20.

267 7 0
                                    

Ich nahm meine Unterlagen mit, als ich den Raum verließ. Auf der Krankenstation war wieder ein mal viel los. Es hinderte mich aber nicht daran, meine Papiere auf den kleinen Tisch neben ihrem Bett auszubreiten. Während um mich herum die Verletzten versorgt wurden, füllte ich die Berichte und Akten aus. Die flackernden Kerzen erschwerten mir nur die Sicht, doch ich wollte hier sein. Seit unsrer Rückkehr vor zwei Tagen verbrachte ich meine Abende hier. Sie hätte dasselbe für mich getan, also wieso sollte ich sie im Stich lassen?

Und es war komisch, mein Büro war ruhig, sie saß nicht vor mir und las eines der Bücher, die sie so liebte. Es war einsam und kalt in unserem Zimmer und diese Stille hielt ich dort nicht aus. Die Zeit verging und es wurde immer ruhiger, bis irgendwann alle Sanitäter und Krankenschwestern weg waren. Nachdem die letzte Person gegangen war und ich mir sicher war, dass alle anderen schlafen würden, legte ich meine Arbeit beiseite. Vorsichtig setzte ich mich auf das Bett neben ihr, sie sah so zerbrechlich aus. Warum wirst du nicht wach? Philina bitte tue mir das nicht an, du darfst nicht einfach so sterben. Es war ungewohnt, ihr Lachen oder ihre Stimme nicht mehr zu hören. Dabei hatte sie mir versprochen, mich nie wieder lange allein zu lassen.

Behutsam nahm ich ihre Hand und strich mit meinem Daumen über diese. Als die Tür aufgerissen wurde, schaute ich sofort auf, es war ja klar, dass sie es war. „Sei doch einmal leise, du scheiß Brillenschlange." Zischte ich, als ich aufstand, um mich wieder auf meinen Stuhl zu setzen. Mit ihrem dämlichen Grinsen trat sie an Philina heran und begutachtet sie. „Haben sie schon etwas sagen können?" Fragte sie nach und schaute mich erwartungsvoll an. „Sie atmet noch, also wurde ihre Lunge nicht durchstochen." Gab ich kühl von mir und schaute wieder auf das schlafende Mädchen. Hanji holte sich ebenfalls einen Stuhl und setzte sich auf die andere Seite des Bettes. Seufzend fing sie an, von ihrem Tag zu erzählen und stellte Philina Fragen.

Genervt rollte ich mit den Augen und wollte wieder weiter arbeiten, als ein Klirren erklang. Als ich dem Geräusch folgte, sah ich die Steine auf dem Boden liegen. Dieser dämliche Humbug, sie hatten mir nichts gebracht. Ich war verletzt und sie ebenfalls, also was brachte mir dieser scheiß. Genervt legte ich sie auf den Tisch vor mir, bevor ich weiter schrieb. „Hast du da etwa Steine in deiner Tasche?" Fragte sie skeptisch und beugtet sich vorne über. „Ja, von Philina, sie sagt, sie beschützen einen."

„Dann werden sie ihr bestimmt helfen." Sagte sie freudig und wollte sie anfassen. Doch ich schlug ihre Finger weg und sah sie mahnend an. Hanji merkte, was los war und schwieg für die nächste Zeit. Es war eigentlich dumm, meine Arbeit hier zu erledigen. Konzentrieren konnte ich mich sowieso kaum. Aber wenigstens hatte ich so das Gefühl, als sei alles normal für einen kurzen Augenblick zumindest. „Zwei Minuten?" Fragte sie, zwei Minuten war ein Kompromiss, den ich mit Hanji eingegangen war. Ich erzählte ihr etwas für zwei Minuten und sie durfte dazu nichts sagen und nach Ablauf der Zeit durfte sie auch nie wieder darüber sprechen. Ich nickte und sah sie ernst an, „Was geht dir gerade durch den Kopf?" Fragte sie direkt nach meiner Zustimmung. „Zu vieles. Ich wüsste nicht ein mal wo ich anfange soll." Während ich mit ihr sprach, konnte ich meinen Blick nicht von Philina lösen. Was wäre, wenn sie aufwacht, sie soll wissen das ich für sie da bin. Vielleicht war sie verwirrt und wusste nicht, was passiert war. „Machst du dir Sorgen, dass sie es nicht schafft?"

„Ja, es ist meine Schuld. Ich dachte, ich könnte sie beschützen, wenn sie bei mir wäre, aber ich lag falsch."

„Levi, du konntest nicht wissen, was passiert. Gib dir nicht die Schuld dafür und vertraue ihr." Ich sah auf und sah ihren besorgten Blick, vielleicht hatte sie recht, aber ich hätte anders handeln können. Hätte ich sie bei Erwin gelassen, wäre sie nicht hier. Dann würden wir jetzt spazieren oder Tee trinken und bis spät in die Nacht miteinander reden. Hanji stand auf, verabschiedete sich von ihr und wünschte mir einen schönen Abend. Man hörte bereits die Türklinke, als sie noch ein mal etwas sagte. „Ich weiß, dass ich nichts dazu sagen soll, aber ich hoffe, dass sie wieder aufwacht. Nicht nur, weil ich sie vermisse, sondern auch weil sie dir guttut." Ich nickte nur knapp, für eine Diskussion war ich bereits zu müde. Und dann ging sie und ich war wieder allein mit ihr.

Erschöpfte legte ich meinen Kopf neben ihr ab und versuchte meine Gedanken abzuschalten. Etwas an meinem Hinterkopf kitzelte mich, weshalb ich mich wieder aufrichtete. Ihre Hand glitt von meinem Kopf wieder zurück auf die Matratze. Auch wenn sie wahrscheinlich kaum Kraft hatte, schaffte sie es mich anzulächeln. Sofort zog ich sie an mich und drückte sie fest, fast so als würde sie mir sonst aus den Händen gleiten. „Du bist wieder wach." Sagte ich zufrieden und strich ihr sanft über den Rücken. „Wie ich es dir versprochen habe." Flüsterte sie und vergrub ihren Kopf in meiner Halsbeuge. Ihr warmer Atem traf meine Haut, sofort stellten sich meine Haare auf und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.

Was tue ich hier?

Like Moon and Sun - LevixOcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt