Kapitel 40

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Oikawa's Sicht:

Grummelnd drehte ich mich auf den Bauch. Die grellen Sonnenstrahlen kitzelten zuvor meine Nase, weswegen ich den Positionswechsel bevorzugte.
Ich tastete vorsichtig das Bett ab, um ernüchternd festzustellen, dass meine Freundin gar nicht neben mir lag.
Den Morgen hatte ich mir definitiv besser vorgestellt. Dementsprechend gelaunt, zog ich mein Handy an mich, damit ich nach der Uhrzeit sehen konnte.

Gerade mal 7:52 Uhr. Was macht dieses Mädchen so früh am morgen?

Widerwillig erhob ich mich und schlenderte ins Bad. Nachdem ich mich ein wenig frisch gemacht hatte, sah ich mich kurz um und konnte Sofia in der Küche entdecken. An ihrem Kaffee nippend, sah sie lächelnd zu mir auf. „Oh, guten Morgen Tōru", sagte sie freundlich. Ihre Begrüßung erwidernd, sah ich mich wahrscheinlich zu auffällig um. Als sie ihren Blick erneut auf mich richtete, grinste sie wissend. „Suchst du nach deiner la Reina?", amüsiert hob sie ihre Augenbrauen und sah mich auffordernd an. „La Reina?", leicht irritiert, sah ich zu der Argentinierin. „Na, du weißt schon. Deine Königin?" Plötzlich wurde mir ganz warm, die aufkommende Hitze in meinem Gesicht konnte ich kaum verbergen. Sie sah wohl, dass es mir ein wenig peinlich war dass sie meiner Freundin einen Kosenamen gab, als wäre er von mir. Kichernd winkte sie ab.
„Sie ist eine Runde laufen gegangen. Die Hitze macht ihr ein wenig zu schaffen, tagsüber hätte sie es nicht geschafft", schulterzuckend gab sie sich wieder ihrem Kaffee hin.
Stimmt. Beinahe hätte ich vergessen, dass Kari so gerne ihre Runden joggt. Wenn sie mich geweckt hätte, wäre ich mitgelaufen. Seitdem wir hier sind, hatte ich ja auch kaum Sport gemacht. Doch Kusano meinte ja auch, ich solle mich schonen. Seufzend, setzte ich mich zu der Hausherrin, die mir bereits eine dampfende Brühe entgegenstreckte.

„Wo sind denn Minato und Kusano-san?", fragte ich sie während ich den letzten Schluck, des erstaunlich leckeren Kaffees trank.
„Minato wurde von Hikari zur Schule begleitet, er war total aufgeregt", erzählte sie mit einem Strahlen im Gesicht. Dass er nun eine große Schwester hatte, gefiel dem kleinen Jungen ungemein.
Ein leichtes Schmunzeln setzte sich auf meine Lippen.
„Und Yuma wollte noch einige Sachen in der Uni erledigen, heute Abend ist er nämlich wieder auf der Arbeit", meinte sie. „Ist die Uni denn nicht seine Arbeit?", wunderte ich mich. Doch bevor ich eine Antwort bekam, ertönte bereits eine liebliche, mir allzu bekannte Stimme.
„Bin wieder daaa", grinsend kam sie zu mir rüber und drückte mir einen unschuldigen Kuss auf die Wange. „Danke für den Schlüssel, ich hänge ihn wieder an seine Stelle", sprach sie Sofia an, die nur lächelnd nickte.

Nachdem wir gemeinsam gefrühstückt hatten, huschte Kari unter die Dusche. Dabei wartete ich in unserem Zimmer auf sie.
Mit kurzen Shorts und einem bauchfreiem Top trat sie ins Zimmer und rubbelte sich dabei die Haare, mit dem Handtuch in ihrer Hand.
Bei ihrem Anblick, kribbelte es in meinen Fingerspitzen. Ich musste mich beherrschen, nicht gleich über sie herzufallen. Doch gegen mein Starren, konnte ich leider nichts machen.
„Was ist denn?", fragte sie skeptisch. Unauffällig richtete ich meinen Schritt in den Shorts.

„Du läufst hoffentlich nicht die ganze Zeit so herum?"
Wenig begeistert sah sie an sich herunter. „Wieso, wie laufe ich denn herum?", dabei richtete sie ihren Blick auf meine Hose. Sie hatte es bemerkt. Beschämt wandte ich den Blick ab und knurrte für sie unverständliche Worte.
„Sag bloß, dieser Aufzug reizt dich?", in ihrer Stimme schwang deutliche Belustigung mit, dabei trat sie ein wenig näher an mich heran.
„Natürlich reizt mich das. Aber auch jeden anderen, der dich so sehen kann", beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust und schmollte.
„Keine Sorge, diesen Anblick schenke ich nur dir allein Tōru", kicherte sie und gab mir einen Kuss auf die vorgeschobene Lippe. Beruhigt atmete ich die angehaltene Luft aus und sah sie nun munter an.

. . .

„Wieso sollte ich nochmal Sportkleidung tragen?", fragte ich meine Freundin, die in einem roten Sommerkleid herum hüpfte.
„Stell nicht so viele Fragen und vertrau mir einfach", sagte sie und ein sanftes Lächeln zuckte an ihren Mundwinkeln. Ihr vertrauen? Das tat ich bedingungslos.
Trotzdem war ich wirklich gespannt, was sie für den heutigen Tag geplant hatte. Denn seitdem Kusano nach Hause gekommen ist, war sie total hibbelig. Diese Art kannte ich gar nicht von ihr. Aber es war auf jeden Fall unheimlich süß.

„Können wir?", fragte unser Gastgeber, der ebenfalls eher sportliche Kleidung trug. Hatte sie etwa vor, Sport zu treiben. Aber dann hätte sie ja selbst auch Sportkleidung getragen. Vielleicht wollte Kusano mit der Physiotherapie beginnen. Er meinte ja bereits, dass er mir einige Übungen zeigen und auch mitgeben wollte. Irgendwie machte es mich glücklich, wie sehr sie sich um mich sorgte. Sie ist mit mir einfach bis nach Argentinien geflogen, nur damit sich der Arzt ihres Vertrauens, mein Knie ansehen konnte. Sie war so fürsorglich und schaffte es jedes Mal aufs Neue, mich aufzumuntern und nicht in ein tiefes Loch fallen zu lassen. Bevor ich sie kannte, machte mir die Sache mit meinem Knie größere Sorgen, als ich mir eingestehen wollte. Es gab Tage, da versank ich regelrecht in Depressionen, aus denen mich Iwa nur schwer herausholen konnte. Doch jetzt nahm ich die ganze Situation anders auf. Gelassener. Natürlich, war ich trotzdem frustriert über die Tatsache, dass mein Knie überlastet war und ich jetzt einige Wochen Schonfrist hatte. Aber ganz so schlimm wie früher, war es definitiv nicht. Denn ich wusste, egal wie es ausgehen würde, egal was die Zukunft bringen mag.. Hikari würde mich bei all dem unterstützen und nicht zurücklassen.

Wir fuhren eine Weile mit dem Auto und die Frage wohin unser Weg führte, umgingen beide gekonnt. Deshalb ließ ich es nun einfach auf mich zukommen.
Auf einem Parkplatz hielt Kusano an und stellte das Auto ab. Vor uns befand sich eine riesengroße Halle. Eine Sporthalle?
Also wenn ich hier Übungen wegen meines Knies machen sollte, wäre es wirklich ungewöhnlich. Aber vielleicht gab es hier eine Abteilung, die dafür zuständig war. Mit gerunzelter Stirn trat ich durch die große Eingangspforte und folgte meinen beiden Begleitern.
Die harten Schläge, die auf den Linoleum prallten, ließen mich aufhorchen.

Volleyball!

Da hatte ich keine Zweifel. Diese Art von Aufprall, würde ich überall erkennen.
Ich hatte nicht bemerkt, wie ich einfach stehen geblieben bin. Erst nach dem mich meine Freundin einige Male angesprochen hatte, erwachte ich aus der Trance.

„Ich glaube es wird Zeit dir zu sagen, welche Arbeit ich hauptsächlich ausführe", meinte Kusano und grinste vielsagend. Wie gebannt sah ich zwischen ihm und meiner Freundin, welche ebenfalls ein breites Grinsen trug, hin und her.
Doch nicht er ergriff das Wort, sondern Hikari.
„Oji-san ist Sportmediziner, der für das Team der Nationalmannschaft zuständig ist", eindringlich sah sie mir in die Augen, um keine Reaktion zu verpassen. „Nicht irgendeine Mannschaft Cariño, spann den Jungen nicht so auf die Folter", tadelte er sie.
„Ist ja gut", nörgelte sie zurück, doch ihr Lächeln verlor sie keineswegs.

„Und zwar von der argentinischen Volleyball Nationalmannschaft!"

Mein Herz fing an zu flattern und ein wohliges Kribbeln durchfuhr meine Magengegend.

Starry Sky - Oikawa x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt