15.

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Ich öffnete die Tür und bemerkte erst im Nachhinein, dass ich gar nicht geklopft hatte. Zu meiner Verwunderung war nicht nur Jean in diesem Raum. Hier saßen an die sechs oder sieben Leute, darauf hatte ich eigentlich weniger Lust. Jean stand sofort auf und nahm mich an die Hand. Dankend sah ich ihn an und er begleitete mich zu seinem Bett, auf welchem ich mich mit ihm hin setzte. Die Gespräche verstummten, was mir sichtlich unangenehm war.

„Jetzt schaut sie doch nicht an wie ein Tier." Fauchte Jean und schaute sie alle streng an, lachend legte ich meine Hand auf seinen Oberarm und beruhigte ihn etwas. „Es ist alles gut, fremde kennenzulernen ist immer etwas merkwürdig." Ich wandte mich an die anderen und lächelte sie an, „Ich bin Philina Kirchner und wie ihr bereits mitbekommen habt, die beste Freundin von Jean." Stellte ich mich vor und die anderen taten es mir gleich.

„Ich bin Connie und das ist Sasha." Sagte der Junge mit den kurzen Haaren und zeigte auf das Mädchen mit den braunen Haaren, die bereits am Schnarchen war. Mikasa nickte mir einfach nur zu, doch der blonde Junge neben ihr, Armin, stellte sie und Eren dennoch mit vor. Ich nickte ihnen also alle zu und so langsam begannen die Gespräche wieder. Jean schaute mich besorgt an, „Ach komm schon, du kannst nicht ewig sauer auf mich sein."

„Du hättest wenigstens etwas sagen können?" Seufzte er und ließ sich nach hinten fallen. „Damit du dir Sorgen machst? Ich hatte schon so das letzte Jahr viel zu tun." Es war wirklich viel passiert, egal ob es verletzte waren, Titanen angriffe oder Auseinandersetzungen in der Division.

„Erzähl mir wenigstens, was die letzten Monate so los war?" Mit großen Augen schaute er mich an und schmollte bereits. Ach, wie konnte man denn dort nein sagen? Ich richtete mich auf und musste erst ein mal überlegen, was eigentlich so los war. „Okay also, nach dem ich Levi in einem Krankenzimmer behandelt hatte, kam Hanji zu mir. Sie erzählte mir, dass meine Arbeit gut für den Aufklärungstrupp wäre. Und nach einer Bedenkzeit habe ich das Angebot angenommen." Erklärte ich ihm, währenddessen hatte er sich wieder aufgesetzt und Connie war auch dazu gekommen. „Und wie findest du es hier?" Fragte der kurzhaarige und schaute mich ganz gespannt an, „Oh ich liebe es, Hanji ist etwas eigen würde ich sagen. Und wenn sie von ihren Experimenten erzählt, solltet ihr lieber ganz schnell den Raum verlassen." Ich musste lachen, denn ich hatte ihren aufgeregten Gesichtsausdruck vor Augen. Der, bei dem sie immer die Nase rümpfte und die Augen ganz weit aufriss.

„Und was ist mit den Hauptgefreiten?" Rief Armin interessiert, der uns anscheinend auch zu gehört hatte. „Der ist immer so grimmig." Sagte Jean noch, aber sie haben ihn noch nicht richtig kennengelernt. „Lasst euch nicht täuschen von seiner unnahbaren Art. Er ist die Person, mit der ich hier am liebsten meine Zeit verbracht habe." Unglaubwürdig schauten sie mich an und glaubten mir wohl kein einziges Wort. Er hatte sich heute auch nicht wirklich von seiner besten Seite gezeigt, daher war die Frage, die Armin stellte, gar nicht so verwerflich, „Wirklich mit ihm?"

„Oh ja, wir trinken immer gemeinsam Tee am Abend. Er redet nicht so viel, aber dafür zeigt er vieles durch Taten." Schwärmte ich und erinnerte mich an den Abend, als er mir vor dem Kamin etwas vorgelesen hatte. Hinter dieser harten Schale versteckte sich ein Mann, der nicht wusste, wie man mit Gefühlen umgehen sollte. Die Kinder fragten mich noch stundenlang aus und wollten alles wissen. Und natürlich erzählte ich ihnen von allen Missionen, die ich erlebt hatte, berichtete von den Tagesabläufen und gab ihnen Tipps, wie man Hanji am besten loswurde oder Levi wieder beruhigte. Am Ende des Abends stand ich mit Jean im Flur und umarmte ihn. „Ich hab dich vermisst." Flüsterte ich in sein Ohr, bevor ich mich mit einem Wangenkuss von ihm verabschiedete.

Leise schlich ich durch den leeren Gang und hielt vor der Zimmertür inne. Von dort kamen keine Geräusche, vielleicht schlief er, ja? Also öffnete ich dir Tür vorsichtig doch niemand war dort zu sehen, mhm vielleicht hat er ja eine Besprechung? Dann könnte ich mich ja schon ein mal umziehen und noch etwas lesen, bevor er wieder kommen würde. Und genau das tat ich auch und so saß ich eingekuschelt mit einer Decke auf der Couch und stöberte in einem wirklich ausgezeichneten Roman. Das Kerzenwachs schwand von Stunde zu Stunde, in denen er nicht auftauchte, kurz bevor sie für immer erloschen wäre, wurde die Tür geöffnet. Levi kam herein und sah mich aus kalten Augen aus an, warum schloss er den die Tür nicht?

Hinter ihm lief eine junge Frau mit langen hellbraunen Haaren herein. Ihr katzenartigen Augen fixierten mich und anhand ihrer Gestik konnte man ablesen, dass sie mich nicht leiden konnte. Levi schaute zwischen uns beiden kurz Hin und Her, ehe er sich an seinen Schreibtisch setzt und etwas zusammensuchte. „Die Unterlagen für Sie." Sagte er, während er ihr einen Umschlag in die Hand drückte, zu ihrem Entsetzen natürlich. Na das könnte ja noch lustig werden, so gleich protestierte sie und verschränkte ihre Arme. Mit ihrem Schmollmund blinzelte sie ihn an, „Ich dachte, wir könnten das gemeinsam durchgehen." Ihre Stimme war viel mehr ein lustvolles Hauchen als eine richtige Aussage. Er beachtete sie gar nicht weiter hin und widmete sich bereits unserem Abendtee.

„Der Hauptgefreite und ich trinken am Abend gerne einen Tee, bevor ich zu Bett gehe. Also in das Zimmer neben an den dort habe ich mein Zimmer." Sagte ich fröhlich und stellte die beiden Tassen auf den Tisch, als sie das sah, stürmte sie eingeschnappt davon, ohne etwas zu erwidern. Freudestrahlend setzte ich mich zu ihm an den Tisch und füllte die Teebeutel mit einer neuen Teemischung. „Der Hauptgefreite? Seit wann bist du so förmlich mir gegenüber." Bemerkte er beim Eingießen des heißen Wassers, eigentlich, fand ich das ganze gar nicht so amüsant. Nun gut ihr Verhalten war amüsant, aber wieso hatte er sie überhaupt hier hergebracht?

„Seit dem du irgendwelche Frauen hier anschleppst." Antwortete ich schlecht gelaunt, ohne ihn dabei anzuschauen, „Tch anschleppen ist das falsche Wort, ich musste ihr etwas gegeben." Sein Kiefer spannte sich an, während er zur Seite schaute, „Wenn du mich ärgern willst, dann hast du kläglich versagt." Stellte ich fest und wollte ihm so klarmachen, dass mir bewusst war, was seine Absicht war.

„Du redest immer so viel Unsinn, Philina, das hält man ja nicht aus." Fing er sofort an und leitete unseren alltäglichen Streit ein. Auf mein, „Dann teile dir dein Zimmer doch lieber mit ihr." Folgte ein wundervolles, kaltes und klares, „Benimm dich jetzt." Aber dran dachte ich erst gar nicht, er wollte mich absichtlich eifersüchtig machen und das sicherlich nur, weil ich bei Jean war. Ich wurde stiller, während er sich weiterhin aufregte, bis ich den Stuhl zurückschob und in einem ruhigen, aber bedrohlichen Ton sagte, „Trink deinen Tee doch allein, du Riesenidiot!"

Ich war bereits an meiner Zimmertür angekommen, als ich einen weiteren Stuhl über das Hols rutschen hörte. „Du bist den Abend über zu den Rekruten verschwunden."

„Weil Jean da ist!" Entgegnete ich entsetzt, aber ich hatte recht, es war seinetwegen. Mir war es bereits aufgefallen, als wir im Speisesaal waren. „Beziehung innerhalb der Einheit werden nicht toleriert. Wenn es dazu kommen sollte, werde ich einen von euch beiden herauswerfen."

„Er ist meine Familie, wieso bist du jetzt so?"

„Das würdest du doch eh nur in den falschen Hals kriegen." Gab er zu und klang dabei ziemlich kleinlaut, das war ungewohnt. War er vielleicht krank geworden? „Dir-„ Nein konnte ich es sagen? Aber natürlich! „Du magst es nicht, wenn ich etwas mit anderen Männern zu tun habe." Schmunzelte ich zufrieden und sah ihn herausfordernd an, was wollte er darauf schon antworten? „Hör auf, so eine Scheiße zu erzählen." Kam es von ihm, aber was sollte auch sinnvolles dabei herauskommen „DU MAGST MICH!" Sagte ich freudig und fiel ihm um den Hals, oh mein süßer Levi!

Like Moon and Sun - LevixOcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt