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-Bezirk Trost- Mauer Rose, Juli 845-

Mit brennenden Augen wurde ich von einem unfassbaren Lärm geweckt. Übermüdet schaute ich mich um, ich lag noch neben Jean im Bett. Aber woher kam dieser Lärm? Gerade als ich mich aufsetzten wollte, legte er seine Hand auf mein Ohr und deckte mich wieder zu.
„Schlafen, Phia, es ist zu früh." Nuschelte er, bevor ich ihn wieder schnarchen hörte.

Als ich rüber zu ihm sah, musste ich sofort lachen, er lag auf der Seite, mit geöffnetem Mund und seine Haare hingen in seinem Gesicht. Er hat sich wirklich kaum verändert, so hat er schon immer geschlafen. Nur früher hatte er noch niedliche, runde Bäckchen. Wie er es gehasst hatte, wenn seine Mutter dort immer rein gekniffen hat. Dank seinem wunderbaren Hörschutz schaffte ich es sogar noch etwas zu schlafen.

Erst als es neben mir immer unruhiger wurde, öffnete ich meine Augen. Jean hatte sich bereits aufgesetzt und lief hinüber zu dem kleinen Fenster. „Oh nein." Sagte er entsetzt und öffnete das Fenster, welches einen frischen Windhauch in das Zimmer brachte. „Sieh doch nur, wie viele Menschen dort unten sind. Irgendwas muss passiert sein." Verschlafen stieg ich aus dem Bett und stellte mich neben ihn. Auf den Straßen waren viele Menschen, welche so aussahen, als würden sie sich angeregt unterhalten. Natürlich wollten wir auch wissen, was dort vor sich ging.

In Sekundenschnelle hatten wir uns umgezogen und liefen die Treppenstufen nach unten. Seine Mutter war bereits aus dem Haus, vielleicht wollte sie ebenfalls wissen, was los war. Alles war ein totales Durcheinander, das reine Chaos. Nur einzelne Wortfetzen konnte ich aufnahmen, doch diese jagten mir eine Riesenangst ein. Verunsichert schaute ich hoch zu Jean, welcher meine Hand nahm und mich mit sich zog. Wir liefen zu einem Haus, das am Marktplatz stand, hier schien es bereits ruhiger zu werden und wir sahen Soldaten der Mauergarnison.

„BERUHIGT EUCH JETZT." Schrie einer von ihnen und sah durch die Menge, vielleicht konnten diese genauer sagen was los ist. „Die Mauer Maria wurde am heutigen Morgen von zwei Titanen der 15 Meter und 60 Meter Klasse angegriffen." Geschockt sah ich die, Soldaten, an denen man die Angst im Gesicht ansehen konnte.

„Der Aufklärungstrupp wird sich um diese kümmern. Alle Ärzte und Krankenschwestern finden sich bitte bis morgen bei ihren Arbeitsstellen ein. Alle Händler und Bauern stellen sich bitte darauf ein, dass es einen großen Menschenandrang geben wird."
Jean schaute mich besorgt an und fragte, ob wir wieder zurückwollten. Es war schrecklich, wie viele Menschen wohl gestorben waren. Es brach mir mein Herz daran zu denken, ich hoffe, es sind nicht allzu viele Familien auseinander gerissen worden.

Zu Hause war es eine komische und bedrückte Stimmung. Er war ganz still und schien in Gedanken zu sein, auch seine Mutter war ganz besorgt. Es war auch einfach nur schrecklich, doch ab morgen müsste ich wieder zurück. Wahrscheinlich mussten wir die verstorbenen suchen und helfen diese zu identifizieren.

Jean stand wieder an seinem Fenster und schaute hinaus, ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter und schaute ebenfalls mit hinaus. Der Himmel sah wunderschön aus, mit den vielen Farben die er zeigte. Wie unecht das alles gerade wirkte, wie konnte es für uns nur so schön aussehen?

„Ich werde zum Militärdienst gehen." Sagte er ernst, während er weithin hinausschaute. „Was?! Nein, bitte tu das nicht, Dir könnte so viel passieren."

Seufzend nahm er meine Hände in seine und sagte aufgebracht, „Es ist hier viel zu gefährlich. Ich werde die Ausbildung machen und dann gehe ich zur Militärpolizei. Du sollst ein gutes und sorgenfreies Leben haben, also lass mich dort hin." Besorgt schaute ich ihn an, ich verstand seine Beweggründe, doch ich sorgte mich um ihn.

Like Moon and Sun - LevixOcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt