34.

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Ich hatte den restlichen Tag viel Unterricht. Der König war der Meinung, ich müsste vieles lernen über das Verhalten einer wahren Dame. Was sollte das heißen, eine wahre Dame? Ich bin eine Frau und kein Objekt. Sollte ich jemals wie eines behandelt werden, dann kann man sich sicher sein, dass ich diese Person töten werde.

Gelangweilt schaute ich aus dem Fenster, als die Lehrerin mir etwas von der Geschichte des Königshauses erzählte. Wen interessiert das denn? Viel lieber würde ich jetzt mit dem anderen trainieren oder extra Runden laufen. Sollte ich ihnen vielleicht ein Brief schreiben und mich entschuldigen? Oder wenigstens Bescheid sagen, dass es mir gut geht, vielleicht würde sie das freuen. Ich könnte auch dem König vorschlagen, dass sie mehr Essen an die Bevölkerung verteilen sollten. Dieses Frühstück heute Morgen war wirklich etwas übertrieben. „Frau Kirchner!", die schrille Stimme der alten Frau ließ mich aufschrecken. Tadelnd sah sie mich an, „Tzz, Tzz, Tzz. So wird das nichts. Achten sie auf ihre Haltung!" Sie drückte meinen Rücken gerade und hob mein Kinn an. „Werden sie nun diesem Unterricht bitte ihre Beachtung schenken?" Gerade als ich etwas antworten wollte, dass ihr sicherlich die Sprache verschlagen hätte, kam mir jemand zu vor. „Dies wird nicht nötig sein Frau Brenner. Die Hofschneiderin wäre nun so weit. Bitte folgen Sie mir, Philina." Mit einem Lächeln stand ich auf und folgte James vor die Tür. Dieser nickte mir zu und lief mir voraus, schweigend folgte ich ihm, bis wir bei meinem Zimmer ankamen.

Als er mir die Tür öffnet, trat ich hinein, auf einem der Sofas saßen Personen. „Ich lasse sie vier nun allein." Kündigte er an und schloss die Tür hinter sich. Natürlich erkannte ich die drei sofort, doch ich war nervös. James hatte mich doch wirklich hereingelegt, eine Frechheit. Ich atmete einmal tief ein und setzte mich in Bewegung. Gegenüber von ihnen setzte ich mich hin und schaute sie an. Erwin lächelte mir leicht zu, während Hanji mich genauestens beobachtete. Levi allerdings schaute mit seinem kalten Blick an mir vorbei. „Ihr seit hier." Merkte ich an und lehnte mich nach vorne. „Wir sind hier, um dir zu danken." Sagte Erwin ernst, „Doch wir möchten dich auch warnen."

„Warnen wo vor?" Fragte ich erstaunt und war sehr gespannt, was sie nun zu erzählen hatten. „Der weibliche Titan ist hier in der Militärpolizei und heute findet der Angriff anstatt." Fing Hanji an, doch wurde von einem Klopfen unterbrochen, „Entschuldigt mich bitte kurz." Ich ging auf die Tür zu und schaute nach, wer dort etwas von mir wollte. Eine der Zofen stand dort mit einem riesigen Blumenstrauß und überreichte mit diesen. „Sie sind von ihrer Majestät, Prinz Maximilian." Mit einem lieblosen Lächeln nahm ich diese an und ging wieder zu den anderen. Versteht mich nicht falsch, es war eine nette Geste. Hätte ich ihm nicht vor vier Stunden gesagt, dass ich Rosen hasste. Den Strauß warf ich sofort in den Müll und setzte mich wieder. Der Blick, welchen Levi mir jetzt schenkte, sprach ganze Bände. „Nun, was habe ich mit den weiblichen Titan zu tun?"

„Wir werden sie heute gefangen nehmen. Es könnte zu Kämpfen kommen, bitte achte auf dich und vertraue dich keinem der Polizisten an." Beendete Erwin das, was Hanji angefangen hatte. „Ich bin nun verabredet, um Vorbereitungen zu treffen." Ergänzte er und stand auf, „Philina es war mir eine Ehre, mit dir zusammenzuarbeiten." Sagte er, bevor er mich in eine Umarmung zog und anschließend ging. „Ich werde kurz zu Moblit gehen, ich hole dich gleich ab." Sagte Hanji an Levi gerichtet und war auch schon gegangen. Das war ein schlechter Scherz, oder? Das haben die beiden extra gemacht und ich war mir sehr sicher, dass es Hanjis Idee war. Unbeholfen schaute ich mich um, ich wollte nur seinem Blick nicht begegnen. „Dein Verlobter scheint dich gut zu kennen." Sagte er sarkastisch und deutete auf die Rosen, seufzend ließ ich mich zurückfallen. „Ich kann dir das alles erklären."

„Du musst mir nichts erklären, du hast eine Entscheidung getroffen, mit der wir jetzt leben müssen." Erwiderte er kalt und stellte die Tasse vor sich ab, doch seinen angewiderten Blick konnte er nicht verstecken. „Es ist nicht so einfach, ich kann dir alles erklären. Du könntest hier bleiben, du bist doch sowieso verletzt."

„Irgendetwas scheint in deinem hohlen Kopf nicht zu funktionieren. Du willst, dass ich hier bei dir bleibe, mit dem Wissen, dass du hier bist, weil du einen anderen Mann heiratest?" Entgegnete er mir wütend mit verschränkten Armen. Ja natürlich wirkt, das alles komisch, doch ich mache das alles doch nicht aus Liebe. Verzweifelt sah ich ihn an und flehte ihn bereits an, „Bitte, ich kann dir bald alles erklären und dann wirst du mich verstehen."

„Du solltest hier bleiben und uns nie wieder aufsuchen." Sagte er und stand wutentbrannt auf, stürmisch verließ er das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Ich fiel zurück auf die Couch, von der ich gerade noch aufgesprungen war. Meine rechte Hand strich über die kuschlige Decke, während mein Blick trüber wurde. Es war, als wäre ich ein Geist, der sich die Erinnerungen der vergangenen Zeit anschaute. Erinnerungen an die Zeiten, die ich mit Levi geteilt hatte. Erinnerungen, die nun in meinem Kopf lebten, an denen ich mich in einsamen Nächten klammern konnte. Die erste Träne lief über meine Wange, als ich all die schönen Momente sah. „Sagen sie, ist alles in Ordnung bei ihnen?" Verwirrt schaute ich auf und sah in das besorgte Gesicht von James. Dieser setzte sich sofort neben mich und drückte mir ein Taschentuch in die Hand. „Ja, James, alles ist super." Entgegnete ich ihm und musste sarkastisch auflachen. Denn am liebsten wäre ich weggerannt und hätte alles hinter mir gelassen. „Warum lügen sie? Maximilian ist nicht hier, sie dürfen gerne die Wahrheit erzählen."

„Es ist wirklich alles gut, ich habe nur in Erinnerungen geschwelgt." Erklärte ich ihm, während ich die letzte Träne aus meinem Gesicht wischte und ein frisches Lächeln aufsetzte. „Weil sie in ihn verliebt sind?" Fragte er nach und klang dabei so ruhig und gefasst. Geschockt schoss mein Kopf in seine Richtung, doch ich musste Haltung bewahren. „Oh, aber natürlich liebe ich ihn, sonst würde ich ihn nicht heiraten."

„Ich meine den Hauptgefreiten, er ist derjenige, dem ihr Herz gehört, nicht wahr?" Diese Worte halten noch lange durch meinen Kopf. Der, dem mein Herz gehörte. Hatte es denn jemals einem anderen Mann gehört? „James, wie kommst du darauf?"

„Ich sah Ihren Blick, als sie ihn gesehen haben. Er war voller Freude und zeitgleich so schmerzerfüllt, ich nehme daher an das er nichts von dem Deal weiß?" Er lächelte leicht und musste ebenfalls lachen, „Seien sie unbesorgt, Erwin hat mich bereits vor Wochen eingeweiht. Und ganz unter uns, niemand bei klarem Verstand würde Maximilian so schnell und überstürzt heiraten."

„Oh ... Aber wenn du von all dem wusstest, warum hast du denn nichts gesagt?" Fragte ich erstaunt nach, „Sie sollten nicht wegen eines Plappermaul wie mir in Gefahr geraten."

„Das ist wirklich sehr gütig von dir, vielen Dank." Antwortete ich ihm und schaffte es ein halbwegs ehrliches Lächeln hinzubekommen. „Also erzählen Sie bitte mir keinen Unsinn. Sie zwei lieben sich und er sollte an der Stelle des Prinzen stehen."

„Ja, das wäre durchaus eine angenehmere Angelegenheit."

Like Moon and Sun - LevixOcWo Geschichten leben. Entdecke jetzt