10. Kapitel

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Vor 15 Jahren

Unsere Koffer waren gepackt, ich hatte dem Vermieter Bescheid gesagt und jetzt mussten wir so schnell wie möglich hier weg.
July und Jack verstanden natürlich gar nicht was los war, also erzählte ich ihnen einfach wir würden spontan umziehen. Sie waren schließlich erst 10, da konnte ich nicht einfach sagen: „Los Kinder packt eure Sachen, wir flüchten jetzt von meinem psychotischem Ex Freund der zufällig auch euer Vater ist!" Das würde ihnen Angst machen und ich hatte schon so schrecklich Angst vor ihm, das ich nicht noch zwei panische Kinder brauchte.
Das Taxi war da.
Wir gingen mit unserem Gepäck runter und stiegen so schnell wie möglich in das Taxi. Als wir alle drin saßen, überkam mich so eine Erleichterung, das ich fast eingeschlafen wäre. Den Rest der letzten Nacht hatte ich nämlich kein Auge zugemacht, stattdessen bin ich ganz panisch durch die Wohnung gelaufen und hab alles in einen Koffer gestopft was wir brauchten.
Und das war nicht viel.
Das einzige was wir in Moment brauchten war gerade Sicherheit und dafür musste ich sorgen. Nicht mal die Polizei konnte uns da helfen. Die Polizei war für mich gerade überhaupt keine Option. Das würde alles nur noch schlimmer machen, unsere einzige Option gerade war rennen. Rennen um unser Leben. Denn ich wusste nicht zu was mein Ex mittlerweile fähig war.
Nach ungefähr einer Stunde waren wir in einer ganz neuen Stadt, in der wir auch ausstiegen, nachdem ich dem Taxifahrer mehrere Scheine in die Hand gedrückt hatte. Es war eine sehr volle Stadt, es fuhren sehr viele Autos und auch viele Fußgänger liefen uns entgegen, als wir verzweifelt versuchten uns ein Weg durch die Menge zu bannen.
Doch trotzdem fühlte ich mich sicher, wir waren km weit entfernt von ihm.
„Mum ich hab Hunger" begann July irgendwann zu jammern. Auch das noch, ich hatte irgendwie gar nicht bedacht, das die beiden irgendwann Hunger kriegen würden.
„Ja Schatz wir gehen gleich was essen" versprach ich ihr.

„Ok das Essen wird in 15 min da sein" meinte die Kellnerin des vollen Restaurants, in dem wir uns zu Mittagessen hingesetzt hatten. Ich bedankte mich und sie verschwand, nachdem sie Jack und July nochmal freundlich zu gelächelt hatte.
Hungrig lehnten wir uns in den Stühlen zurück, als plötzlich mein Handy summte. Ich schaute nach wer mir eine Nachricht geschickt hatte.

Unbekannt: Du dachtest also du kannst wegrennen Hayley?
Hahahaha!
Ich werde euch überall finden egal wo ihn seit!

Ich bekam eine Gänsehaut und blickte mich panisch um. Er war aber nicht hier, ich versuchte also mich wieder zu beruhigen.
Wieso machte er mir so eine Angst?
Vielleicht wollte er bloß seine Kinder kennenlernen! Vielleicht hatte er sich geändert und war jetzt wieder wie früher!
Aber ich durfte ihm keinesfalls vertrauen, es war zu riskant, falls er doch noch der Alte war und sich nicht geändert hatte.
Denn dann hatte ich zurecht Angst. Plötzlich wurde mir etwas bewusst, woran ich noch gar nicht gedacht hatte. Er hatte mir eine Nachricht geschickt! Auf mein Handy!
Oh Gott woher zu teufel hatte er meine Handynummer?
Und plötzlich war das sichere Gefühl weg und ich wollte am liebst gleich wieder in ein Taxi steigen und so schnell wie möglich in die nächste Stadt fahren. Ich dachte weiter scharf nach, doch dann kam unser Essen und unterbrach meine Gedankengänge.
„Guten Appetit" sagte die Kellnerin lächelnd, doch dann merkte ich das ihr Lächeln dieses Mal nicht echt, war sondern voller Panik. Verwirrt sah ich sie an, während ich den Teller mit meinem Essen zu mir hinzog.
„Alles okay mit ihnen Miss" fragte ich freundlich als sie immer noch keine Anstalt machte zu gehen und immer noch panisch lächelnd bei uns stand.
Sie schüttelte den Kopf.
„Ich soll ihnen etwas ausrichten" flüsterte sie mit zitternder Stimme, nachdem sie sich zu mir runtergebeugt hatte. Verwirrt schaute ich sie an. Ich sah zu Jack und July rüber, die komplett mit ihrem Essen beschäftigt waren, bevor ich sie fragte: „Was sollen sie mir denn Ausrichten?"
Ihre Hände zitterten, genau wie ihre Stimme, als sie mir antwortete.
„Er ist hier!"
Und dann rannte sie davon. Raus aus dem Restaurant.

Die Monologe der verzweifelten SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt