Kapitel 44

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Eine weitere Woche war vergangen und Tōru's Entscheidung zwickte mir immer noch tief im Magen. Ich freute mich auf jeden Fall für ihn, doch wusste ich dass die Distanz zwischen uns nicht so einfach sein wird, wie wir uns erhoffen. Wir haben beschlossen, nicht mehr viel darüber nachzudenken und die restliche Zeit, die uns blieb, in vollen Zügen zu genießen.

Einfacher gesagt als getan. Denn die Gedanken, die ganze Frust und die Angst vor dieser Fernbeziehung, spukte unweigerlich in meinem Kopf herum.

Das Schellen an der Türe riss mich aus den negativen Gedanken und ich eilte schnell zur Haustüre. Mein Blick fiel auf die Uhr. Erwartet hatte ich ehrlich gesagt niemanden. Vater war auf der Arbeit und Tōru beim Training der Kleinen. Als ich die Tür öffnete, weiteten sich meine Augen. Ein Lieferant stand vor mir und sah mich erwartungsvoll an.

„Wohnt hier Sawada Hikari?", fragend sah mich der Mann mittleren Alters an.
Benommen nickte ich. Bestellt hatte ich eigentlich auch nichts.
„Das bin ich", teilte ich ihm mit und mit einem leichten Lächeln huschte er wieder zu seinem Transporter. Als er erneut hervorkam, hielt er einen gigantischen Rosenstrauß in den Händen. Diesen überreichte er mir, gefolgt von einer Karte. Nachdem ich mich bedankte, verschwand er auch wieder.

Sei um 20 Uhr bereit.
Wir gehen auf ein Date

In Liebe
Tōru

Mein Herz fing an zu flattern und ein dämliches Lächeln umspielte meine Mundwinkel.
So ein Idiot.
Er hätte mir auch einfach eine Nachricht schreiben können. Doch Oikawa Tōru liebte den großen Auftritt. Diese liebevollen und romantischen Gesten werden mir unheimlich fehlen. Wenn ich daran dachte, dass er mir anfangs so unsympathisch war. Hätte ich es nie für möglich gehalten, so zu fühlen wie ich es in diesem Moment tat.

Mein Handy zückend, verfasste ich schnell eine Nachricht:

Nachricht an Tōru      17:53 Uhr
„Vielen Dank ♥"

Nachricht von Tōru 18:01 Uhr    
„Nur das Beste für meine Liebste. Pack genug Sachen für ein ganzes Wochenende ein (*^▽^*)"

Nervös packte ich meine Sachen in eine Tasche, die für ein Wochenende wohl ausreichen sollten. Ich freute mich unheimlich, das ganze Wochenende mit ihm zu verbringen. Wenn ich wieder daran dachte, dass wir bald unseren Abschluss haben und er dann weg ist, fühlte sich mein Herz unfassbar schwer an. Kopfschüttelnd sah ich in den Spiegel, der and er gegenüberliegenden Wand befestigt war.
Feste schlug ich mir mit den Handflächen an die Wangen. Ich sollte mich zusammenreißen und die restliche Zeit erst einmal genießen, bevor ich an das Danach dachte.
Meinem Vater hinterließ ich eine Nachricht, weil er noch nicht daheim war. Als ich die Treppen hinunter tapste, klingelte es auch schon an der Türe.
Schwungvoll öffnete ich diese und empfing einen breit grinsenden Oikawa.
„Und bist du bereit?" Sein schelmisches Grinsen reichte ihm bis zu den Ohren.
Fröhlich nickte ich und wollte gerade meine Tasche schultern, diese nahm er mir jedoch ab.
Gemeinsam passierten wir das Gartentor. Zu meiner Verwunderung lief er auf ein Auto zu und verstaute meine Tasche im Kofferraum, in der bereits eine weitere lag.
Dann hielt er mir die Türe ganz gentlemanlike auf und ließ mich Platz nehmen.

„Ich wusste gar nicht, dass du einen Führerschein hast", bemerkte ich immer noch verwundert.
Ein leises Lachen entrann seiner Kehle. Seine Hand fand ihren Weg auf meinen Oberschenkel, und verblieb auf diesem. Ein leichtes Kribbeln an dieser Stelle ließ mich rot werden.
„Den habe ich bereits seit dem zweiten Oberschuljahr, aber da ich da noch keine 18 war hatte es mir nicht viel gebracht. Bis jetzt hatte ich es auch nie gebraucht, immerhin sind Schule und Training immer in unmittelbarer Nähe gewesen", lächelte er sanft.
Verstehend nickte ich. So ging es mir ebenfalls. In Tokio hatte ich zwar meinen Führerschein gemacht, aber damit ich in Bewegung blieb, lehnte ich das Angebot eines eigenen Autos ab. Zudem man in einer Großstadt wie Tokio, ohnehin kein Auto bräuchte.

Wir mussten nicht besonders lange fahren. Nach einer knappen Stunde kamen wir bereits an unserem Ziel an und befanden uns dabei immer noch in der Präfektur Miyagi.
Tōru parkte das Auto neben einigen anderen und eilte schnell aus dem Fahrzeug. Bevor ich überhaupt den Türgriff herunterdrücken konnte, wurde mir die Türe schnell geöffnet und eine helfende Hand ausgestreckt. Lächelnd nahm ich diese in meine und stieg aus.
Er nahm noch unser Gepäck und schloss das Auto hinterher ab. Auf meine Bitte, mir meine Tasche zu übergeben, schüttelte er nur belustigt den Kopf und schulterte sich beide Taschen über eine Schulter. Den anderen Arm ließ er locker über meine Schulter fallen und zog mich näher an sich heran.
„Ich lasse meine Freundin doch nichts tragen", beleidigt schnaubte ich und wollte mich von ihm lösen. Der hält mich wohl für so schwächlich.
Er ließ jedoch nicht zu, dass ich mich von ihm entfernte und drückte mich nur noch näher an sich. Dabei drückte er mir einen Kuss auf die Schläfe, welcher meine Knie weich werden ließ.

Wir mussten einen Pfad, der durch einen Wald führte, passieren. Begeistert sah ich mich umher. Das Rascheln, der umliegenden Büsche. Der weiche Boden unter unseren Füßen, der mit leicht feuchtem Gras belegt war. Das Zwitschern der Vögel, die umherflogen oder einfach in den Baumkronen hausten. Es fühlte sich einfach nur vitalisierend an und ich atmete gierig die Waldluft ein. Den schmunzelnden Blick den mir Tōru zuwarf konnte ich deutlich erkennen, doch ich ließ mich nicht aus der Fassung bringen. Zu sehr genoss ich diese Atmosphäre. Nach einem zehnminütigen Laufmarsch, kamen wir vor einer Unterkunft an.
Äußerlich wirkte es wie eine übergroße Waldhütte. Doch als wir eintraten, blieb mir beinahe der Atem stocken. Es war eine Mischung aus traditionellem und modernem Stil. Vor allem wirkte es sehr gehoben und ich konnte mir nicht vorstellen wie sich ein Schüler so etwas leisten konnte. Sofort machte sich ein mulmiges Gefühl in mir breit und unbeholfen zog ich an dem Ärmel meines Freundes. „Das sieht ziemlich teuer aus.. wir müssen das nicht machen, Tōru", lächelte ich leicht, doch die Sorge in meiner Stimme konnte ich nicht verbergen. Er sah mich erst etwas entgeistert an, doch erlangte schnell wieder die Fassung. Dann zierte ein Lächeln seine Lippen und seine Augen sahen mich liebevoll an. Ich könnte mich glatt in seinem Blick verlieren..
„Mach dir bitte keine Gedanken darüber und genieße es einfach, versprochen?"
Widerwillig nickte ich, denn wenn er mich so ansah.. wie könnte ich ihm dann widersprechen.

Starry Sky - Oikawa x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt