein Polizeikollege liegt doch nicht ernsthaft mit meinem Freund im Bett.

„Detective Lynley", er zieht meine Decke über seine behaarte Brust. „Bonnie, das ist ein großes Missverständnis", Clyde steht auf und möchte auf mich zu kommen. Doch ich fühle einfach nur Ekel gegenüber dieser Person. „Zieh dir sofort eine Hose an", befehle ich, denn seinen mittlerweile schlaffen Ding-Dong möchte ich nicht weiter Schaukeln sehen.

Er aber empfindet keinen Scham gegenüber dieser Situation. „Bonnie, bitte gib mir das Handy!", immer weiter setzt er einen Schritt vor den anderen. Selbstbewusst weiche ich ihm aus. „Das ist das einzige, was du zu mir zu sagen hast?", lache ich. „Keine Erklärung? Keine Entschuldigung?". Ich lasse ihn nicht ansetzen, um weiteres zu sagen. „Hmmm warte", spielerisch überlegend setze ich meine Hand ans Kinn an.

„Dir ist nur wichtig, gut vor deinem Vater zu stehen richtig?", schreie ich lautstark. „Nein, natürlich nicht Bonnie", startet Clyde einen neuen Versuch. „Einen Schritt noch und ich schieße in dein Glied. Dann kannst du kein Sex mehr mit deinem Loverboy haben!", ich entsichere meine Waffe und richte sie auf ihn. Er hebt sofort die Hände.

„Du darfst deine Waffe nicht so einsetzen", das Klugscheißen von Graves kann ich nicht ignorieren. Ich schwenke die Waffe auf ihn. „Du hast mir gar nichts zu sagen. Dich mach ich genauso fertig!". Bei meiner Ansage, senkt er den Kopf. Auf einmal sehe ich die Gestalt von Grave vor meinen inneren Auge als er hektisch aus der Bäckerei läuft. „Mir fällt gerade deine Lüge von neulich ein. Du kannst gar nicht in der Bäckerei gewesen sein", immer weißer färbt sich Clydes Gesicht.

„Das war Graves. Ihr beiden gerissenen Lügner", jetzt fange ich hysterisch an zu lachen. „Ihr dachtet ihr könnt mich austricksen. Ihr habt euch aber in euren Lügen verstrickt. Doch nicht so das Traumpaar, was?", die beiden starren sich geschockt an. „So dämlich könnt auch nur ihr sein", immer noch nehme ich die Waffe nicht herunter.

„Ich mach euch beide sowas von fertig. Angefangen mit dir Clyde", jetzt laufe ich zu ihm. „Und du kannst dagegen gar nichts unternehmen", flüstere ich in sein Ohr. Mir entgeht seine Reaktion nicht, bei der sich auf seiner Haut Gänsehaut abbildet. Mit den Worten verlasse ich stolz das Haus. Heute Nacht wird das Hotelbett mein Partner sein. Seinem Vater habe ich währenddessen eine Message geschrieben, ob wir uns nach der Arbeit treffen können. Der wird noch sein blaues Wunder erleben.

Whispers from the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt