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SAWYER

»Ihr kleinen dreckigen Hunde!«, plärrt der alte Sack uns entgegen, nachdem James ihn zurück aufs Bett gedrückt hat und ihm seine eigene Kanone zwischen die Augen schiebt. »Na, na, na«, tadelt der Schwarzhaarige wie mit einem Kind und packt seine Kehle ein bisschen fester, was Sergio einen gequälten Laut entlockt. »Was wollt ihr hier?«
James schnaubt dunkel auf. »Was wir hier wollen?«, er entsichert die Pistole und presst den Lauf zwischen Sergios Augenbrauen, »du hast etwas, dass uns gehört.«
Diesmal ist es der Russe, der rau auflacht. Seine Augen gleiten von ihm zu mir, dann richten sie sich wieder auf meinen besten Freund, der über ihm beugt. »Die kleine Brünette ist zuckersüß. Ihr habt Geschmack, das muss man euch lassen.« Für sein dämliches grinsen fängt er sich eine mit der Pistole ein. Stöhnend kneift er seine Augen zusammen, als ihm Blut über die Stirn aufs Kopfkissen rinnt. »Zu schade, dass ihr sie nie finden werdet.«
»Was meinst du damit?«, knurre ich und trete einen Schritt nach vorn. Ich sehe mich im Zimmer um, halte einen Moment an der kleinen Hure neben dem Fenster inne, um sie zu betrachten. Sie weint wie ein Schlosshund, ihre Finger sind gerötet und die Handgelenke aufgerieben. Aber sie ist nicht Jane.
»Das ist ein Spiel für dich«, spuckt James und packt seine Kehle noch fester. Der alte Sack japst nach Luft, versucht ihn von sich zu drücken, aber James ist zu stark, um sich abwimmeln zu lassen. »Du denkst, wir lassen mit uns spielen?«
»Genau das tue ich doch gerade«, keift Sergio, »und hab euch gepackt wie zwei räudige Hunde. Seht euch an. Wäre sie schon früher da gewesen, säße ich noch auf meinem Thron. Ich bin der König der Londoner Unte- AH!«
Ehe ich es selbst begreife, ist die Klinge meines Messers wie Butter in sein Bein eingedrungen. Blut rinnt aus seinem Oberschenkel, er schreit wie ein Schwein auf der Schlachtbank, windet sich und versucht uns zu entkommen. »Ihr kleinen Hunde! Ihr werdet Sie nie finden, hört ihr?!«, schreit er uns entgegen. Wütend stemme ich mich von der anderen Seite auf sein Bett und hole aus. James Hand um seine Kehle verschwindet, er lässt mich machen, weil er weiß, dass ich diese Informationen aus ihm herausbekommen werde.
»Deine scheiß Zeiten als Herrscher sind schon längst gezählt!«, brumme ich und packe sein schwitziges Kinn. Zum Glück trage ich Handschuhe. Meine Finger graben sich in seinen Kiefer, er keucht, versucht mich von sich zu drücken. Lächelnd greife ich mit meiner anderen Hand hinunter zu dem Messer, welches noch immer in seinem Oberschenkel steckt. Als ich den Griff umschließe und es langsam drehe, stöhnt er erstickend und verzieht sein Gesicht. Sprechen kann er unmöglich. »Hör mal zu, du kleine Pussy. Du bist ein niemand und warst nie etwas anderes. Du bist erbärmlich, Sergio Karakov. Ein Tier, welches hart wird, wenn er andere verletzen und umbringen kann«, spucke ich ihm verachtend ins Gesicht und drehe das Messer einmal herum. Seinen Schrei ersticke ich mit meiner Hand. Lächelnd beuge ich mich hinab zu seinem Ohr, atme seinen nach Alkohol und schwerem Parfüm stinkenden Duft ein. »Du sagst uns jetzt, wo wir das finden, was wir suchen, sonst schneide ich dir deinen mickrigen schrumpeligen Schwanz ab und stopfe ihn dir ins Maul, bis du daran erstickst«, flüstere ich kalt und ziehe das Messer mit einem Ruck aus seinem Fleisch. Er gibt einen erstickenden Laut von sich.
»Tick Tack«, sage ich trocken als ich mich wieder aufrichte, und auf ihn hinabsehe, »Tick Tack Sergio.«

Drei Männer pinnen ihn am Bett fest, während James in einer Schublade neben seinem Bett Handschellen findet, mit denen er seine Hände am Kopfteil festmacht, sodass er nicht entkommen kann. Er versucht, um sich zu treten, aber sein rechtes Bein ist außer Gefecht gesetzt und das linke wehrt James gekonnt ab. Die Klinge meines Messers lasse ich über seine Haut tanzen, den fetten Bauch hinab zu seinem Schwanz. »Wo ist Sie?«, will ich wissen. Schweratmend starrt er mich an und schweigt. »Wo ist Sie?«, wiederhole ich mich und lege meine Hand auf die Wunde, packe zu. »Ihr werdet Sie nie finden!«, wiederholt der räudige Hund seine Worte plärrend und fletscht seine Zähne. Ich lache auf. Keine Frage, dass es etwas psychopathisch klingt. »Wir wissen, dass du Sie hast, Sergio. Aber was ist dein Plan mit ihr? Soll sie deine persönliche Nutte werden, so wie die da?« James nickt auf die Frau in der Ecke des Zimmers, die weinend auf den Boden starrt und sich zitternd mit den Armen umschlossen hält. Um die können wir uns später kümmern. Sie sieht eh nicht so aus, als würde sie im Moment viel mitbekommen. Die Einstichstelle an ihrem Hals stammt vermutlich von Drogen. Was auch immer die ihr gegeben haben, Sie wirkt weggetreten.

Sergios krankes Lachen holt mich zurück ins hier und jetzt. Ich hätte kein Problem damit, ihm die Finger und den Schwanz abzuschneiden. Er hat uns so viele Jahre das Leben zur Hölle gemacht und versucht uns zu töten. Ich bin es leid, mich mit diesem rückgratlosen Hurensohn herumzuschlagen. In meinen Fingern kribbelt es bereits mordlustig. Ich will ihn mit jeder Faser meines Körpers dem Erdboden gleichmachen, seine Existenz vernichten, so wie er es mit unzähligen unserer Männer tat. James und ich haben Jahre gebraucht, um an den Punkt zu gelangen, an dem wir nun sind. Dabei hat er uns so viele Steine wie nur möglich in den Weg gelegt, weil er wusste, dass wir besser sind als er. Uns folgen die Menschen aus Respekt, ihm aus Angst.
Das unterscheidet uns.

»Ich kenne dich schon so lange, Sawyer Young«, krächzt er mit russischem Akzent, »du bist genau wie er.«
Zornig hole ich aus und trümmere ihm meine Faust ins Gesicht, in der ich noch das Messer halte. Der Griff bohrt sich in seine Haut, seine Nase knackt, er beginnt Blut zu spucken. »Halt dein verschissenes Maul!«, schreie ich ihn an und schlage gleich nochmal zu. Immer und immer wieder, während vor meinem Gesicht Bilder von ihm aufblitzen. »Du hast kein Recht, auch nur an ihn zu denken!«
»Sawyer?«, hält James mich auf, bevor ich ihn nochmal schlage. Mein Brustkorb bebt, mein Herz rast und der Hass in meinem Inneren wächst sekündlich. Ich muss mir auf die Zunge beißen, um ihn nicht zu erstechen. Stattdessen schlucke ich, atme tief durch und zeige mit dem Finger auf den erbärmlichen Typ. »Du weißt gar nichts darüber, was er getan hat. Jahrelang hast du es gewusst und nichts getan!«
Sergio beginnt röchelnd zu grinsen. »Geschadet hat es dir ja anscheinend nicht. Hättest du für mich gearbeitet, wärst du etwas Großes geworden. Stattdessen hast du dich für die McLeods entschieden. Dein Vater-«
»Sawyer, nicht«, holt mich James wieder ins hier und jetzt. Lachend sieht Sergio ihn an. Der kranke Bastard, will mich auf die Palme bringen, weil er weiß, was das Thema mit mir gemacht hat. Er währt sich schon längst nicht mehr, weil er weiß, dass er sterben wird.
Ich schließe die Augen, nehme meine Hand von seinem Kiefer und lege sie stattdessen auf seine Kehle. »Ihr werdet sie nie finden, James McLeod. Aber jemand wird sicher einen guten Preis für sie zahlen und sie dann ordentlich ficken. Zu schade, dass ich es nicht tun konnte. Das kleine Biest ist leider nur ziemlich zäh. Habt ihr ganz schön den Kopf verdreht.«
James tritt neben das Bett und starrt emotionslos auf ihn hinab. Er richtet die schwarze Waffe auf seinen Kopf, schaut mich an und nickt. Ich rutsche ein Stück von ihm, während Sergios Blick wieder auf mir landen und seine vor Blut rot gefärbten Zähne zum Vorschein kommen. Bei den nächsten Worten, die aus seinem Mund kommen, sehe ich schwarz. »Dein Vater hätte dich ein bisschen härter ficken sollen.«
Mein Herz rast ins Unermessliche, die Hitze, der Zorn, die Wut in mir sind so präsent, so aufbrausend, dass ich es nicht mehr verhindern kann. Meine Hand packt seine Kehle so fest, dass er beginnt zu zucken, zu röcheln und nach Luft zu ringen. Ich nehme mein noch blutiges Messer, hole aus und schneide ihm ohne zu zögern den Schwanz ab. Er stößt einen Schrei aus, windet sich auf dem Bett, dreht sich hin und her. Ich verfalle wie in einen Rausch. Ich hole aus, ramme das Messer immer wieder in seine Brust, fühle wie es Haut und Rippen durchbricht. Blut spritzt, Knochen knacken. Vor meinen Augen bilden sich schwarze Punkte, während all meine verdrängten Erinnerungen mich einholen. Es ist ein Rausch. Ein unbändiger, schrecklicher Rausch von Emotionen und blankem Zorn, die mich beherrschen. Ich fühle nur noch Schmerz und Wut. Und diese unglaubliche Leere in meinem Herzen.

»Sawyer ... Sawyer!« Jemand packt meine Schulter, reißt mich zur Seite. In der Sekunde fällt ein Schuss. Ich schrecke auf, komme auf dem Boden zum Liegen und blicke direkt in James Augen, der gerade die Waffe fallen lässt und sich über mich beugt. Er packt meine Schultern erneut, diesmal wesentlich sanfter als gerade eben. Zitternd öffne ich meine Faust und lasse mir das Messer von ihm abnehmen. Er legt eine behandschuhte Hand an meine Wange, presst seine Lippen aufeinander und lässt seine Hand weiter in meinen Nacken wandern. »Er ist tot«, flüstert er mir zu, »es ist vorbei. Jetzt lass uns Jane finden, sie ist nicht im Haus.«
»Ich glaube, ich weiß, wo sie ist«, gebe ich zu. Mein ganzer Körper fühlt sich taub und stumpf an, als hätte meine Seele ihn soeben verlassen. »Ich glaub sie ist auf dem Flugfeld, was Philipp und ich vor ein paar Wochen entdeckt haben. Von dort aus fliegen sie die Huren in und aus der Stadt.«
»Dann komm«, brummt James und wischt mir das Blut vom Gesicht, »steh auf Saw.«

Kings of London | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt