13.

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Ich hatte die ganze Woche auf ihre Ankunft gewartet und um ihnen eine Freude zu bereiten habe ich ganze fünf Bleche Apfelkuchen gebacken. Nun stand ich bereits aufgeregt auf dem Hof und hörte schon das Traben der Pferde, welches immer näher kam. Mit mir warteten auch die anderen Sanitäter, die hier geblieben waren, sie sollten sich sofort um die verletzten und toten kümmern. Als Erstes sah ich Hanji welche ich sofort in eine Umarmung zog, „Ach Philina wie schön dich zu sehen." Sagte sie freudig, als wir uns voneinander lösten, ich nahm die Zügel ihres Pferdes in meine Hand und streckte dem braunen Pferd einen Apfel an.

„Dann fangen wir mal an mit auspacken, ich habe so viel Neues entdeckt, was noch untersucht werden muss. Ah ja." Lachend stimmte ich ihr zu und brachte einige der Pferde bereits in den Stall. Als ich zurückkam, war Levi bereits verschwunden, merkwürdige, was war denn los mit ihm? Dann kümmere ich mich eben erst ein mal um die verletzten. Schnell lief ich hoch in das Krankenzimmer, wo ich mir einen Kittel anzog. Es war sehr hektisch im ersten Moment, da viele durcheinander liefen, um ihre Patienten zu versorgen. Um nicht noch mehr Unruhe hereinzubringen, entschied ich mich dazu zu denjenigen zu gehen, die diese Mission nicht überlebt hatten.

Es war keine Aufgabe, die ich gerne oder oft tat, zum einen nahm es mich immer so mit und zum anderen hatte Levi es mir nicht erlaubt. Er war niemand, der einem etwas verbot, weil er einen kontrollieren wollte, so zeigte er einem seine Zuneigung. Zaghaft öffnete ich die Tür und zog sofort ein Tuch über meinen Mund. Ich wusch mir meine Hände und fing dann an, die Leichen zu identifizieren. Bei jedem nahm ich das Tuch vom Gesicht, dokumentierte die Namen und Verletzungen. Es waren zu unserem Glück nur sieben Mitglieder gewesen, die ihr Leben lassen mussten. Auch wenn jeder von ihnen ein Mensch war, der nun fehlte, waren es weniger Opfer als bei den letzten Malen. Mit all den Notizen konnte ich jetzt wieder in das Krankenzimmer gehen. Carol saß an ihrem Schreibtisch und sah sehr gestresst aus. „Ich bin unten fertig und werde jetzt die Berichte für die Akten schreiben." Berichtete ich ihr, damit sie sich nicht wundern musste, wo ich war.

„Okay vielen Dank. Aber mach nicht zu viel, denk an deine Gesundheit." Sagte sie mir noch bevor sie zu einem der Patienten musste. Also ging ich hoch auf mein Zimmer und setzte mich an die Berichte. Es war wichtig für die Akten und half den Familien zu verstehen, was passiert war. Ich hab mir deshalb Mühe so zu schreiben, dass alle Informationen da waren, aber nicht zu grausam beschrieben wurden. Es nahm einige Zeit in Anspruch, doch ich glaube das ich es gute hinbekommen hatte. Mit den beschriebenen Papieren verließ ich soeben mein Zimmer und lief zu Erwins Büro. Dieses lag eine Etage über mir, es war ein schönes und lichtdurchflutetes Zimmer.

Ich klopfte an seiner Tür und öffnet diese daraufhin. Er saß gemeinsam mit Hanji und Levi an seinem Schreibtisch, zwischen ihnen lag ein Buch über welches sie wohl gerade sprachen.

„Ich habe hier die Berichte der Verstorbenen, für die Akten." Erklärte ich meine Anwesenheit und hielt diese hoch, dankend nahm Erwin sie entgegen.

„Habe ich nicht etwas dazu gesagt, du bist so stur Balg!" Sagte Levi sofort, als er mitbekam, was ich gemacht hatte. Als ich mich umdrehte, rollte ich genervt mit den Augen. „Hast du, aber es ist meine Arbeit, deshalb bin ich hier." Genervt schaute er zur Seite und murmelte irgendwas vor sich hin. Das war also das Erste, was er mir sagen wollte, nach dem wir uns eine Woche nicht mehr gesehen haben? Enttäuscht ließ ich sie zurück und ging auf mein Zimmer wo ich anfing die Unordnung der letzten Tage zu beseitigen.

Ich ließ mir viel Zeit und sortierte im Anschluss meinen Kleiderschrank neu. Zumindest so lange bis mein Magen knurrte und ich bemerkte, wie hungrig ich eigentlich war. Also machte ich mich auf in den Speiseraum, vielleicht würde es ja schon Essen geben. Auf meinen Weg dorthin kam ich auch an seinem Büro vorbei, vor welchem ich nun unschlüssig stand. Ich wollte ihn fragen, wie es ihm ging. Doch ich wollte auch, dass er Interesse an einem Gespräch mit mir zeigte. Schlussendlich konnte ich nicht anders und klopfte bei ihm an.

Als ich in das Zimmer kam, herrschte eine drückende Stimmung, die bisher noch nie so war. Sobald er mich sah, kam er auf mich zu und zog mich in eine Umarmung. Was war los mit ihm, niemals würde Levi freiwillig einem anderen Menschen näher kommen. Verwundert erwiderte ich diese allerdings und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust. Da war es wieder diese Nervosität und Anspannung, die ich viel zu oft in seiner Nähe verspürte und für die ich mich wie so oft hasste. Ich hasse Gefühle und ich hasse es so schwach zu sein, ich bin nicht schwach! Ich habe auch keine Gefühle für ihn, ich war einfach lange niemanden mehr so nah. Jean war da eine Ausnahme, aber er ist auch meine Familie, also zählte, das nicht.

„Soll ich heute Abend bei dir bleiben?" Fragte ich ihn, woraufhin er nur stumm nickte. Seine Arme legte er um meine Schultern und meinen Kopf, ich merkte wie er mehr Druck ausübte und mich näher an sich drückte. Wir standen sicherlich für einige Minuten so in seinem Büro, bis ich meinen Kopf hob, um ihn anzusehen. Er schaute irgendwie bedrückt und ausgelaugt aus, das hatte ich bei ihm nie so gesehen. Vielleicht war er einfach zu erschöpft, um so zu tun, als wäre alles in Ordnung.

„Was ist passiert?" Fragte ich leise als er mich ebenfalls anschaute, er strich mir durch mein Haar und schaute mich einfach nur schweigend an. Hatte er eigentlich eine Ahnung, was das mit mir machte? Ich hätte schmelzen können, so süß war er.

„Die Brillenschlange konnte ihr Mundwerk einfach nicht halten." Erklärte er mir und sagte dann verzweifelt, „Lass mich nie wieder so lang allein mit der."

„Ich gebe mir Mühe." Sagte ich lachend, doch er verstummte wieder und schaute mich einfach nur an. „Mir ging dein nerviges Lachen nicht aus dem Kopf, das ist wie eine Grippe."

„War das eben ein Kompliment?" Fragte ich ihn unglaubwürdig, doch das verneinte er natürlich. Meiner Meinung nach war es eins, aber na ja, wenn er das eben so sehen wollte. „Tch bilde dir nicht wieder so viel ein Philina." Sagte er streng, was irgendwie suspekt war. Er sagte mir etwas in einem strengen Ton während wir hier standen, ich in seinem Arm. Bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln, es war einfach so surreal. Doch mir gefiel es ihm so nah sein zu können, es war ein schönes Gefühl. Irgendwie kam es dazu, dass er der Mensch wurde, der mich am besten kannte. Nun gut, wir verbrachten auch beinahe jeden Abend zusammen. Ein Wunder, dass er mich bisher noch nicht umgebracht hatte. Doch ich würde sagen, wir ergänzen uns sehr gut.

Hanji sagte mir immer, wir seien wie Sonne und Mond und dass wir ohne einander nicht könnten. Doch ich glaube, sie interpretierte dort mehr hinein als es eigentlich war und ich sah Levi als so etwas wie meinen...? Als was sah ich ihn denn eigentlich an?

Wir entschieden uns gemeinsam zum Essen zu gehen. Dort im Speisesaal saßen wir wie jeden Abend an einem Tisch mit Erwin, Hanji und Moblit. Diese begrüßten uns herzlich als wir uns setzten und anfingen unseren Eintopf zu essen. Leider war in diesem auch Fleisch, was mir ein wenig den Appetit verdarb. Lustlos sammelte ich das Fleisch heraus, wahrscheinlich wird das Essen bis dahin kalt sein.

„Hast du gar keinen Hunger?" Fragte Erwin und sah mich besorgt an, doch ich nickte mit dem Kopf. „Ich habe scho-", wollte ich sagen, wurde dann allerdings unterbrochen.„Sie isst kein Fleisch." Sagte Levi und nahm mir meinen Teller weg, verwundert schaute ich ihn an. Er stellte im Gegenzug seinen eigenen Teller vor mich. Dieser enthielt kein einziges Stück Fleisch mehr, begeistert sah ich ihn an. Kurz nickte er und aß dann weiter, Erwin sah zwischen uns beiden Hin und Her. Schweigend lächelte er mir zu und schüttelte kaum merklich den Kopf. Es war mir etwas unangenehm, dass er das getan hatte, es war liebevoll, keine Frage. Aber, dass der Kommandant es mitbekam, berührte mich dennoch auf einer stillen und peinlichen Art.

Nach diesem leckeren Essen und den tollen Gesprächen entschied ich mich dazu noch etwas zu lesen. Ich verabschiedete mich von allen und nahm noch das dreckige Geschirr mit, dann konnten Sie sich etwas ausruhen. Ich hatte mir bereits meine Schlafsachen angezogen und ging mit einer angezündeten Kerze in die kleine Bibliothek. Diese befand sich direkt unter dem Dach und hatte ein schönes großes Fenster. Ich liebte den Ausblick von hier, besonders beim Lesen war es eine schöne Atmosphäre.

Like Moon and Sun - LevixOcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt